Die Invictus Games in Düsseldorf sind am Samstagabend mit einer rauschenden Abschlusszeremonie zu Ende gegangen – mit bewegenden Worten von Prinz Harry und Tränen der Rührung in den Augen seiner Frau Meghan. Adelsexperte Michael Begasse blickt im Gespräch mit unserer Redaktion auf eine besondere Woche zurück und verrät, womit das royale Paar bei den Menschen punkten konnte.

Eine Analyse
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Eine emotionale Rede auf Deutsch bei der Closing Ceremony, eine sichtlich stolze Ehefrau und Begegnungen auf Augenhöhe: Prinz Harry blickte als Mitbegründer und Schirmherr der Invictus Games auf eine bewegende Woche in Düsseldorf zurück. Eine Woche, die Menschen aus aller Welt vereint und ihn persönlich darin bestärkt hat, seinen Weg weiterzugehen.

Michael Begasse, der das Sportevent für an Seele und Körper verwundete, verletzte und erkrankte Soldatinnen und Soldaten beobachtet hat, geht auf Nachfrage unserer Redaktion sogar noch einen Schritt weiter: "Harry ist in einer komplett neuen Rolle angekommen. Vielleicht hat er endlich das gefunden, wonach er sein ganzes Leben gesucht hat."

Den Tränen nah: Harry dankt Deutschland auf Deutsch

In seinen vielen Jahren, die er den Duke of Sussex als RTL-Adelsexperte bereits begleite, habe er ihn noch nie so seriös, emotional und sympathisch erlebt wie in den vergangenen Tagen in Deutschland. Insbesondere bei der Abschlusszeremonie am Samstagabend hinterließen Harry und dessen Ehefrau Meghan, die am Dienstag nachgereist war, laut Begasse einen "herzerwärmenden Eindruck".

Sichtlich gerührt hielt der Brite in der Düsseldorfer Merkur Spiel-Arena eine Rede ohne Teleprompter, in der er sich sowohl bei den Athletinnen und Athleten als auch bei "allen Düsseldorfern und Deutschland für diese fantastischen Spiele" bedankte.

Ein Fest der Freude auch für Meghan

Auch der jüngste Sohn des britischen Königs Charles III. wurde am Samstag mit reichlich Lob bedacht – unter anderem von Frank-Walter Steinmeier. "Als sich der Bundespräsident in seiner Ansprache mit einem persönlichen Dankeschön an Harry gerichtet hat, sind mir Meghans stolze und verliebte Blicke aufgefallen, die sie ihrem Mann in diesem Moment zugeworfen hat", schildert Begasse seine Eindrücke und ordnet diese wie folgt ein: "Die Tränen in ihren Augen haben mir gezeigt, dass auch sie in der Rolle angekommen, die sie gerne ausfüllen möchte. Meghan möchte ihren Mann bei seinen Projekten unterstützen, genauso wie er ihr bei ihren zukünftigen Projekten, darunter die Schauspielerei, zur Seite stehen wird."

Die zweifache Mutter habe bei dem Adelsexperten definitiv Pluspunkte gesammelt, weil sie mit den Menschen auf Tuchfühlung gegangen und keine Sekunde lang schlecht gelaunt gewesen sei. "Für Meghan war es ebenfalls ein Fest der Freude – und ich kaufe ihr das ab", sagt Begasse.

Keine PR-Show: Darum sind die Invictus Games Harrys Erfüllung

Mehr als 140.000 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten vom 9. bis 16. September die Spiele, an denen über 500 Athletinnen und Athleten aus 21 Nationen um 666 Medaillen kämpften. Einer dieser Gäste aus aller Welt war Harry, der dieses Event vor neun Jahren höchstpersönlich ins Leben gerufen hatte.

Dass diese Invictus Games für den früheren Offizier der British Army, der einst in Afghanistan gedient hatte, ein Herzensprojekt sind, wurde aus Sicht des Adelsexperten mehr als deutlich.

