Trotz einer überragenden Leistung von Torhüter Andreas Wolff scheidet die deutsche Nationalmannschaft im Viertelfinale der Handball-WM aus. Nach der knappen Niederlage kochen die Emotionen beim DHB-Torwart hoch.

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Normalerweise ist DHB-Torwart David Späth für die großen Emotionen im Tor der deutschen Handballer verantwortlich. Niemand feiert Paraden so schön und ausgelassen wie der 22-Jährige.

Emotionen der negativen Art gab es am Mittwochabend hingegen bei Torwart-Kollege Andreas Wolff. Der (mal wieder) alles überragende Mann im deutschen Team war nach dem bitteren Aus im WM-Viertelfinale gegen Portugal (30:31 n.V.) völlig außer sich. Ein Gefühlsausbruch, wie man ihn sonst beim eher ruhigen Wolff selten sieht.

Wolff war nach dem Schlusspfiff nicht mehr zu halten, der 33-Jährige, der gegen die Portugiesen 21 Paraden zeigte und völlig zurecht zum "Player of the Match" gewählt wurde, schrie seine Wut heraus und explodierte förmlich.

"Es tut weh, so auszuscheiden. Ich werde jetzt aber nicht über mein Team herziehen."

DHB-Torhüter Andreas Wolff

Bereits während des Spiels wurde deutlich, dass der Torhüter mit der Leistung seiner Vordermänner in der Abwehr alles andere als zufrieden war. Die Defensive war gegen die schnell spielenden Portugiesen immer wieder zu behäbig und träge und ließ so immer wieder Abschlüsse auf Wolffs Kasten zu.

Seine Teamkollegen wollte der überragende Torwart der DHB-Auswahl anschließend aber nicht an den Pranger stellen. "Ich bin frustriert und verärgert, aber ich gebe ihnen nicht die Schuld. Es tut weh, so auszuscheiden. Ich werde jetzt aber nicht über mein Team herziehen", sagte der 33-Jährige nach der dramatischen Verlängerung.

Zugleich forderte Wolff eine interne Aufarbeitung des vorzeitigen Scheiterns bei der Endrunde in Dänemark, Kroatien und Norwegen, durch das die erste WM-Medaille seit dem Gold-Triumph vor 18 Jahren verpasst wurde. "Wir müssen einiges aufarbeiten. Ich habe meine Gedanken dazu, warum es nicht gereicht hat. Aber die werde ich öffentlich nicht teilen", sagte der Schlussmann vom deutschen Rekordmeister THW Kiel und machte seine Kritik damit mehr als deutlich.

DHB-Star Wolff nach Niederlage gegen Portugal völlig niedergeschlagen

Die Auszeichnung als bester Spieler der Partie ließ ihn jedoch kalt. "Es ist schön, Lob zu bekommen. Aber primär bin ich frustriert, dass wir nicht ins Halbfinale gekommen sind", sagte der Europameister von 2016 und fügte hinzu: "Ich werde mich nicht hinstellen und sagen, ich bin stolz darauf, wie gut ich gespielt habe. Das ist komplett irrelevant, wenn man nicht weiterkommt."

Andreas Wolff
Unendlich niedergeschlagen: Andreas Wolff nach dem Spiel neben seiner Auszeichnung zum "Player of the Match." © IMAGO/NTB/Stian Lysberg Solum

Umso mehr trauerte Wolff dem verpassten Halbfinale nach. "Wir haben es leider nicht wie bei Olympia geschafft, in der entscheidenden Phase den Knockout zu setzen", sagte der Routinier. Er selbst werde an dem Aus ein wenig zu knabbern haben. "Ich weiß nicht, wie lange das bei mir nachwirkt. Das sind Sachen, die verarbeitet man während der Nacht, auf der Rückreise und in der Zeit bis zum Re-Start der Bundesliga", sagte Wolff. Spätestens dann werde der Fokus aber wieder komplett auf seinem Verein liegen.

Wolff will sich nicht trösten lassen

Wie sehr ihn das WM-Aus mitnahm, wurde bereits kurz nach dem Spiel deutlich: Während Portugal den Halbfinaleinzug in der Halle frenetisch feierte, saß Wolff wie ein Häufchen Elend am Pfosten seines Tors, das er in den Minuten zuvor fast schon vollständig abriegelte. Trösten lassen wollte er sich dabei nicht. Als Teamkollege Rune Dahmke zu ihm kam, sprang Wolff auf und wütete erneut auf dem Feld.

Am Tag nach dem bitteren Aus, kurz vor der Abreise aus Norwegen, baute Wolff seinen Frust bei einem morgendlichen Training im Kraftraum des Teamhotels ab. Fest steht: Die Niederlage gegen Portugal wird beim deutschen Team nachwirken – vor allem beim überragenden Andreas Wolff.

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