Marathonläuferin Elena Congost wird beim Rennen am letzten Tag der Paralympics in Paris disqualifiziert. Der Grund: Eine kleine Unachtsamkeit wenige Meter vor dem Ziel. Die Spanierin ist nach der Disqualifikation am Boden zerstört.

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Tragischer Vorfall beim Marathon am letzten Tag der Paralympics in Paris: Die Spanierin Elena Congost hatte die Bronzemedaille eigentlich schon sicher. Sehr streng ausgelegte Regeln sorgten allerdings dafür, dass Congost nach dem Einlauf ins Ziel disqualifiziert wurde.

Was war passiert?

Congost lief in der Kategorie T12 für Sehbehinderte, während des Laufs war die Spanierin mit ihrem Guide Mia Carol Bruguera unterwegs. Guide und Athletin waren beim gesamten Marathon mit einem kurzen elastischen Band verbunden. So konnte Bruguera Congost entsprechend auf dem Weg führen.

Nach rund drei Stunden ging es für das Duo dann auf die letzten Meter, Bruguera war die Anstrengung anzusehen, er schleppte sich förmlich in Richtung Ziel. Kurz vor der Ziellinie schienen den Guide dann massive Krämpfe zu plagen, seine Beine gaben kurzzeitig nach.

Kleine Unachtsamkeit sorgt für Disqualifikation

Congost wollte ihren Helfer unterstützen und griff ihm dabei für den Bruchteil einer Sekunde unter die Arme, um einen Fall zu verhindern. Ein folgenschwerer Fehler. Denn durch ihre Hilfe rutschte der Marathonläuferin kurz das elastische Band von der Hand, nach nur wenigen Augenblicken hatte sie es aber schon wieder angelegt.

Congost und Bruguera überquerten die Ziellinie, feierten ihre vermeintliche Bronzemedaille und fielen sich in die Arme. Dann der Schock: Kurz nachdem die Spanier über Bronze gejubelt hatten, teilte man ihnen mit, dass sie disqualifiziert wurden.

Im Ziel fielen sich die Spanier in die Arme
Im Ziel fielen sich die Spanier in die Arme. © IMAGO/PanoramiC/Baptiste Autissier

Der Grund: Congost, die das elastische Band kurz losgelassen hatte. Denn das strenge Regelwerk besagt, dass Läuferin und Guide über die gesamte Dauer des Laufs mit dem Band verbunden sein müssen.

"Ich möchte, dass jeder weiß, dass ich nicht wegen eines Betrugs disqualifiziert wurde, sondern weil ich ein Mensch bin."

Marathonläuferin Elena Congost

"Um ehrlich zu sein, bin ich am Boden zerstört, weil ich die Medaille bereits sicher hatte", wird Congost von der spanischen "Marca" zitiert. Nach dem Rennen machte sie ihrem Ärger Luft: "Ich möchte, dass jeder weiß, dass ich nicht wegen eines Betrugs disqualifiziert wurde, sondern weil ich ein Mensch bin und einen Instinkt habe, der einen überkommt, wenn jemand stürzt. Ich wollte ihm nur helfen."

Die Entscheidung konnte die eigentlich Drittplatzierte verständlicherweise überhaupt nicht nachvollziehen: "Ich bin super stolz auf alles, was ich getan habe. Und am Ende disqualifizieren sie mich, weil ich zehn Meter vor der Ziellinie das Seil für eine Sekunde losgelassen habe, weil eine Person neben mir mit dem Gesicht voran auf den Boden gefallen ist und ich mich festgehalten habe." Ihre Unterstützung für ihren Guide beschrieb Congost als "Reflexhandlung eines jeden Menschen".

Nutznießerin der strengen Regelauslegung ist die Japanerin Misato Michishita, die Vierte wurde und die Ziellinie rund drei Minunten nach Congost überquert hatte.

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