"Er lachte viel, war zu Späßen aufgelegt und feuerte die Athletinnen und Athleten lautstark an. Harry war wirklich mit Haut und Haaren dabei. Es besteht kein Zweifel: Diese Spiele sind für ihn die Erfüllung seines Lebens. Und ich frage mich: Warum macht er das nicht hauptberuflich – zum Beispiel als Mitglied einer Charity-Organisation, die sich solchen Projekten jeden Tag widmen?", fragt sich Begasse.

Etwaige Bedenken, dass das in die USA ausgewanderte royale Paar die Veranstaltung nutzen würde, um vorrangig PR in eigener Sache zu machen, konnten die beiden während ihres Deutschland-Besuches entkräften. "Wer so etwas behauptet, hat Harry und Meghan in Düsseldorf nicht beobachtet", ordnet Begasse ein.

Von diesem verbissenen Harry war nichts zu sehen.

Michael Begasse

Mit Volksnähe, echten Emotionen und einer bis dato selten gesehenen Lockerheit ist es Harry gelungen, die Herzen vieler Menschen vor Ort zu erobern. Diesen Eindruck teilt auch Begasse, der die Begeisterungsfähigkeit des Prinzen hervorhebt: "Ich habe einen Menschen erlebt, der diesen sportlichen Wettbewerb mit einer beinahe kindlichen Freude von der Tribüne aus verfolgt hat. Das zu sehen, habe ich als sehr erfrischend empfunden. Von diesem verbissenen Harry, der in Büchern und Dokus gegen die Royal Family schießt, war in diesen Tagen nichts zu sehen."

Stattdessen präsentierte sich der Herzog von Sussex auf Augenhöhe mit den Athleten und Besuchern. "Er ist nicht als Prinz nach Düsseldorf gekommen und er hat auch nicht versucht, sich als privilegiertes Mitglied der Royal Family in den Vordergrund zu stellen. Harry hat sich unter das Volk gemischt."

Geburtstagsparty mit Altbier und "German sausages"

Und das kam an! Am Vorabend seines 39. Geburtstages statteten Harry und Meghan dem Restaurant "Im Goldenen Kesser" der Düsseldorfer Brauerei Schumacher einen überraschenden Besuch ab. Der Schirmherr der Invictus Games überzeugtes sich höchstpersönlich vom Wahrheitsgehalt eines Witzes, den er vor etwa einem halben Jahr bei einer Pressekonferenz in der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen selbst gemacht hatte.

Harry und Meghan im Wirtshaus: Großzügiges Trinkgeld und viel Bier

Prinz Harry und seine Frau Herzogin Meghan waren für die Invictus Games in Düsseldorf. Harry feiert am 15. September zusätzlich seinen Geburtstag in Deutschland - was ordentlich zelebriert wurde. © ProSiebenSat.1

Damals hatte er mit seiner Aussage, dass das Bier in Düsseldorf ja besser schmecken solle als das Bier in Köln, für Applaus und Gelächter gesorgt. Von Donnerstag auf Freitag feierte Harry nun bei traditionellem Essen und – laut Berichten der "Daily Mail" – mit sechs Altbieren (Meghan soll nur ein kleines getrunken haben) in seinen Geburtstag hinein.

"Große Sicherheitsvorkehrungen hat es nicht gegeben", weiß Begasse. "Das muss man erst einmal bringen. Dieser Ausflug in die Altstadtkneipe zeigt, wie cool Harry inzwischen geworden ist." Ein Foto, das auf dem Instagram-Account der Brauerei hochgeladen wurde, untermauert diesen Eindruck. "Soo stolz! Beeindruckt von sehr sympathischen Menschen. Die unser Schumi Alt, Haxe Wiener Schnitzel, Blutwurst und German sausages genossen haben", ist unter dem Post zu lesen.

"Mister und Misses Invictus" in Düsseldorf gefeiert

Ob in der Düsseldorfer Altstadt oder im Stadion: Harry und Meghan haben einige Fans dazugewonnen, wie folgende Randnotiz bestätigt, die dem Adelsexperten sinnbildlich in Erinnerung geblieben ist: "Am Dienstagabend habe ich Zuschauer gesehen, die als Harry und Meghan verkleidet die Spiele verfolgten. Sie sprachen von Mister und Misses Invictus. Das wäre doch eigentlich ein schöner Nachname für das Paar."

