Wien - Mit Spielen, Videos und Häkeln stimmten sich Deutschlands Handballerinnen um Senkrechtstarterin Nina Engel auf der rund vierstündigen Zugfahrt von Innsbruck nach Wien auf die EM-Hauptrunde ein. In der österreichischen Metropole wartet zum Auftakt der zweiten Turnierphase gegen die Schweiz am Donnerstag (15.30 Uhr/Sportdeutschland.TV) gleich eine ambitionierte Aufgabe, ehe es gegen die Gold-Anwärter Dänemark und Norwegen sowie zum Abschluss gegen Slowenien geht.

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"Wir haben eine schwere Gruppe vor uns, aber man soll niemals nie sagen. Wir haben unsere Chancen, wenn wir auf höchstem Niveau spielen. Mal sehen, was möglich ist", sagte Engel.

Der souveräne 30:19-Sieg im Vorrundenfinale gegen Island soll auf jeden Fall Rückenwind für die zweite Turnierphase geben. "Wir freuen uns auf diese vier Duelle, denn sie helfen uns, unter Wettkampfbedingungen weiter zu wachsen", sagte Bundestrainer Markus Gaugisch und gab die Marschroute vor: "Wir blicken von Spiel zu Spiel und legen zunächst einmal den vollen Fokus auf die Schweiz, um gut zu starten."

Schlechte Ausgangslage

Vom Halbfinale redet im DHB-Lager niemand, denn die Hypothek der 22:29-Vorrundenpleite gegen die Niederlande wiegt schwer. Um sich doch noch den Traum von der ersten EM-Medaille seit 30 Jahren - bei der Premiere 1994 im eigenen Land gab es Silber - erfüllen zu können, darf sich die deutsche Mannschaft keine weitere Niederlage leisten.

Angesichts der Stärke von Olympiasieger Norwegen und des Olympia-Dritten Dänemark, die souverän durch die Vorrunde marschierten, ein schier aussichtsloses Unterfangen. "Man hat gesehen, wie stark diese Teams sind", sagte DHB-Sportvorstand Ingo Meckes und formulierte daher ebenfalls zurückhaltende Ziele: "Wir wollen demütig bleiben. Ich denke nicht an vier Siege. Aber natürlich wollen wir alles herausholen, was möglich ist."

Island - Deutschland
Trumpft bei der EM unbekümmert auf: Rückraumspielerin Nina Engel. © dpa / Marco Wolf/dpa

EM-Debütantin Engel als Vorbild

Und wer weiß: Vielleicht wächst die deutsche Mannschaft über sich hinaus, so wie es EM-Debütantin Engel im bisherigen Turnierverlauf tut. Die 21 Jahre alte Rückraumspielerin vom Bundesligisten HSG Bensheim/Auerbach trumpft unbekümmert auf und war gegen Island mit sieben Toren beste Werferin.

"Sie spielt frei auf, hat Spaß, ist selbstbewusst und mutig. Das ist erfrischend. Ich hoffe, sie behält diese Leichtigkeit bei. Das handballerische Vermögen hat sie. Es ist schön, wenn man eine junge Spielerin gleich mit so viel Selbstvertrauen im Team hat", lobte Gaugisch die Handball-Hoffnung.

Dabei hatte Engel erst einen Monat vor der EM ihr Länderspieldebüt gefeiert und war eigentlich nur als Backup zur Endrunde gereist. Durch den krankheitsbedingten Ausfall von Viola Leuchter rückte sie praktisch über Nacht in den Fokus und stellte in allen drei Spielen ihr großes Talent unter Beweis. "Ich versuche einfach, mir nicht zu viel Druck zu machen. Bis jetzt hat es sehr gut funktioniert", sagte Engel.

Wie Gaugisch ist auch Meckes beeindruckt von den Auftritten der dynamischen Linkshänderin, die mit 15 Treffern bisher beste DHB-Schützin bei der EM-Endrunde ist. "Es macht Spaß, ihr zuzuschauen. Sie ist sicherlich eine sehr, sehr positive Überraschung", sagte der Sportvorstand und äußerte den Wunsch: "Ich hoffe, dass andere Spielerinnen das auch sehen und sagen, wir brauchen vor nichts Angst zu haben. Ich hoffe, dass sich andere da ein Beispiel nehmen."  © Deutsche Presse-Agentur

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