Rena Schwabl ist auf TikTok und Instagram erfolgreich als "Lieblingsspielerfrau" unterwegs. Auf ihren Kanälen räumt sie mit Klischees auf und zeigt, wie das "normale" Leben einer Spielerfrau aussieht. Sie studiert Jura, ihr Mann ist Fußballer und Sportdirektor – das Leben der beiden: gut durchorganisiert.

Ein Interview

Eines der letzten Videos von Rena Schwabl zeigt idyllische Bilder aus dem zurückliegenden Sommerurlaub in der Türkei. Dazu erklärt sie, wie Urlaub bei Fußballern aussieht: "Pause bedeutet, dass es trotzdem einen Lauf- und Fitnessplan gibt", erzählt sie und fährt fort: "Markus hat sich übrigens total gefreut, dass er sein Parkticket um 19:25 Uhr gelöst hat, was das Gründungsjahr seines Vereines ist."

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Mit jeder Menge Humor nimmt Rena Schwabl ihre knapp 25.000 Tiktok-Follower mit in den Alltag der Frau eines Drittligaspielers – und zeigt dabei vor allem: Von einem Luxusleben, wie man es sich bei Spielerfrauen vorstellt, ist sie weit entfernt.

TikToks "Lieblingsspielerfrau"

Wie kam es dazu, dass Sie auf TikTok einen Kanal eröffnet haben, um auf diesem über Ihr Leben als Spielerfrau zu sprechen?

Rena Schwabl: Ich war auf Tiktok unterwegs und hatte schon ein, zwei humoristische Videos gemacht, weil mir das Spaß gemacht hat. Als ich das Fußballthema angeschnitten habe, habe ich gemerkt, dass darauf sehr viele Menschen anspringen. Dann kam mir der Gedanke, dass es diese Form von Content noch nicht gibt. Mein Mann ist zwar Profifußballer, aber es gibt auch viel Nähe zum Amateurfußball. Diese Mischung fand ich sehr spannend. Später bin ich auf den Begriff "Lieblingsspielerfrau" gekommen, der auch ein bisschen provokant ist.

Rena Schwabl
Rena Schwabl im Unterhachinger Sportpark. © Rena Schwabl

Warum provokant?

Es gibt sehr viele beleidigende Kommentare auf TikTok von Leuten, die denken, ich bin die nächste Spielerfrau, die sich selbst darstellen möchte. Ich wollte es anders machen und zeigen, dass ich die Lieblingsspielerfrau werden kann, indem ich die Klischees durchbreche und zeige, dass es auch ein anderes Bild gibt als das typische, das man von Spielerfrauen im Kopf hat. Ich möchte nicht sagen, dass ich besser bin – im Gegenteil. Die meisten Spielerfrauen sind "normale" Frauen, die ins Stadion gehen, um ihren Mann anzufeuern. Ich benutze den Begriff "Spielerfrau" gern ligenübergreifend.

Was ist für Sie eine Spielerfrau?

Ich stelle mir unter dem Begriff nicht das vor, was sich die meisten vorstellen. Für mich ist es eine normale Partnerin, die ihren Mann in seinem Beruf unterstützt – und das passiert genauso umgekehrt! Mein Mann unterstützt mich auch in meinem Beruf. Man könnte sich den Begriff komplett sparen. Es gibt ihn aber und er ist negativ behaftet. Das möchte ich ändern.

Inwiefern?

Ich verstehe, wenn Menschen sich satt gesehen haben an G-Klassen und teuren Taschen. Deshalb finde ich es cooler, das zu zeigen, was mich nahbar macht. Natürlich ist man als Profisportler privilegiert, aber das beschränkt sich nicht darauf, dass man den ganzen Tag neue Handtaschen kauft.

Wie ist die Spielerfrau eines Drittligaprofis drauf?

Über das Einkommen eines Drittligaspielers herrscht viel Unwissen. Manche denken, man fliegt mit dem Privatjet, andere denken, der Spieler muss einem Nebenjob nachgehen. Die meisten Frauen von Drittligaspielern arbeiten, das ist in der Bundesliga genauso.

Zwischen Alltag und influencen

Wie sieht Ihr Alltag aus?

Mein Alltag ist sehr voll. Ich habe Jura studiert und mein erstes Staatsexamen gemacht. Dann war ich in Elternzeit. Gerade bin ich dabei, mein zweites Staatsexamen zu machen. Die Vorbereitungszeit ist sehr intensiv, dazu habe ich das Kind. Mein Mann ist nicht nur Spieler, sondern auch Sportdirektor. Er arbeitet bis zu 17 Stunden am Tag, ich arbeite den ganzen Tag. Wir teilen uns das gut auf. Unsere Tochter ist bei vielen Geschäftsterminen meines Mannes dabei, auch bei Vertragsunterzeichnungen. Bisher waren alle Vertragsunterzeichnungen erfolgreich, wenn sie dabei war (lacht). Wir schauen beide, dass meine Karriere nicht zurückstecken muss.

