Deutschland gegen England, Adler gegen "Three Lions": Der Fußballklassiker ist ein Duell mit großen Gefühlen. Im letzten Länderspiel des Jahres wollen die deutschen Fußballer an diesem Dienstagabend (21 Uhr, in der ARD oder bei uns im Liveticker) Schwung fürs WM-Jahr mitnehmen. Wir erklären Ihnen mit einem Augenzwinkern, warum wir in allen Bereichen besser sind als die Jungs von der Insel.
1. Unser Nationalteam ist begehrter
Nach unseren Fußballkünstlern leckt man sich in Europa die Finger. Vor allem die deutschen Mittelfeldspieler gehören zu den besten Vertretern ihrer Zunft. Die Stars von Bayern und Dortmund verzücken Fußballfans auf der ganzen Welt: Ein Hackentrick von Marco Reus hier, ein Lupfer von Thomas Müller dort und hin und wieder zimmert Toni Kroos das Runde in das Eck vom Eckigen.
Auch die englischen Klubs wollen ihre Mannschaften mit deutschen Fußballern verbessern - selbst wenn sie deren Namen nicht aussprechen können. Mesut Özil ist beim FC Arsenal zum Publikumsliebling geworden und hat bei den "Gunners" wieder Feuer in den Kanonen gezündet. Die feinen Füße von André Schürrle will José Mourinho beim FC Chelsea weiter veredeln. Selbst Team-Opa Miroslav Klose ist mit seinen 35 Lenzen noch so ein begehrtes Stück, dass Gerüchte um einen Wechsel zum FC Barcelona im Umlauf sind. Die internationale Wertschätzung drückt sich auch darin aus, dass für die Wahl zum Weltfußballer fünf Deutsche nominiert sind - aber kein einziger Engländer.
Im englischen Team ist allein Wayne Rooney ein echter Weltstar, an ihn heranreichen vielleicht noch Nachwuchstalent Jack Wilshere und die Nimmermüden Frank Lampard und Steven Gerrard. Doch auch diese Vier können ein Malus nicht wettmachen: In der englischen DNA fehlt das Torhüter-Gen. Jüngst hat sich auch die Hoffnung zerschlagen, Joe Hart könnte diesen Fluch durchbrechen. Der Keeper verlor nach allerlei Patzern seinen Stammplatz bei Manchester City. In England ist man zwar viel Kummer gewohnt (siehe Punkt vier), aber das 0:2 zuhause am Freitag gegen Chile hat auch die selbstbewusstesten Anhänger frustriert. Kaum jemand glaubt an ein erfolgreiches Abschneiden bei der WM in Brasilien.
2. Unsere Liga ist fanfreundlicher
Nicht nur in der Wirtschaft, auch bei Luxusgütern aus dem Fußball ist Deutschland eine Export-Nation. Sieben DFB-Stammspieler sind derzeit bei einem ausländischen Arbeitgeber beschäftigt. Während die Bundesliga vor deutschen Talenten überquillt, sind die Engländer selbst in der heimischen Liga in der Minderheit. Nur rund 30 Prozent aller Spieler der Premier League wären laut der britischen Zeitung "The Sun" berechtigt, für die Nationalmannschaft zu kicken - in der Bundesliga sind es 60 Prozent.
Das deutsche Champions-League-Finale zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund ausgerechnet im Wembley-Stadion hat auf der Insel mächtig Eindruck hinterlassen. Mit widerwilliger Bewunderung und ein wenig Neid schaut man seitdem auf die "Krauts". Besonders die fanfreundlich-günstigen Stadiontickets, die für volle Ränge und gute Stimmung sorgen, finden in England Gefallen. Seit Investoren die Premier League dominieren, sind Stadion-Besuche für den normalen Fan fast unerschwinglich geworden.
3. Unsere Nachwuchsarbeit ist durchdachter
Am Anfang des 21. Jahrhunderts brach für den deutschen Fußball ein neues Zeitalter an. Der überalterte Nationalkader wurde deutlich verjüngt und die frühere "deutsche Tugend" namens Rumpelfußball starb einen stillen Tod. Statt morscher Knochen knirschen seitdem Zahnspangen, Blutgrätschen sind heute pfui und die Taille der neuen zarten Zauberfußballer ist schmaler als einst die Schenkel von Hans-Peter Briegel.
Die Erfolge des Nationalteams und der Bundesliga in den vergangenen Jahren sind maßgeblich auf die Nachwuchsarbeit des DFB und der Vereine zurückzuführen. Selbst England-Coach Roy Hodgson empfiehlt, "den DFB als Beispiel zu nehmen". Im Königreich will man beim Fußball traditionell Blut, Schweiß und Tränen sehen. Kampfgeist wird bei einem Spieler immer noch am höchsten geschätzt. Gezaubert wird auf der Insel nur bei Harry Potter. Erst in den vergangenen Jahren findet beim englischen Fußballverband FA und in den Klubs ein Umdenken statt und es wird mehr in die Jugendförderung investiert.
4. Unsere Fußballgeschichte ist erfolgreicher
In Deutschland wartet man seit fast zwei Jahrzehnten vergeblich auf den nächsten Titel bei einem großen Turnier. 82 Millionen Bundestrainer würden Jogi Löw am liebsten auf die Finger hauen, wenn es mit der Weltmeisterschaft in Brasilien nicht klappt. Dabei muss man sich im Mutterland des Fußballs schon viel länger gedulden. 1966 hielten die "Three Lions" beim WM-Sieg in Wembley zuletzt eine Trophäe in der Hand - und selbst da ging nicht alles mit rechten Dingen zu. Damals spielten die Beatles noch gemeinsam und Roy Hodgson war 18 Jahre alt. Seitdem war nicht einmal mehr eine Finalteilnahme drin.
In Deutschland kann man dagegen stolz auf jeweils drei WM- und EM-Siege zurückblicken. Im Gegensatz zu England brauchen wir auch keine Angst vor dem Elfmeterschießen haben, daran ändert auch die Champions-League-Niederlage des FC Bayern gegen den FC Chelsea 2012 nichts. Für die englischen Fans dagegen ist es ratsam, im Falle einer Entscheidung vom Punkt schon ein paar Pints intus zu haben. Dann tut das unvermeidliche Verlieren weniger weh.
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