Das Endspiel der Rugby-WM liegt noch in einiger Entfernung, doch für die Fidschi-Inseln braucht es das gar nicht. Der Sieg über Australien ist viel mehr wert. Der letzte liegt ewig lange zurück. In der Heimat kommt es zu spontanen Arbeitsniederlegungen, weil ein ganzes Volk nur noch feiert.

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Um 3:45 Uhr klingelten auf Fidschi die Wecker, Rugby lief im Fernsehen, und die leidenschaftlichen Fans wurden für ihren nächtlichen Einsatz voll und ganz belohnt. Bei der WM schlugen die "Flying Fijis" erstmals seit 1954 den großen Bruder Australien, ein "historischer Moment" in der Sportwelt der kleinen Pazifikinsel.

"Es war verrückt, meine Cousins schlugen auf Blechtrommeln und große Töpfe, um den Sieg Fidschis zu feiern, die Autofahrer hupten und viele gingen nicht zur Schule oder zur Arbeit", sagte Journalist Nacanieli Tuilevuka, der in Vanua Levu lebt. Ein Sinnbild für die Begeisterung und den Enthusiasmus, den die hierzulande wenig populäre Sportart im kleinen Inselstaat auslöst.

Ein Finale im Gewand eines Gruppenspiels

Bei den ausgelassenen Feierlichkeiten wurde nicht etwa der Turniersieg bejubelt, sondern "nur" der Coup gegen Favorit Australien. "Wir haben das Spiel wie ein Finale behandelt", sagte Josua Tuisova, der die Auszeichnung als bester Spieler der Partie erhielt. Das Endspiel ist zwar weit weg, das 22:15 lässt Fidschi aber zumindest vom Einzug ins Viertelfinale träumen.

Fast jeder zehnte Einwohner ist in einem der über 500 Vereine als Spieler registriert, nahezu jeder andere verfolgt die Spiele der Nationalmannschaft. Diese Vernarrtheit in die Sportart trägt im internationalen Vergleich schon länger Früchte. Bislang aber vor allem in der verkleinerten Siebener-Variante der Sportart. Dort hatte Fidschi 2016 in Rio de Janeiro Olympia-Gold gewonnen. Die erste überhaupt für einen pazifischen Inselstaat. Damals ebenfalls auf dem Feld: Josua Tuisova, der Held von Saint Etienne.

Josua Tuisova dankt seinen Mitspielern

Am 17. September hatte er mit dem entscheidenden Versuch gegen Australien erneut maßgeblichen Anteil an einer Rugby-Sensation. "Es ist historisch, und ich möchte den Jungs für ihre harte Arbeit danken", sagte der 29-Jährige selbstlos.

Bereits vor dem Turnier hatte Fidschi gegen England für einen Achtungserfolg gesorgt und die Ambitionen auf dem Weg in die Weltspitze unterstrichen. "Die Zeit in der über uns als eine Gruppe von talentierten Einzelspielern gesprochen wird, ist vorbei", sagte Cheftrainer Simon Raiwalui. "Jetzt wird über uns als ein gutes Team gesprochen."

Die Fidschis haben ihre WM-Sensation bereits geliefert

In den beiden verbleibenden Gruppenspielen gegen Georgien und Portugal ist "das gute Team" nun erstmals bei diesem Turnier auch das favorisierte Team und hat den Viertelfinaleinzug fest im Blick. Dieser wäre weitaus weniger sensationell, als der Vorrundensieg gegen Australien. (sid/hau)

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