In Teil vier als "Tatort"-Kommissar Nick Tschiller packt Til Schweiger die Panzerfaust aus. Es geht um Korruption, ein Sextape, die Russenmafia. Vermutlich. Denn sonderlich viel versteht man auch in "Fegefeuer" nicht.
Irgendwie ist
In beidem sind sowohl Bohlen als auch Schweiger schlecht. Sie werden nicht müde zu erwähnen, dass sie die erfolgreichsten Musik- bzw. Filmproduzenten des Landes sind. Kommt dann die deutsche Fernsehinstitution überhaupt ins Spiel, der "Tatort", verliert der Bundesbürger endgültig die Contenance.
Denn natürlich wollte Schweiger nicht irgendeinen Krimi drehen. Richtige Action, wie in Hollywood, sollte es werden. Mit dem größten Budget (1,6 bis 2 Millionen Euro) und den besten Quoten des Fernseh-Klassikers (12,7 Millionen Zuschauer).
2013 startete die Reihe um seinen Kommissar
Bis dahin muss Schweiger vermutlich weiterhin viel Dresche einstecken. Das Netz spottete erst am Freitag über Teil drei. "Friedhof der Nuscheltiere", nannte ein Zuschauer nicht ganz unberechtigt die zugegebenermaßen doch recht biedere Folge, in der wenig passierte und die Schauspieler kaum zu verstehen waren. Selbst Helene Fischer, die als russische Killerin auftrat, lieferte nur die Erkenntnis, dass sie eindeutig besser auf der Bühne aufgehoben ist.
In Teil vier, "Fegefeuer", sollte sie nun endlich kommen, die große Action aus Hollywood. Das blieb natürlich Wunschdenken. Noch immer sehen die Kampfszenen in Schweigers "Tatort" aus wie ein Trainingskurs für Stuntmen. Aber man muss ihm zugestehen: "Fegefeuer" hat ein hohes Tempo.
Die Vorbilder sind klar: Wie einst Bruce Willis in "Die Hard" schlägt sich Tschiller mit lädierter Visage durch die Hamburger Nacht. Es wird erst geschossen und dann nachgedacht. Wenn überhaupt. Es geht um Korruption, die russische Mafia, Kinderpornos und seinen Erzfeind Kiezkönig Firat Astan (Erdal Yildiz). Den Rest leiht man sich bei der US-Serie "24". Das Foltern, die Ein-Mann-Armee, die Verbissenheit. Selbst die eingeblendete Uhr taucht in "Fegefeuer" immer wieder auf.
Markige Sprüche und eine Panzerfaust
Die Folge beginnt mit einer Geiselnahme im "Tagesschau"-Studio. Judith Rakers ist diesmal der Gaststar aus Til Schweigers nie versiegendem Arsenal prominenter Freunde. Tschetschenische Terroristen oder die russische Mafia, so genau ist das bei dem Genuschel nicht zu verstehen, verlangen die Herausgabe von Astan. Der hat Tschillers Frau erschossen und nun sinnt der Polizist auf Rache.
Die Hälfte des Filmes verbringen sie zu zweit im Auto und klopfen markige Sprüche wie "Du und ich, das ist nie vorbei. Nicht bevor einer von uns tot ist." Dazwischen schießt sich Tschiller mit einer Panzerfaust den Weg frei. Oder tötet ein paar Gangster, die daraufhin eine schwangere Geisel entlassen. Polizeiarbeit kann so einfach sein.
Das inhaltliche Wirrwarr entpuppt sich nach einer Stunde als simple Erpressung wegen eines Sextapes rund um den Verkauf des Hamburger Hafens an die russische Mafia. Oder doch Astan. Ach, so richtig versteht das wohl nur Til Schweiger. Bis dahin hat der Schauspieler/Regisseur/Produzent eine blutige Spur hinterlassen. Weil eben Til-Schweiger-Filme immer die maximale Geste erfordern. In Teil drei war das Emo-Tschiller, der auf den Knien geifernd in den Nachthimmel brüllte, im vierten ist es der Showdown mit seinem Widersacher, bei dem immer wieder die Filmtochter (die auch seine echte Tochter ist) eingeblendet wird. Sie haucht: "Tu's für mich, Papa!" Und der packt die Knarre aus.
Das ist natürlich wenig subtil, aber das sind Schweigers Filme selten. Und die Hollywood-Blockbuster, die Pate für "Fegefeuer" standen, ebenso. Mit "Fegefeuer" ist Schweiger ein ordentlicher Actionkrimi gelungen. Nicht weniger, aber leider auch nicht mehr. Den internationalen Vergleich, den Schweiger anstrebt, kann sein "Tatort" nicht bestehen. Dafür ist das Schauspiel zu hölzern, die Action zu gestellt, die Kameraführung zu einfallslos. Aber vielleicht gelingt ihm das im Kino mit "Tschiller: Off Duty". Auch wenn es am Ende wieder keiner gesehen haben will.
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