Die umstrittene Disqualifikation von Para-Läuferin Elena Congost sorgt weiterhin für viel Gesprächsstoff – auch bei unserer Leserschaft. Reaktionen auf das Marathon-Drama bei den Paralympics.

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Große Tragik am letzten Tag der Paralympics in Paris: Wegen einer kleinen Unachtsamkeit wenige Meter vor dem Ziel wurde die spanische Marathonläuferin Elena Congost nach dem Rennen disqualifiziert. Sie hatte ihren Guide vor einem Sturz bewahren wollen und dabei für wenige Augenblicke das elastische Band, das Guide und Läuferin verbinden muss, losgelassen. Die sicher geglaubte Bronzemedaille war damit dahin.

Congost war am Boden zerstört und kritisierte die Entscheidung mit deutlichen Worten: "Ich möchte, dass jeder weiß, dass ich nicht wegen eines Betrugs disqualifiziert wurde, sondern weil ich ein Mensch bin und einen Instinkt habe, der einen überkommt, wenn jemand stürzt." Die Disqualifikation der Spanierin hat im Anschluss für besonders viel Gesprächsstoff gesorgt.

Auch unsere Redaktion bekam auf den Artikel viele Zuschriften von Leserinnen und Lesern. Im Folgenden finden Sie eine Auswahl.

Das sagen unsere Leserinnen und Leser zum Marathon-Drama:

"Da frage ich mich: Was hat so eine Entscheidung mit Fairness und Sportsgeist zu tun, einer Läuferin aufgrund dieser menschlichen Reaktion und dieses kleinen Fehlers die Medaille zu versagen. Des Weiteren sollte die Viertplatzierte die Medaille ablehnen, das wäre für mich Fairness und Sportsgeist."

"Diese Auslegung der Regel wurde wohl von einer Maschine gemacht. Ein Mensch würde doch nie so inhuman reagieren. Im Sport sollte doch die Leistung bewertet werden und nicht eine unpassende Auslegung von Regeln. Sogar beim Fußball wird (meistens) eine angeschossene Hand aus kurzer Entfernung nicht bestraft."

"Wenn man bedenkt, dass ganze Nationen zumindest in der Vergangenheit (und wie sich inzwischen gezeigt hat) mit Doping ihre 'Leistungen' honoriert bekamen, ist obiger Fall in höchstem Maße beschämend, da hier im wahrsten Sinne kein Betrug vorlag. Läuferin und ihr Helfer haben alles gegeben, Hilfsbereitschaft wurde mit Disqualifikation honoriert."

Disqualifikation ist "menschlich nicht nachvollziehbar"

"Sie sollte juristisch gegen die Disqualifikation vorgehen, um solche widernatürlichen Regularien für ungültig erklären zu lassen."

"So viel zum Thema Integration!!! Niemand wurde bei/nach einem grandiosen Lauf behindert, das Regelwerk mal wieder, der Mensch kommt danach ...!"

"Gerade im Bereich des Behindertensports sollte man die Kirche mal im Dorf lassen. Nur weil jemandem auf den letzten Metern ein Band abrutscht, kann man eine Zehn-Sekunden-Zeitstrafe geben, aber für das ganze Rennen disqualifizieren, ist menschlich nicht nachvollziehbar. Solche Regeln sind nicht OK."

"Das hat mit Fairness nichts mehr tun"

"Wenn es in dem Fall eine Disqualifikation gibt, ist das einfach nur ein Skandal!"

"Wenn Hilfeleistung bestraft wird, hat das mit Sport nichts mehr zu tun. Regel hin oder her – der Vorsprung war groß genug und es wurde niemandem geschadet. Der olympische Gedanke ist schon lange aus dem Sport verschwunden, um Schreibtischtäter Geld scheffeln zu lassen. Das hat mit Fairness nichts mehr zu tun."

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"Diese Entscheidung schreit zum Himmel! Unterlassene Hilfeleistung wird u. U. bestraft. Hier wird dagegen die Helferin bestraft. Dagegen muss sie bzw. ihre Equipe-Leitung unbedingt Beschwerde erheben."

"Wenn die jugendlich frischen Offiziellen der entsprechenden Gremien so urteilen, na, dann ist das 'das Wort Gottes'! Die sind alle selber über viele Jahre tief im Sport gewesen und kennen jede Situation. Und mal ganz ehrlich, wenn sie das Band weiter fest an sich gehabt hätte, dann wäre ihr lächerlicher Drei-Minuten-Vorsprung vor der Viertplatzierten definitiv dahin geschmolzen und sie hätte auch keine Medaille... Solch 'Urteile' fällen nur Ahnungslose, Ignoranten oder Schwachköpfe."

"Tut mir leid, aber der/diejenige(n), der/die diese absurde Entscheidung getroffen hat/haben, gehört/gehören lebenslänglich von einer Funktionärstätigkeit ausgeschlossen."

Leser plädiert für Ehrung von Congost

"Die ganze Veranstaltung ist nur ein Event der Geldsäcke!! Der Vorfall zeigt mal wieder, was vom Olympischen Eid zu halten ist."

"Gelinde ausgedrückt eine Schweinerei vom Komitee! Es wird bestimmt ein Nachspiel haben! Hätte sie ihn nach Ansicht der Verantwortlichen auf den Boden fallen lassen sollen?"

"Die Disqualifikation wird einer Paraolympik nicht gerecht! Ohne Menschlichkeit KEINE Paraolympik! Wie wichtig nehmen sich Funktionäre? Schämt Euch ..."

"Höchste Hochachtung vor Elena Congost. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, sie zu ehren."

"Ich bewundere Frau Congost für ihr menschliches Verhalten. Aber offensichtlich ist das in der heutigen Zeit nicht mehr erwünscht. Witze machen auf Kosten behinderter Menschen – da wird gelacht und Athleten, die des Dopings überführt wurden, dürfen bei Olympischen Spielen starten. Keine Achtung und keine Ehre mehr auf dieser traurigen Erde."

"Eine Schweinerei! Diese Entscheidung muss korrigiert werden"

"In Anbetracht der Regeln und Festlegungen des Komitees, sehe ich eine gewisse Rechtfertigung der Disqualifikation. Regeln sind aufgestellt, um sie einzuhalten. Menschlichkeit und Nächstenhilfe hat bei den Regeln nichts zu suchen, wie es sich hier offenbart. So ist es auch in unserem sozialen Leben: Überschreitungen von Regeln werden geahndet, egal aus welchem Grund. Doch es gibt auch im Leben gewisse Ausnahmen. Im Falle hier ist ja niemand zu Schaden gekommen, eher jemand vor etwas bewahrt worden. (...) Sie wollte 'Schlimmes' vermeiden, was menschlich ist. Deshalb sollte es auch in meinen Augen nicht so restriktiv sanktioniert werden."

"Das ist doch unglaublich, was da passiert ist mit der Disqualifikation der Läuferin. Die Läuferin hat doch jemandem geholfen und nicht umgekehrt, dass man ihr geholfen hat, das Ziel zu erreichen. Eine Schweinerei! Diese Entscheidung muss korrigiert werden."

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