Für Harry war die Anwesenheit von Meghan jedenfalls das Sahnehäubchen auf diesem in jederlei Hinsicht erfolgreichen Deutschland-Besuch. "Mit ihrer Ankunft am Dienstag hat sich Harrys Haltung noch einmal sichtlich verändert. Ihm war es wichtig, dass seine Frau ihn bei der Ausübung seiner Herzensaufgabe hautnah miterleben konnte. Ich bin mir sicher: Wenn er nicht schon längst mit ihr verheiratet wäre, hätte er Meghan in Düsseldorf einen Heiratsantrag gemacht."

Prinz Harry zollt Respekt und punktet mit Herzlichkeit

Neben der erwähnten Begeisterungsfähigkeit und der Augenhöhe, mit denen Harry den Menschen begegnet ist, verbindet der royale Experte zwei weitere Keywords mit dem Düsseldorf-Trip des britischen Prinzen: Respekt und Herzlichkeit. Mehrfach machte der 39-Jährige im Rahmen der Spiele deutlich, wie groß sein Respekt vor der Lebensleistung derjenigen ist, die für ihr Land in den Krieg gezogen sind, um dieses zu schützen.

"Diese intensive Form des Respekts, auch davor, wie physisch oder psychisch Verletzte ihr Leben nach dem Kampfeinsatz meistern, kann nur jemand zollen, der selbst an der Front war", ist Begasse überzeugt und führt weiter aus: "Daraus resultiert Harrys Herzlichkeit, mit denen er ehemaligen Soldatinnen und Soldaten gegenüber tritt. In Düsseldorf hat er viele der Sportlerinnen und Sportler in den Arm genommen, sie nach Niederlagen getröstet." Doch bei den Invictus Games gehe es nicht vorrangig um Sieg oder Niederlage, sondern um Sichtbarkeit. Darum, auf Schicksal von Menschen aufmerksam zu machen.

Sam Ryder sorgt für royale Note bei Closing Ceremony

Um diesem Ansatz vollumfänglich gerecht werden zu können, wurden internationale Top-Acts wie Rita Ora und Sam Ryder, der britische Zweitplatzierte des Eurovision Song Contests 2022, zur Closing Ceremony eingeladen. Mit dem Auftritt des Singer-Songwriters, mit dem Meghan im Anschluss lässig abklatschte, hat sich für Begasse ein Kreis geschlossen: "Sam Ryder war bereits im vergangenen Sommer beim Platinum Jubilee der inzwischen verstorbenen Queen Bestandteil des Rahmenprogramms. Insofern hat er mit seiner Performance in Düsseldorf nun eine kleine royale Note hineingebracht."

Nur diese eine Chance hat Harry vertan

Getreu dem Olympischen Gedanken "Dabeisein ist alles" haben die Athletinnen und Athleten, die Besucherinnen und Besucher sowie Harry und Meghan in Düsseldorf eine Woche lang an einem Strang gezogen. Doch wo viel Lob ist, gibt es auch Kritik – zumindest eine kleine, auf die Begasse hinweist: "Harry hat eine Chance vertan. Er hätte seiner Familie meines Erachtens einen Besuch abstatten können."

Zwar hatte der Herzog von Sussex vor seiner Weiterreise nach Deutschland das Grab seiner verstorbenen Großmutter in Windsor besucht, jedoch seinem Vater Charles und seinem Bruder William nicht die Hand gereicht. "Dass er es nicht geschafft hat, über seinen Schatten zu springen, finde ich schade. Dieser Schritte hätte sein insgesamt positives Gesamtbild komplettiert."

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Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass Harry einen Lebensinhalt gefunden hat, den er in der Zukunft fernab der Mauern des Buckingham Palastes weiter vorantreiben und ausfüllen wird. "Harry, der auf der ganzen Welt bestens vernetzt ist, wird die nächsten Jahre vor allem damit verbringen, Gutes zu tun. Düsseldorf hat ihn darin einmal mehr bestärkt", bilanziert der Adelsexperte.

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