Das klingt sehr stressig.

Das ist sehr stressig, aber auch sehr viel Organisation. Wir sprechen viel darüber, wo das Kind dabei sein kann. Ansonsten gibt es noch die Oma.

Und nebenbei machen Sie noch TikTok-Videos.

Genau, die versuche ich, in den Alltag zu integrieren.

Wie entsteht ein TikTok-Clip bei Ihnen?

Sehr spontan. Wenn ich Kooperationen habe, möchten die Partner gern vorher wissen, was ich mache. Aber das funktioniert bei mir so nicht. Ich filme viel im Alltag mit. Was ich sage, entscheide ich oft erst in dem Moment, in dem ich das Voiceover starte. Wenn ich es anders machen würde, würde die Kreativität darunter leiden.

Gar nicht so einfach!

Ich weiß nicht, ob das noch funktionieren würde, hätte ich eine Million Follower. Diesen kreativen Prozess möchte ich gern in meinem Leben haben.

Gehen Ihnen nicht irgendwann die Geschichten aus?

Da ich den Alltag filme, ergeben sich immer wieder Geschichten. Jedes Spiel ist anders, es gibt besondere Gegner und Choreos. Dazu kann man immer etwas sagen.

Fußball und Social Media passen gut zusammen

Was wollen Sie mit Ihrem Kanal rüberbringen?

Ich möchte das Klischee durchbrechen und gute Laune verbreiten. Ich möchte nicht, dass jemand meinen Clip sieht und sich schlecht fühlt. In einem Clip habe ich zum Beispiel einen Lamborghini gezeigt und dazu gesagt, dass mir das Auto nicht gehört, dass es sehr teuer ist und ich das nicht fahren darf. Ich möchte damit zeigen, dass nicht immer alles so ist, wie man es bei Social Media sieht. Ich versuche, das normale Leben zu zeigen und nahbar zu sein.

Nicht alle Videos sind nur lustig. In einem beschreiben Sie, wie die Aufstellung der Nationalmannschaft aus AfD-Sicht aussehen würde.

Ich habe auch etwas zum Thema Frauenfußball gemacht. Es ist übel, was auf mich einprasselte, als ich die beiden Themen umgesetzt habe. Ich habe irgendwann nicht mehr in die Nachrichten geschaut. Ich bin der Meinung, dass man seine Reichweite nutzen muss bei Themen, die einem wichtig sind. Ich werde es immer sagen, wenn ich etwas zu sagen habe. Es wird aber wohl keinen kompletten Politikkanal von mir geben.

Wie gehen Sie mit Hasskommentaren unter Ihren Videos um?

Auf Tiktok gibt es gute Filter, die solche Nachrichten löschen. Früher habe ich viele Nachrichten gelesen, das war schwierig, weil man willkürlich beleidigt wird, ohne jemandem etwas getan zu haben. Es ist anonym, jeder kann niedergemacht werden. Oft ignoriere ich diese Nachrichten, manchmal antworte ich. Andere User blockiere ich. Mein Mann kennt Beleidigungen. Er hat mir gesagt, dass ich das nicht lesen sollte.

Wie ist die Resonanz im positiven Sinne?

Das treibt mich richtig an, den Account weiter zu pflegen. Das ist manchmal aufwendig, aber ich versuche, alles abzuarbeiten und etwas Nettes zurückzuschreiben. Das versuche ich zu honorieren. Das motiviert mich sehr.

Wie geht es weiter mit dem Kanal?

Seit ein paar Wochen baue ich neben dem TikTok- den Instagram-Kanal auf. Ich bin offen für vieles, es kommt darauf an, wie viel Zeit ich investieren kann. Ich suche mir die Kooperationen gezielt aus. Ich muss nicht möglichst schnell wachsen, sondern mir ist es wichtig, dass ich weiter Spaß und eine coole Community habe. Die Reichweite meiner beiden Kanäle ist schon jetzt krass. Ein durchschnittliches Video hat mehr als 50.000 Views!

Wie viel Fußball schauen Sie denn bei allem Fußball-Content noch selbst gern?

Mir ist aufgefallen, dass ich vergangene Saison kein einziges Bundesligaspiel geschaut, sondern nur die dritte Liga verfolgt habe. Es variiert immer. Bei der EM bin ich voll dabei. Am liebsten mag ich Relegationsspiele wegen ihrer besonderen Spannung. Bei meinem Mann und mir läuft der Fernseher nicht oft, aber wenn er läuft, läuft Fußball.

Was ist Ihr Ausgleich zum Fußball?

Fußball ist mein Ausgleich zu Jura, so sehe ich das. Vielleicht sind meine Videos auf Tiktok und Instagram auch ein wenig Therapie.

Verwendete Quellen:

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

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Teaserbild: © Rena Schwabl