Mit seiner Entscheidung, Julian Nagelsmann zum Bundestrainer zu machen, trifft der DFB den Nerv der Fußballfans. Doch nicht alle folgen dem Verband. Im Gegenteil. Dies belegt die Auswertung einer exklusiven Umfrage unserer Redaktion.

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Im Alter von nur 36 Jahren übernimmt Julian Nagelsmann die Verantwortung für das jahrzehntelang liebste Kind des deutschen Fußballfans, die Nationalmannschaft der Männer. Der DFB traut Nagelsmann dreierlei zu: in weniger als einem Jahr bis zum Beginn der zweiten Heim-EM nach 1988 eine eingespielte und willige Truppe an den Start zu bringen, mit ihr im Vorfeld die entsprechende Euphorie bei den Fans wiederzuerwecken und bei der Vergabe des EM-Titels mit der Nationalelf ein ernst zu nehmendes Wörtchen mitzureden.

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Soweit die Theorie und der gewünschte Plan. Nagelsmann lässt keinen Zweifel daran, mit der Mannschaft im eigenen Land Europameister werden zu wollen. Er fühlt sich geehrt, mit der Aufgabe betraut worden zu sein, und er fühlt sich der Aufgabe gewachsen - allen Unkenrufen und Zweiflern zum Trotz.

Nur neun Prozent bewerten Julian Nagelsmanns Inthronisierung als "sehr positiv"

In einer exklusiven Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag unserer Redaktion fragten wir: "Wie bewerten Sie die Verpflichtung von Julian Nagelsmann als neuen Fußball-Bundestrainer der Männer?" Insgesamt neun Prozent der Befragten sehen die Verpflichtung Nagelsmanns als "sehr positiv", 13 Prozent als "eher positiv", insgesamt 22 Prozent finden sich also auf der zustimmenden Seite. Dem stehen 19 Prozent ablehnende Stimmen gegenüber (elf Prozent sehen die Verpflichtung "sehr negativ", acht Prozent "eher negativ").

Analyse: Julian Nagelsmann mischt die Karten im Kader neu

In der Mehrheit aber konnten oder wollten sich die Befragten noch vor Nagelsmanns Länderspiel-Premiere als Bundestrainer nicht festlegen. Beinahe zwei Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, 59 Prozent, sind unentschieden und bewerten somit die Entscheidung des DFB für Nagelsmann nicht. In der Gruppe der teilnehmenden Frauen ist die unentschiedene Fraktion mit 64 Prozent noch ausgeprägter. 18 Prozent der Frauen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, sehen Nagelsmanns Amtsübernahme positiv, aber 18 Prozent auch negativ. Gespaltener geht das Meinungsbild in diesem Fall nicht mehr.

In seiner eigenen Altersgruppe genießt Julian Nagelsmann das geringste Vertrauen

Interessanterweise wird Nagelsmann, wie der tiefere Blick in die Auswertung verrät, in seiner eigenen Altersgruppe, der zwischen 30 und 39 Jahren, am kritischsten gesehen. Dort sehen 25 Prozent seine Anstellung negativ, und lediglich 16 Prozent bewerten sie als positiv. Bei den über 65-Jährigen wiederum erhält Nagelsmann, dem von vielen Seiten vor allem fehlende Erfahrung vorgehalten wird, von 26 Prozent "Positiv"-Stimmen, mehr als in jeder anderen Altersgruppe.

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Fazit: Nach einem halben Jahr ohne Anstellung seit seinem Rausschmiss beim FC Bayern im März 2023 steht Nagelsmann nicht nur sportlich vor einer immensen, wenn auch reizvollen Herausforderung. Vor allem gilt es, die Skepsis der Mehrheit der deutschen Fußballfans in Zustimmung zu verwandeln. Dies funktioniert nur über mitreißenden Fußball – und über Siege.

Informationen zur Methode: Für die repräsentative Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Civey stichprobenartig die Antworten von 5.034 von insgesamt 9.060 Teilnehmerinnen und Teilnehmern berücksichtigt. Das Gesamtergebnis ist repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben unter anderem Daten wie Alter, Geschlecht und Wohnort angegeben und wurden registriert und verifiziert. Civey korrigiert Verzerrungen durch ein mehrstufiges Gewichtungsverfahren. Der Befragungszeitraum war vom 22. September bis zum 24. September 2023.
Der statistische Fehler der Ergebnisse beträgt 2,5 Prozentpunkte. Zusätzliche Informationen zur Methode finden Sie auf Civey.com und im Civey-Whitepaper.
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