Die deutsche Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye sorgt für einen Paukenschlag im Finale im Stade de France. Die Zweite der Hallen-Europameisterschaften 2024 ist Olympiasiegerin. Ihr Glaube spielt eine große Rolle.

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Yemisi Ogunleye schluchzte, sie weinte vor Glück, immer wieder hielt sie die Hand ungläubig vor das Gesicht. Dann, als sie langsam realisierte, was sie da auf der ganz großen Olympia-Bühne geschafft hatte, hüpfte Ogunleye wie ein Flummi über die lila Bahn im Stade de France und schnappte sich eine Deutschland-Fahne zum Jubeln. Gold im Kugelstoßen, die Mannheimerin machte die Sensation nervenstark im sechsten Versuch perfekt. Auch dank Gottes Hilfe.

Yemisi Ogunleyes Ruhe war "nicht von dieser Erde"

"Mir fehlen die Worte, es ist unglaublich", sagte Ogunleye im ZDF und ergänzte angesprochen auf den entscheidenden letzten Versuch: "Ich habe eine unfassbare Ruhe in diesem Moment verspürt, die nicht von dieser Erde ist. Ich war so fokussiert."

Die deutsche Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye während des Wettkampfs in Paris
Die deutsche Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye sorgt im Finale am 9. August 2024 für das erste deutsche Leichtathletik-Gold bei den Spielen in Paris. © AFP/Andrej Isakovic

Ogunleye wuchtete die Vier-Kilo-Kugel im letzten Durchgang auf genau 20,00 Meter und konterte damit Maddison-Lee Wesche aus Neuseeland noch aus. Deren Antwort fiel mit 19,86 zu kurz aus.

Gold beim Olympia-Debüt

Ogunleye krönte sich zur ersten und wohl einzigen deutschen Leichtathletik-Olympiasiegerin an der Seine, und das gleich bei ihrem Olympia-Debüt. 28 Jahre nach Astrid Kumbernuss holte damit wieder eine Kugelstoßerin Olympia-Gold für Deutschland, es war zudem die vierte Medaille für die deutschen Leichtathleten in Paris. Aus den Stadionlautsprechern tönte "Völlig losgelöst", die deutschen Fans tanzten auf der Tribüne zu "Major Tom" von Peter Schilling.

Alina Kenzel landet auf Rang neun

Wesche blieb in einem hoch spannenden Wettkampf nach ihren 19,86 Metern Silber, Bronze holte Jiayuan Song aus China mit (19,32 Metern Alina Kenzel wurde mit 18,29 Metern Neunte.

Ogunleye krönte mit ihrem unerwarteten Triumph ihre bemerkenswerte Karriere, mehr als einmal stand sie schon vor dem Aufgeben. Doch nun belohnte sich die Hallen-Vizeweltmeisterin für ihren Durchhaltewillen mit Gold.

Als kleines Mädchen tanzte Ogunleye Ballett, sie turnte auch - wurde dafür aber bald zu groß. Als sie 13 Jahre alt war, begann sie mit der Leichtathletik. Schwere Knieverletzungen warfen "Yemi" aber immer wieder zurück. Nach zwei Kreuzbandrissen innerhalb kürzester Zeit, Meniskus- und Knorpelschäden im rechten Knie stand die Sport-Karriere schon auf der Kippe, bevor sie begonnen hatte.

"Gott hat mein Leben in der Hand."

Yemisi Ogunleye

Doch Ogunleye, deren Vater aus Nigeria stammt, kämpfte sich zurück. Auch unschöne Rassismus-Erfahrungen hielten sie nicht auf, ihr tiefer Glaube half Ogunleye durch die schwere Zeit. "Gottes Liebe hat mich verändert", sagte sie einmal dem SWR: "Er ist eine wichtige Stütze in meinem Leben. Egal, was passiert, Gott hat mein Leben in der Hand. Das nimmt mir komplett den Druck. Ich empfinde eine unbändige Freude, meinen Sport ausüben zu dürfen." Und nun konnte Ogunleye sogar über Olympia-Gold jubeln. (sid/bearbeitet von hau)

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