Die Nationalmannschaft reist zu zwei Länderspielen nach Nordamerika, die Bundesliga-Klubs stöhnen auf. Dabei sollte ihnen die Heim-EM 2024 ein bisschen Nachsicht wert sein.

Pit Gottschalk
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Pit Gottschalk dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Wir werden in den nächsten Tagen ein buntes Gemisch von Meinungen hören, ob die USA-Reise der Nationalmannschaft Quatsch ist oder Teambuilding. Sachlich betrachtet geht's um zwei Länderspiele, zu denen Nationalspieler reisen, die Reisen aus dem Berufsalltag gewohnt sind. Die Termine: am 14. Oktober gegen die USA in Hartford und am 18. Oktober gegen Mexiko in Philadelphia.

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Der neue Bundestrainer Julian Nagelsmann bekommt keine bessere Gelegenheit als diesen Kurztrip, um seine Spieler auf und neben dem Platz zu beobachten oder mit ihnen ein wegweisendes Gespräch zu führen. Wenn uns die Heim-EM 2024 etwas bedeutet, sollte den Vereinen, die jetzt aufstöhnen, der Abstecher nach Übersee ein wenig Nachsicht wert sein. Schluss mit der Jammerei! So schlimm ist das alles nicht.

Ja, der eine oder andere Nationalspieler wird etwas müde von der USA-Reise zurückkehren. Vielleicht weil er den Zeitunterschied nicht verkraftet, vielleicht weil nicht nur Seefahrten durstig machen. Aber müde sind die Spieler auch, wenn sie in Deutschland über Nacht zu Modeschauen nach Paris oder zum Friseur nach London abhauen. Komischerweise bleiben die Vereine dann plötzlich kleinlaut.

Leon Goretzka soll bei aller Kritik froh sein, dass er wieder dabei ist

Die Bundestrainer haben seit Jahren darunter gelitten, dass die Trainingszeiten und Vorbereitungen immer kürzer werden. Das Ergebnis ist bekannt: Drei Turniere hat die Mannschaft verschenkt. Mit dem historisch einmaligen Wechsel des Trainers von Flick zu Nagelsmann sollte nicht nur alles anders, sondern vieles auch besser werden. Trotzdem ebben die Unkenrufe und Jammerlieder nicht ab.

Das Heulen und Zähneknirschen in den Klubs, vor allem bei Borussia Dortmund, ist jedenfalls wenig zuträglich. Julian Nagelsmann, ganz Staatsmann, hat schon angekündigt, dass er die BVB-Profis vor ihrem Jahrhundertspiel am 20. Oktober gegen Werder Bremen schonen wird. Und Leon Goretzka soll doch bei aller Kritik froh sein, dass er wieder dabei ist - oder wegbleiben, wenn er Besseres vorhat.

Man fragt sich: Was soll der verspätete Widerstand gegen die USA-Reise bringen? Wir müssen da jetzt hin. Und es gibt, siehe oben, gute Gründe für den Trip. Also machen wir doch das Beste daraus: Geben Nagelsmann die Tage, die er braucht, nehmen Mats Hummels ins Nachtgebet auf, damit er der Wackelabwehr Halt gibt, und schauen anschließend zu, wie sich die Nationalmannschaft schlägt. Basta.

Verwendete Quellen:

Über den Autor:

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