Innovatives Highlight oder modischer Fehlgriff? Das neue DFB-Trikot für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien sorgt für Diskussionen. Das neue, vorwiegend in Weiß gehaltene Outfit trifft nicht jeden Geschmack. Auch nicht den von Horst Fetzer. Der Professor für Modedesign an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin ist der Ansicht, dass Ausrüster "adidas" an den falschen Stellen Mut zur Veränderung zeigte.

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Eine große Überraschung ist die neue Optik des deutschen Trikots für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien nicht: Bereits in der Vorwoche tauchten erste Bilder der neuen Arbeitskleidung von Mesut Özil und Co. auf. Am Dienstag stellte "adidas" das Outfit, in welchem die DFB-Stars den vierten WM-Titel der Verbandsgeschichte nach Hause bringen sollen, offiziell vor.

Dabei bricht der Ausrüster mit einigen Traditionen. Neu sind die rot- bis bordeauxroten Streifen, die die Brust des weißen Trikots zieren. Noch gewöhnungsbedürftiger ist die Farbgestaltung der Hose. Statt wie bisher in klassischem Schwarz ist diese fast komplett in Weiß gehalten. Jürgen Rank, Chefdesigner für Fußballbekleidung bei "adidas", ist naturgemäß begeistert: "Die weiße Hose symbolisiert die Leichtigkeit des deutschen Spiels. Sie ist ein Statement von Klasse, Eleganz und Spielfreude".

Horst Fetzer, Professor für Modedesign an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, sieht das anders. Die Tradition der schwarz-weißen Outfits zu verlassen sei "gefährlich", warnt der 48-Jährige. Schließlich sei die deutsche Nationalmannschaft in der alten Farbkombination einem breiten Publikum bekannt. "Wenn die ersten Spiele kommen, wird man nicht sofort erkennen, dass hier die deutsche Nationalmannschaft auftritt."

"Nicht die Innovation, die wir als Zuschauer erwarten"

Fetzer glaubt, dass "adidas" beim deutschen Trikot an den falschen Stellen die Courage zu Veränderungen hatte. "Was beim jetzigen Trikot fehlt, ist Innovation in der Form. Es wurde zwar Mut bewiesen mit einer komplett veränderten Farbigkeit, aber das ist nicht die Innovation, die wir als Zuschauer erwarten", erklärt der Modedesigner. "Wir wollen unsere Mannschaft so sehen, wie wir sie immer gesehen haben und dennoch sollte eine moderne, innovative Optik rüberkommen."

Ein positives Beispiel sei das EM-Trikot der Niederländer 2012 gewesen. "Da fand ich es extrem gelungen, wie dort mit den Nationalfarben, der Materialität, der Proportionalität und der Körperbetonung gespielt wurde", sagt Fetzer. Dass sich die deutschen Nationalfarben in den neuen Trikots nicht wiederfinden lassen, sei sehr schade. "Beim Ausweichtrikot, das Schwarz-Rot ist, hätte ich mir Schwarz-Rot-Gold gewünscht." Beim weißen Dress sei es möglich, die Nationalfarben über die Nummer, Streifen, Hosen oder Stutzen einzubringen.

Farbigkeit beinhalte immer eine klare Aussage zum Kampfes- und Siegeswillen. "Gerade die Schwarz-Rot-Gold-Farben bieten sich dafür eigentlich an." Wie gut die deutschen Nationalfarben in Trikots untergebracht werden, zeigen nach Fetzers Meinung die deutschen Leichtathletik-Jerseys. Bei diesen werde auf eine sehr schöne und ästhetische Art und Weise mit den Schwarz-Rot-Gold-Farben gespielt. "Das könnte man auch toll mit Schwarz-Weiß kombinieren."

Trikots zu weit geschnitten

Problematisch sei des Weiteren der Schnitt der neuen Jerseys. "Nach meiner Expertise muss das Trikot dem heutigen Fußball Tribut zollen, das heißt die Schnelligkeit, die Effektivität und die athletische Spielweise sollte sich im Trikot wiederspiegeln. Zu weite Trikots sind für die Wahrnehmung der Athleten auf dem Platz nicht zuträglich." Der Trend gehe daher zu athletischen, körperbetonten Schnitten. In dieser Hinsicht sei man bei "adidas" laut Fetzer "zu brav" gewesen. Auch für Kinder und Jugendliche seien diese Trikots im Vergleich zu denen anderer Nationen wie zum Beispiel Brasilien nicht so interessant.

Fetzers Fazit: "Deutschland spielt nicht in der modischen Champions League".

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