Seit fast einem halben Jahr halten Frederik X. und Mary als dänisches Königspaar das Zepter in den Händen. Fernab des skandinavischen Landes genießen Frederiks jüngerer Bruder, Prinz Joachim, und dessen Ehefrau, Prinzessin Marie, ihr Leben in der amerikanischen Anonymität. Wobei: Vor allem die in Paris geborene 48-Jährige avanciert immer mehr zum heimlichen Star des dänischen Königshauses. Adelsexperte Michael Begasse weiß und erklärt, warum das so ist.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Dennis Ebbecke sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Der Thronwechsel im Königreich Dänemark ist vor fast einem halben Jahr vollzogen worden. Mit der Abdankung von Margrethe II. (84) übernahm am 14. Januar Frederik X. (56) das Zepter – und dessen Ehefrau Mary (52) avancierte zur neuen Königin. Während das Königspaar nach wie vor in aller Munde ist, ist es um Frederiks jüngeren Bruder, Prinz Joachim (wurde Anfang Juni 55 Jahre alt), und dessen Frau Prinzessin Marie (48) relativ ruhig geworden.

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Dennoch lohnt sich ein Blick über den Teich in die USA, wo das royale Paar mittlerweile in der Hauptstadt Washington D.C. lebt. Diesen Eindruck teilt auch Michael Begasse auf Nachfrage unserer Redaktion. Aus Sicht des RTL-Adelsexperten scheinen die beiden seit ihrem Umzug aus Kopenhagen nach Amerika – über den Umweg Paris – sehr glücklich zu sein.

Marie von Dänemark: Der heimliche Star des Königshauses

"Sie brauchen weder das Königshaus noch das Protokoll, um sich ein Image zu schaffen. Denn dieses Image schaffen sie sich von innen heraus", analysiert Begasse. Insbesondere die gebürtige Französin Marie strahlt, wie aktuellen Bildern zu entnehmen ist, häufig aus vollem Herzen. Für viele Beobachter gilt sie längst als der heimliche Star des dänischen Königshauses – wenngleich zwischen ihrem heutigen Lebensmittelpunkt und der skandinavischen Metropole rund 6.500 Kilometer Luftlinie liegen.

Doch wie ist der Stimmungswandel von Marie und Joachim, der 2020 einen Schlaganfall erlitten hat, zu erklären? Laut des langjährigen Royal-Experten hat Margrethe II. ihrem zweitgeborenem Sohn und dessen Frau einst mit einer Entscheidung in die Karten gespielt, die dem Paar zunächst alles andere als gefallen haben dürfte.

"Als die damalige Königin Joachims und Maries Kindern Henrik (15) und Athena (12), und damit ihren eigenen Enkelkindern, in einer Nacht- und Nebelaktion die Titel aberkannt hat, war das eine Zäsur in der dänischen Königsfamilie. Daraufhin haben Joachim und Marie die Entscheidung treffen können und letztendlich auch getroffen, ihr Leben neu zu gestalten – weil sie erkannt haben, dass sie nicht mehr die erste und vielleicht sogar nicht einmal mehr die zweite Geige spielen."

"The Heir and The Spare": Nicht nur in Großbritannien ein Dauerthema

Für das Familienleben hätte es besser nicht kommen können – so schmerzhaft die Situation damals auch gewesen sein mag. In den USA können sich Henrik und Athena frei entwickeln. "Niemand in Washington weiß, dass ihre Oma mal die Königin von Dänemark war und ihr Onkel König von Dänemark ist", bestätigt Begasse.

Ihn erinnert das Verhältnis zwischen Frederik X. und dessen jüngerem Bruder zuweilen an die Beziehung, die Prinz William und Harry miteinander pflegen. Die beiden Söhne des britischen Königs Charles III. gelten als "The Heir and The Spare" (Deutsch: "Der Erbe und der Ersatz"). Während Harry, dessen Memoiren im Original unter dem Titel "Spare" erschienen sind, immer unter seiner Rolle als Ersatzmann gelitten habe, sei William von Anfang an als Everybody's Darling und künftiger König gefeiert worden. Mit Blick auf Frederik und Joachim verteilen sich die Sympathien des Volkes ähnlich.

Der Konkurrenzkampf zwischen Mary und Marie

"In beiden Fällen kommt eine weitere Parallele hinzu", sagt der Adelsexperte und führt aus: "Wenn sowohl der Thronfolger als auch der Ersatzmann hübsche Frauen heiraten, dann haben die Medien natürlich nichts Besseres zu tun, als diese beiden Damen ständig miteinander zu vergleichen." Im Vergleich zwischen Williams Frau Kate und Harrys Frau Meghan habe Letztere meistens schlechter abgeschnitten.

Dieser Dauerzustand erinnert an die Gemengelage im Königreich Dänemark. "Wenn die beiden angeheirateten Royals obendrein fast denselben Vornamen haben, wie bei Mary und Marie von Dänemark der Fall, dann liegen die Vergleiche quasi auf dem Präsentierteller", weiß Begasse. Die Australierin Mary habe gegenüber der Französin Marie in der Gunst der Medien in der Vergangenheit immer einen Wimpernschlag vorne gelegen. Die heutige Königin galt als die taffe Style-Queen, während Marie als zurückhaltende Unterstützerin von Joachim beschrieben wurde.

Neue Leichtigkeit und steigende Sympathiewerte

Mit dem Weggang aus Kopenhagen konnte sich Marie an der Seite ihres Mannes neu positionieren und ihre kleine Familie auf ein neues Podest stellen. Begasse ordnet ein: "Der Konkurrenzkampf ist vorbei, weil die beiden Frauen nicht mehr unter einem Schlossdach leben. Dieser Veränderung hat der gesamten Familie sichtlich gutgetan. Insbesondere Marie ist eine Gelöstheit und Leichtigkeit anzusehen, die sie früher so nie hatte."

Eine Win-win-Situation also, die einen großen Anteil daran hat, dass der Wahl-Amerikanerin mittlerweile große Sympathiewerte aus dem fernen Dänemark entgegengebracht werden. Neben den vielen Parallelen, die Michael Begasse aufgezeigt hat, weist er abschließend noch auf einen "riesigen Unterschied" zwischen den britischen und den dänischen Royals hin: "Wenn König Frederik seinen Bruder und seiner Schwägerin bitten würde, zurückzukommen, würden die beiden das tun. Ich bin mir aber weder sicher, ob William seinen Bruder um Hilfe bitten würde noch bin ich mir sicher, dass Harry ihm diese Bitte gewähren würde."

Über den Gesprächspartner:

  • Michael Begasse ist Adelsexperte bei RTL, Journalist, Moderator und Sprecher. 2021 ist sein erstes Buch: "111 royale Momente für die Ewigkeit" erschienen.
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