Nach der größtenteils verkorksten Hauptrunde treten die deutschen Handballer zum Start der nächsten EM-Phase wie verwandelt auf. Mit dem verdienten Sieg gegen Weißrussland bleibt das angepeilte Ziel in Reichweite - weil viele Sachen anders laufen als zuletzt.
Mehr Biss, mehr Leidenschaft und ein teils überragender Torhüter
Zeigt die deutsche Mannschaft im zweiten Hauptrunden-Spiel am Samstag (20.30 Uhr/ZDF) gegen die noch verlustpunktfreien Kroaten eine ähnlich energiegeladene Leistung, ist auch ein Erfolg im Schlüsselspiel gegen den Mitfavoriten drin.
Kurios: Spieler in der Kabine vergessen
Selbst ein Halbzeit-Fauxpas brachte die wie verwandelt wirkende DHB-Auswahl gegen die Weißrussen nicht aus dem Tritt. Rückraumschütze Julius Kühn war kurz vor Beginn der zweiten Hälfte in der Kabine vergessen worden und wurde eingeschlossen. Kühn habe dann von innen geklopft und wurde rausgelassen, berichtete die ARD.
"Der Knoten wird nicht platzen, sondern explodieren", hatte Rückraumspieler Fabian Böhm vor der Partie angekündigt. Und wie er das tat. Die deutsche Mannschaft legte los, als hätte sie Emotionen und Leidenschaft auf der Reise von Trondheim in die österreichische Hauptstadt in einem vorher verschlossenen Koffer wiedergefunden. Anders als in der schwachen Vorrunde in Norwegen wurde jede gelungene Aktion von Spielern und Trainerteam energisch bejubelt.
Prokop setzte im Tor von Beginn an wieder auf Wolff, und nach anfänglichen Schwierigkeiten steigerte sich der 28-Jährige im Vergleich zur Vorrunde deutlich. Auch der Abwehrverbund um Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek stand viel sicherer als zuletzt - was die Grundlage für zahlreiche erfolgreiche Tempogegenstöße bildete. In der Offensive verwandelte
"Dann ist Handball sehr einfach"
Wieso die DHB-Auswahl allerdings erst zum Start in die Hauptrunde zeigte, wozu sie fähig ist, wird ihr Geheimnis bleiben. Vielleicht lag es an den deutschen Fans, die ihr Team immer wieder anfeuerten. Möglicherweise zeigten auch die Aussprachen nach dem Zittersieg gegen Lettland Wirkung. Außerdem funktionierte der von Prokop nachträglich in den EM-Kader berufene Johannes Golla als weitere Option in der Abwehr.
"Die Abwehr steht und wir haben gefühlt so viele Gegenstoßtore gemacht wie in der gesamten Vorrunde. Dann ist Handball sehr einfach", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning während der Halbzeit in der ARD. Tatsächlich dürften sich die Weißrussen, die als eines der offensivstärksten EM-Teams in die zweite Turnierphase gegangen waren, permanent unter Stress gefühlt haben. Auch nach der Pause wurden sie bei fast jeder Aktion von einem deutschen Spieler genervt. Auch Bundestrainer Prokop ruderte an der Seitenlinie immer wieder mit den Armen und fieberte bei jeder Aktion wie gewohnt mit. (best/dpa)
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