In Mönchengladbach platzte im August für die deutschen Hockey-Männer und die deutschen Hockey-Frauen der Traum vom EM-Titel daheim. Im September in Riesenbeck hat auch die deutsche Dressur-Equipe das Nachsehen, geht aber nicht leer aus.

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Die Laune bei den heimischen Dressur-Fans verschlechterte sich schon frühzeitig. Die deutsche Nationalmannschaft hatte bei den Europameisterschaften am 7. September keine Chance und verpasste im westfälischen Riesenbeck die Titelverteidigung deutlich. Das Gastgeber-Quartett um die glänzend reitende Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera musste sich beim Heimspiel mit Silber begnügen. Gold ging an das dominierende Team aus Großbritannien.

Faires deutsches Lob für einen unschlagbaren Gegner

"Die Briten waren besser", kommentierte Dennis Peiler, der Sportchef des Reitverbandes FN. Er betonte trotzdem: "Wir hatten vier tolle Mannschafts-Leistungen mit einer überragenden Jessica. Unsere Formkurve geht nach Platz drei bei der WM nach oben." Von Bredow-Werndl sagte: "Mehr war heute nicht drin. Die Briten sind einfach abnormal stark."

Schon vor dem letzten britischen Paar mit Einzel-Weltmeisterin Charlotte Fry und Glamourdale zeichnete sich die Niederlage ab. Zu deutlich dominierten die Paare von der Insel das Geschehen im Grand Prix. "Es sieht so aus, dass es entschieden ist", sagte EM-Gastgeber Ludger Beerbaum bereits gegen Mittag. Sein Organisation-Team könne schon mal die passende Nationalhymne rausholen. Die 26. Gold-Medaille eines deutschen EM-Teams war praktisch außer Reichweite. Von Bredow-Werndl zeigte als letzte deutsche Starterin mit Dalera zwar eine extrem gute Vorstellung im Viereck, doch das reichte nicht.

Fast sechs Prozentpunkte trennten die Equipe von Bundestrainerin Monica Theodorescu schon vom neuen Europameister, bevor die Schlussreiterinnen von Bredow-Werndl und Fry auf das Dressurviereck kamen. Alles schaute auf die beiden - und von Bredow-Werndl lief unter Druck zur absoluten Höchstform auf.

Doch die Bestleistung mit Dalera (84,612 Prozent) im Grand Prix reichte nicht für den Sieg der Mannschaft, obwohl sie damit unantastbar das Einzel-Ranking anführte. Fry unterliefen keine groben Fehler, sie schwächelte ein bisschen bei der Piaffe, belegte mit ihrem WM-Pferd Glamourdale Platz drei hinter von Bredow-Werndl und Dujardin und sicherte Großbritannien damit das zweite EM-Gold überhaupt im Team.

Charlotte Dujardin punktet Frederic Wandres aus

Die Entscheidung war bereits am ersten der beiden EM-Tage zu erahnen, als der Brite Carl Hester mit Fame mehr Punkte als Isabell Werth aus Rheinberg mit Quantaz erhielt und Großbritannien in Führung brachte. Am Morgen des zweiten EM-Tages zeigte sich der derzeitige Leistungsunterschied zwischen dem britischen und dem deutschen Team noch klarer, als Charlotte Dujardin mit Imhotep deutlich besser ritt als Frederic Wandres aus Hagen mit Bluetooth. Die dreimalige Olympiasiegerin baute den Vorsprung der Briten noch einmal aus.

Frederic Wandres während der Team-Dressurprüfung auf Bluetooth
Frederic Wandres bestreitet als Teil der deutschen Mannschaft die Team-Dressurprüfung auf Bluetooth mam 7. September 2023 in Riesenbeck. Wandres' Vorstellung aber reicht nicht, um die Vorträge aus Großbritannien in der Summe zu übertreffen. © IMAGO/Stefan Lafrentz

Wandres mied das letzte Risiko, das nötig gewesen wäre. Er wollte nicht "mehr rauskitzeln", da ihm die Gefahr eines schweren Fehlers zu groß war, erklärte der 36-Jährige. So lieferte Wandres eine "sehr harmonische Runde" ab, die nicht mit der von Dujardin vergleichbar war. "Es gab keine technischen Fehler", sagte der Profi aus Hagen. "Konstanz kommt nie aus der Mode."

Nur von Bredow-Werndl konnte mit den beiden britischen Topreiterinnen Dujardin und Fry mithalten. Mit Dalera bildet die 37-Jährige aus dem bayerischen Tuntenhausen derzeit das einzige deutsche Paar, dass verlässlich mehr als 80 Prozent erreicht. Ihr Ritt war die mit Abstand beste Vorstellung des deutschen Teams.

Von Bredlow-Werndl glänzt im Vergleich mit Weltmeisterin Fry

"Ich glaube, so viele solcher Grands Prix habe ich in meinem Leben noch nicht geritten", sagte die Olympiasiegerin nach ihrem Auftritt. Beim mit Spannung erwarteten Aufeinandertreffen der zurzeit besten Dressurreiterinnen der Welt stahlen "JBW" und ihr Herzenspferd Dalera Weltmeisterin Fry und ihrem mächtigen Glamourdale zwar auf dem Viereck die Schau, die britische Mannschaft entriss den Gastgebern dennoch das fast schon abonnierte Teamgold.

Es war jedoch insgesamt ein guter Tag für das deutsche Team, das eher Silber gewann, als dass es Gold verlor. Deutschland startete von Platz zwei aussichtsreich in den zweiten Teil des Grand Prix, die 21-malige Europameisterin Isabell Werth und Matthias Alexander Rath hatten am 6. September solide vorgelegt.

Jessica von Bredow-Werndl empfiehlt sich für ihre Titelverteidigung

Schon bei der Weltmeisterschaft im Vorjahr in Dänemark, als von Bredow-Werndl wegen einer Babypause fehlte und es nur zu Bronze reichte, war jedoch der Mangel an absoluten Spitzenpaaren deutlich geworden. Von Bredow-Werndl will nun versuchen, ihre beiden Einzel-Titel zu verteidigen.

Zum deutschen Quartett gehörte auch Matthias Alexander Rath aus Kronberg. Als Startreiter hatte er die Gastgeber im Sattel von Thiago in Führung gebracht, aber an Ende wurde sein Ergebnis gestrichen. Nur die drei besten Paare jedes Landes gehen in die Mannschafts-Wertung ein. (dpa/sid/hau)

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