Die Paralympics erfreuen sich auch 2024 großer Beliebtheit. Aber der Zeitpunkt der Austragung, drei Wochen nach den Olympischen Spielen, gefällt nicht jedem. Welche Vorschläge gibt es, um das zu ändern und wie viel Sinn machen sie?

Mehr News zum Thema Sport

Noch bevor Weitspringer Markus Rehm erneut zur Goldmedaille flog, äußerte er im Interview mit Sport1 einen Wunsch, der ausnahmsweise wenig mit Edelmetall zu tun hatte. "Ich würde mich freuen, wenn die Veranstaltungen zeitlich näher zusammenrücken würden", sagte Rehm dort über die Olympischen Spiele und die Paralympics.

Schließlich gibt die wochenlange Pause den Sportfans genug Zeit, sich doch wieder anderen Sportevents zuzuwenden. Immer wieder gibt es deshalb Vorschläge, die Terminierung der Paralympics zu ändern.

Paralympics direkt nach Olympia

Zu seiner Idee, die Paralympics näher an die Olympischen Spiele zu bringen, hat Rehm bereits eine genaue Vorstellung. Die Abschlussfeier der Olympischen Spiele solle am selben Tag stattfinden wie die Eröffnungszeremonie der Paralympics, erklärt er.

"Das Olympische Feuer wird symbolisch heruntergenommen und anschließend findet ein 4x100-Meter-Staffellauf mit zwei olympischen und zwei paralympischen Athleten statt. Der Sieger entzündet das Feuer neu und zeigt damit: Es geht weiter", führt er die Idee weiter aus. Ohne Pause soll es nach Olympia also direkt mit den Paralympics weitergehen.

Der Vorteil: Die Para-Sportler könnten den Hype der Olympischen Spiele in vollem Umfang mitnehmen und davon viel mehr profitieren, als es aktuell mit der wochenlangen Pause der Fall ist. Auch in der Öffentlichkeit könnten die Paralympics an die Präsenz der Olympischen Spiele anknüpfen. Die Überschneidungen, die aktuell mit der wieder anlaufenden Fußball-Saison, den US Open und dem NFL-Start bestehen, wären bei einer Austragung direkt nach den Olympischen Spielen nicht allzu groß wie jetzt.

Paralympics zusammen mit Olympia

Andere gehen sogar noch weiter und fordern, die paralympischen Wettbewerbe quasi parallel zu Olympia auszutragen. Schließlich teilen sich die beiden Veranstaltungen sowieso die Wettkampfstätten und den Austragungsort, eine Zusammenlegung scheint da wie der logische nächste Schritt zur Inklusion.

Eine gemeinsame Austragung könnte die Sichtbarkeit des paralympischen Sports aber auch schwächen, fürchtet Andrew Parsons, Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC). "Wenn die zwei Veranstaltungen zusammengelegt würden, würden die außergewöhnlichen Leistungen der Athleten normalisiert werden oder untergehen, obwohl sie volle Aufmerksamkeit verdienen", sagt Parsons.

Darüber hinaus gibt es auch ein logistisches Problem. Etwa 26.000 Betten würde das Olympische Dorf benötigen, wenn Paralympics und Olympische Spiele zeitgleich stattfinden würden – weit mehr, als aktuell benötigt werden. Auch zeitlich würden die Olympischen Spiele dadurch zu einer Monsterveranstaltung werden.

"Das würde den zeitlichen Rahmen der gesamten Veranstaltungen sprengen. Olympia wird zerfleddert, wenn die Spiele fünf Wochen dauern. Da sind viele Sportler schon wieder lange ganz woanders, wenn die Abschlussfeier stattfindet", sagt auch Deutschlands Chef de Mission Karl Quade im Interview mit unserer Redaktion über Vorschläge wie diesen. "Parallel zu Olympia würde vieles unter den Tisch fallen", lautet Quades Fazit.

Paralympics vor Olympia

Eine andere Idee wäre wiederum, die Paralympics noch vor den Olympischen Spielen stattfinden zu lassen. Schließlich ist dann die Vorfreude auf die Sommerspiele noch größer und kann dadurch auch mehr Zuschauer für die Paralympics an die Fernsehgeräte und ins Stadion zu locken – anders als nach den Olympischen Spielen, wenn der ein oder andere nach mehreren Wochen voller Wettbewerbe vielleicht schon genug hat vom sportlichen Tagesprogramm.

Auch bei IPC-Präsident Parsons ist diese Idee bereits angekommen. Allerdings hält er nicht viel davon. "Die Paralympics sollten nicht als ein Testlauf vor den Olympischen Spielen gesehen werden", erklärt er. "Im Bezug auf den Zeitplan und die Organisation würde das Austragen der Paralympics vor den Olympischen Sommerspielen so wirken wie eine Generalprobe oder ein Versuchslauf." Es ist also mehr als unwahrscheinlich, dass es in Zukunft zu einem solchen Szenario kommen wird.

Paralympics in Jahren zwischen den Olympischen Spielen

Natürlich könnte man die Paralympics auch ganz abgetrennt von Olympia austragen. Der Hintergedanke: In den Jahren zwischen den Olympischen Spielen hätten die Paralympics dann die ungeteilte Aufmerksamkeit der Zuschauer. Dafür gäbe es aber auch keine möglichen Synergie-Effekte, die zwischen den beiden Spielen entstehen könnten. Ein Beispiel dafür gibt es bereits mit den Special Olympic World Games für Sportlerinnen und Sportler mit geistiger Behinderung, die zuletzt 2023 in Berlin ausgetragen wurden.

Dazu kommen wieder organisatorische Fragen: Die Ausrichtung im selben Land könnte nicht mehr in der Form umgesetzt werden, wie sie bis jetzt möglich ist. Sportstätten, die für die Olympischen Spiele genutzt würden, müssten aufgebaut, abgebaut und dann für die nächsten Spiele in genau der gleichen Form wieder errichtet werden.

Womöglich könnte man dann gleich darüber nachdenken, die Paralympics an eigenen Austragungsorten stattfinden lassen. Und dann wären Olympia und Paralympics getrennter denn je.

Verwendete Quellen

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.