Sie ist Vorbild für Generationen und gilt für viele als die beste Tennisspielerin der Geschichte: Steffi Graf stand 377 Wochen an der Spitze der Weltrangliste und gewann 22 Grand Slams. Ihr gelang 1988 als einziger Spielerin der Golden Slam. Bis heute prägt sie die Tenniswelt, Top-Spielerinnen schauen zu ihr auf.

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Den 5. Juni 1999 wird Steffi Graf wohl niemals vergessen. Es war kein Tag, an dem sie einen Rekord erreichte oder eine Premiere feierte. Es war der Tag, an dem sich der berühmte Kreis schloss. Graf besiegte Martina Hingis im Finale der French Open und beschrieb den Sieg später als den "schönsten ihrer Karriere".

Die damals 18-jährige Hingis hatte vor dem Match den "Generationenwechsel" angekündigt und einen Sieg gegen die fast 30-jährige Graf prophezeit, die nach Knie-Operation, privaten wie beruflichen Strapazen ihr Comeback gab. Nach dem Generationenwechsel sah es lange aus: Graf verlor den ersten Satz, lag im zweiten Satz hinten. Hingis begann Diskussionen mit zwei Schiedsrichterinnen, ob ein Ball im Aus war oder nicht. Das Publikum heizte die Stimmung mit "Steffi"-Rufen an. Hingis erzählte kürzlich der "Welt am Sonntag", sie habe sich gefühlt wie in einer "Gladiatoren-Arena".

Steffi Graf wird 50: In Paris schließt sich der Kreis

Zwölf Jahre zuvor gewann Graf ihr erstes Grand Slam Turnier ebenfalls in Paris. 1987 schnupperte sie erstmals am ganz großen Erfolg: Seit vier Jahren war sie bereits in der Weltrangliste vertreten, arbeitete sich seitdem konstant nach oben und schaffte in diesem Jahr den Sprung an die Spitze – mit dem Erfolg in Paris und bei zehn weiteren Turnieren.

Das Sandplatz-Turnier in Roland-Garros gilt als anspruchsvollstes Grand Slam. Doch einfach macht es sich Steffi Graf nie während ihrer Karriere.

Bereits als Dreijährige stand sie auf dem Tennisplatz, ihr Vater Peter erkannte früh das Talent und förderte es. Als Steffi neun Jahre alt war, gab er seinen Job als Tennistrainer auf und tat alles für den großen Erfolg seiner Tochter. Steffi übertraf schnell alle Spielerinnen ihrer Altersklasse, bereits als 13-Jährige war sie als Profispielerin auf der WTA-Tour gemeldet. Graf war die jüngste Spielerin, die je in der Weltrangliste erschien.

Unbändiger Ehrgeiz treibt Steffi Graf zu Historischem an

Ein unbändiger Ehrgeiz gepaart mit einer außergewöhnlich starken Psyche war es, der sie ganz nach oben brachte. "Dein Kämpferherz und deine Stärke, auch aussichtslose Matches zu drehen, haben mich früh geprägt und mir gezeigt, was alles möglich ist, wenn man nie den Glauben an sich verliert", schreibt die derzeitige deutsche Topspielerin Angelique Kerber via "Bild" an ihr Idol.

Was alles möglich ist, zeigte Graf ein Jahr nach dem Sprung an die Spitze: 1988 gewann sie den Golden Slam, bestehend aus allen vier Grand-Slam-Titeln und der Olympischen Goldmedaille. Das erreichte bis heute keine andere Spielerin.

Steffi Graf: Vorbild für mehrere Tennis-Generationen

Sie ist Vorbild, Heldin, Antreiberin mehrerer Generationen an Tennisprofis nach ihr. "Ich kann jetzt unmöglich in zwei Minuten sagen, was sie alles für Deutschland und das deutsche Tennis getan hat", sagte Boris Becker. Er muss es wissen: Zusammen mit Graf sorgte er für einen nie da gewesenen Tennisboom in den Achtzigern und Neunzigern. Unvergessen ist der doppelte Wimbledon-Erfolg von Graf und Becker innerhalb weniger Stunden im Jahr 1989.

Hingis sagte über die Bedeutung Steffi Grafs für die Tenniswelt: "Sie hat das Tennis bereichert, vor allem athletisch hat sie neue Maßstäbe gesetzt." Grafs frühere Fed-Cup-Teamkollegin Anke Huber sagte dem SID: "Steffi Graf ist, wenn man das so sagen kann, eine Jahrhundertsportlerin, deren Glanz so schnell nicht verblassen wird."

Knie-OP und Steuerhinterziehung: Die Schattenseiten des Erfolges

Ihre starke Vorhand war es, mit der die aus Brühl stammende Baden-Württembergerin ihre Kontrahentinnen in die Knie zwang, darunter ihre erste Dauerkonkurrentin Martina Navratilova, die sie 1987 bei den French Open schlug. Später lieferte sie sich Kämpfe mit der Jugoslawin Monica Seles, die 1993 von einem verrückten Graf-Fan niedergestochen wurde und sich danach zwei Jahre zurückzog. In den Endzügen ihrer Karriere wurde die Schweizerin Martina Hingis ihre stärkste Rivalin.

Da hatte Graf schon alles erreicht – inklusive der Schattenseiten: 1995 wurde gegen die Athletin und ihren Vater wegen Steuerhinterziehung ermittelt, ihr Vater wurde später zu drei Jahren und neun Monaten Freiheitsstrafe verurteilt, während Graf ihre Unschuld bezeugen konnte.

1998 flog sie nach schwerer Knieverletzung aus der Weltrangliste. Trotz Comebacks erholte sie sich nie von den körperlichen Folgen ihrer Karriere. Im Frühjahr sagte sie dem "Stellar Magazine": "Hier zu sitzen, meine Hüfte – das schmerzt. Es ist also nicht so toll. Ich habe ein Knie, bei dem Knochen auf Knochen liegt."

Bescheiden bis heute – auch ohne Tennis

Die Schmerzen sind der Hauptgrund, weshalb sie und ihr Mann, der ehemalige Weltranglistenerste und achtmalige Grand-Slam-Sieger Andre Agassi, nur noch selten auf dem Tennisplatz stehen. Beide leben fern des Trubels in Las Vegas mit ihren beiden Kindern im Teenageralter. Heute ist Graf als Mitgründerin einer Fitnesskette für Frauen, als Fitnessbuch-Autorin und für ihre Stiftung aktiv, die sich um traumatisierte Kinder in der ganzen Welt kümmert.

Bescheiden war sie stets. "Du hast bewiesen, dass man als Weltstar bodenständig bleiben kann und nie den Blick für das Wesentliche verlieren darf", schreibt Kerber in "Bild". Das French-Open-Finale 1999 steht sinnbildlich dafür. Und zeigt Millionen jungen Tennisspielerinnen bis heute, was mit Willensstärke alles möglich ist.

Verwendete Quellen:

  • Spiegel Online: Boris Becker über Steffi Graf
  • Zdf.de: Steffi Graf - ein deutscher Weltstar
  • Berliner Morgenpost: Steffi Graf in Paris: Großer Sport, große Liebe
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