Riesenbeck - Die Laune bei den heimischen Dressur-Fans verschlechterte sich schon frühzeitig.
Die deutsche Nationalmannschaft hatte bei den Europameisterschaften keine Chance und verpasste im westfälischen Riesenbeck die Titelverteidigung deutlich. Das Gastgeber-Quartett um die glänzend reitende Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera musste sich beim Heimspiel mit 239,674 Prozentpunkten Silber begnügen. Gold ging an das dominierende Team aus Großbritannien (242,220), Bronze holte Weltmeister Dänemark (228,727).
"Die Briten waren besser", kommentierte Dennis Peiler, der Sportchef des Reitverbandes FN. Er betonte trotzdem: "Wir hatten vier tolle Mannschafts-Leistungen mit einer überragenden Jessica. Unsere Formkurve geht nach Platz drei bei der WM nach oben." Bundestrainerin Monica Theodorescu war auch mit Platz zwei glücklich. Silber stehe bei ihr "hoch im Kurs, auch wenn wir nicht die Titelverteidigung geschafft haben", kommentierte die Trainerin: "Ich bin sehr zufrieden."
Von Bredow-Werndl sagte zum zweiten Platz: "Mehr war heute nicht drin. Die Briten sind einfach abnormal stark." Ihr sei bereits vor ihrem Ritt klar, dass es nicht mehr zu Gold reichen werden, erklärte die Doppel-Olympiasiegerin. "Da hätten schon ein großes Wunder passieren müssen", sagte die 37-Jährige.
Britische Paare dominieren
Tatsächlich zeichnete sich schon vor dem letzten britischen Paar mit Einzel-Weltmeisterin Charlotte Fry und Glamourdale die Niederlage ab. Zu deutlich dominierten die Paare von der Insel das Geschehen im Grand Prix. "Es sieht so aus, dass es entschieden ist", sagte EM-Gastgeber Ludger Beerbaum bereits gegen Mittag. Sein Organisation-Team könne schon mal die passende Nationalhymne rausholen.
Die 26. Gold-Medaille eines deutschen EM-Teams war praktisch außer Reichweite. Von Bredow-Werndl zeigte als letzte deutsche Starterin mit Dalera zwar eine extrem gute Vorstellung im Viereck, doch das reichte nicht. "Das ist sehr speziell", sagte Team-Europameisterin Fry: "Hier Gold zu gewinnen, ist unglaublich."
Die Entscheidung war bereits am ersten der beiden EM-Tage zu erahnen, als der Brite Carl Hester mit Fame mehr Punkte als Isabell Werth aus Rheinberg mit Quantaz erhielt und Großbritannien in Führung brachte. Am Morgen des zweiten EM-Tages zeigte sich der derzeitige Leistungsunterschied zwischen dem britischen und dem deutschen Team noch klarer, als Charlotte Dujardin mit Imhotep deutlich besser ritt als Frederic Wandres aus Hagen mit Bluetooth. Die dreimalige Olympiasiegerin baute den Vorsprung der Briten noch einmal aus.
Wandres mied das letzte Risiko, das nötig gewesen wäre. Er wollte nicht "mehr rauskitzeln", da ihm die Gefahr eines schweren Fehlers zu groß war, erklärte der 36-Jährige. So lieferte Wandres eine "sehr harmonische Runde" ab, die nicht mit der von Dujardin vergleichbar war. "Es gab keine technischen Fehler", sagte der Profi aus Hagen. "Konstanz kommt nie aus der Mode."
Von Bredow-Werndl mit bester deutscher Vorstellung
Nur von Bredow-Werndl konnte mit den beiden britischen Topreiterinnen Dujardin und Fry mithalten. Mit Dalera bildet die 37-Jährige aus dem bayerischen Tuntenhausen derzeit das einzige deutsche Paar, dass verlässlich mehr als 80 Prozent erreicht. Ihr Ritt war nicht nur die mit Abstand beste Vorstellung des deutschen Teams, sondern auch der beste Grand Prix des gesamten Starterfeldes.
Für eine erneute EM-Medaille mit dem Team reichte es für Deutschlands beste Reiterin trotzdem nicht. Von Bredow-Werndl will nun versuchen, ihre beiden Einzel-Titel zu verteidigen.
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