Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat in einem von beiden Seiten leidenschaftlich geführten Kampf um WM-Bronze gegen Titelverteidiger Frankreich in letzter Sekunde verloren. 48 Stunden nach dem 25:31 im Halbfinale gegen Norwegen setzte es mit dem 25:26 gegen Frankreich den nächsten Nackenschlag. Zur Pause hatte Deutschland noch komfortabel mit vier Toren Vorsprung geführt.

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Blech statt Bronze: Die deutschen Handballer haben ihre erste WM-Medaille seit zwölf Jahren nach einem weiteren Krimi verpasst.

Die Mannschaft von Bundestrainer Christian Prokop unterlag im kleinen Finale im dänischen Herning gegen den entthronten Titelverteidiger Frankreich 25:26 (13:9) und musste nach der schmerzhaften Halbfinal-Niederlage gegen Norwegen die zweite große Enttäuschung innerhalb von 48 Stunden verkraften.

Daran änderten auch sieben Tore von Kapitän Uwe Gensheimer und zahlreiche Paraden des starken Torhüters Andreas Wolff nichts.

Ex-Kieler Karabatic versenkt den entscheidenden Ball

Nikola Karabatic traf eine Sekunde vor dem Ende zum Sieg der Franzosen. Damit geht die Durststrecke der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) bei einer WM weiter. Die letzte Medaille gab es beim heimischen Wintermärchen 2007.

"Der Schmerz ist sehr groß, die Franzosen waren heute cleverer", sagte Prokop im ZDF. "Das war sehr bitter. Wir spielen wir in den Schlusssekunden einen Harakiri-Pass, anstatt das Ding runterzuspielen. Wir haben sehr gut gespielt, haben uns mit eigenen Dummheiten aber um die Medaille gebracht. Insgesamt war es eine tolle WM für unsere Mannschaft", erklärte Torwart Andreas Wolff.

Gensheimer: "Verrücktes Ende"

Gensheimer ergänzte: "Wir waren in der ersten Halbzeit viel besser als die vier Tore Vorsprung. Unsere Abwehr stand bombig. Das Ende war verrückt. Sowas tut halt weh. Wir haben trotzdem ein großes Turnier gespielt, wir können uns nichts vorwerfen."

Im zehnten Spiel innerhalb von 18 Tagen beeindruckte das DHB-Team mit einer starken Willensleistung. Das Abwehr-Bollwerk um Patrick Wiencek fand zurück zu alter Stärke, Torhüter Andreas Wolff war im Gegensatz zum Halbfinale gegen Norwegen (25:31) wieder ein starker Rückhalt. Bis zur Halbzeit verzeichnete der Kieler sieben Paraden.

Im Positionsangriff hatte die DHB-Auswahl bei ihrem ersten Spiel außerhalb Deutschlands zwar wieder Probleme, doch dank der Ballgewinne in der Defensive sorgte Gensheimer per Tempogegenstoß für die 9:6-Führung (17.).

Fehler der DHB-Auswahl helfen Frankreich

Die Franzosen, die im Halbfinale gegen Dänemark völlig chancenlos waren (30:38), taten sich in der Offensive trotz Superstar Nikola Karabatic weiter schwer, profitierten aber von Fehlern der deutschen Mannschaft. Gensheimer und Co. blieben gegen den Rekordweltmeister 9:11 Minuten ohne eigenes Tor und mussten den Ausgleich zum 9:9 (23.) hinnehmen.

Doch der Einsatz stimmte, es wurde um jeden Ball gekämpft. Der Lohn war eine Vier-Tore-Führung zur Halbzeit. "Wir decken hervorragend. Vorne schmeißen wir ein paar Bälle zu viel weg", sagte Roggisch vor den zweiten 30 Minuten.

Wiencek sieht die Rote Karte

Der Angriff war auch zu Beginn des zweiten Durchgangs das Problem. Schwache Abschlüsse und technische Fehler brachten die Franzosen wieder ins Spiel. Wiencek sah zudem nach seiner dritten Zeitstrafe früh die Rote Karte und auf einmal lag das Prokop-Team mit 14:15 zurück (beides 38.).

"Wir müssen jetzt bei uns bleiben. Wir kämpfen, derzeit schenken wir es ihnen", sagte Prokop beim Stand von 16:18 in einer Auszeit (44.) - zunächst mit Erfolg. Gensheimer glich zum 22:22 aus (54.). Doch am Ende hatte Frankreich das bessere Ende für sich.

Die Teilnahme an einem Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio hatte das deutsche Team bereits vor dem kleinen Finale sicher - ein schwacher Trost. (hau/AFP)

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