• Heute wird der 72. Deutsche Filmpreis in Berlin verliehen – die angesehenste Auszeichnung in der deutschen Filmbranche.
  • Welche Filme sind nominiert? Wer ist der Favorit? Warum ist das royale Drama "Spencer" dabei? Wo wird die Vergabe ausgestrahlt?
  • Hier die wichtigsten Antworten.

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Seit Mitte Mai 2022 stehen die Nominierungen fest, heute [24. Juni 2022, Anm. d. Red.] ist es so weit: Der "Deutsche Filmpreis" wird im Palais am Funkturm in Berlin zum 72. Mal verliehen. Die "Lola" ist die renommierteste Auszeichnung im deutschen Film und wird in insgesamt 20 Kategorien vergeben. Über die Vergabe entscheiden rund 2.200 Mitglieder der Deutschen Filmakademie.

Rund 1.700 Gäste werden auf dem Messegelände erwartet, wie die Deutsche Filmakademie ankündigte. Auf der Gästeliste stehen etwa Schauspieler wie Ulrich Tukur, Nora Tschirner und Kida Khodr Ramadan. Das Erste strahlt die Verleihung unter Federführung des RBB zeitversetzt um 22:45 Uhr aus.

Durch den Abend führen wird Moderatorin und Schauspielerin Katrin Bauerfeind. Das teilte die Deutsche Filmakademie mit. "Wegen des Filmpreises wollte ich Moderatorin werden und guess what: ich moderiere den Filmpreis! Hahaha! Muss kurz bisschen ausrasten!", reagierte die 39-Jährige via Instagram auf die Nachricht.

Die künstlerische Leitung übernimmt der Drehbuchautor, Komödienspezialist und Regisseur der Eberhofer-Krimis, Ed Herzog, so die Filmakademie.

Im vergangenen Jahr wurde die Tragikomödie "Ich bin dein Mensch" als bester Film ausgezeichnet. Zwei Ehrungen für dieses Jahr stehen bereits fest: Kameramann Jürgen Jürges wird für herausragende Verdienste um den deutschen Film und der Kinderfilm "Die Schule der magischen Tiere" als besucherstärkster Film ausgezeichnet.

"Lola" 2022: Das sind die Nominierten

  • Bester Spielfilm: "Contra", "Große Freiheit", "Lieber Thomas", "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush", "Spencer", "Wunderschön"
  • Bester Dokumentarfilm: "The Other Side of the River", "We Are All Detroit – Vom Bleiben und Verschwinden", "Wem gehört mein Dorf?"
  • Bester Kinderfilm: "Der Pfad", "Die Schule der magischen Tiere"
  • Beste Regie: Andreas Dresen ("Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush"), Andreas Kleinert ("Lieber Thomas"), Sebastian Meise ("Große Freiheit")
  • Bestes Drehbuch: "Große Freiheit", "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush", "Lieber Thomas"
  • Beste weibliche Hauptrolle: Sara Fazilat ("Nico"), Meltem Kaptan ("Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush"), Saskia Rosendahl ("Niemand ist bei den Kälbern"), Ursula Strauss ("Le Prince")
  • Beste männliche Hauptrolle: Farba Dieng ("Toubab"), Franz Rogowski ("Große Freiheit"); Albrecht Schuch ("Lieber Thomas")
  • Beste weibliche Nebenrolle: Jella Haase ("Lieber Thomas"), Sandra Hüller ("Das Schwarze Quadrat"), Anja Schneider ("Lieber Thomas")
  • Beste männliche Nebenrolle: Godehard Giese ("Niemand ist bei den Kälbern"), Henry Hübchen ("Stasikomödie"), Alexander Scheer ("Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush"), Jörg Schüttauf ("Lieber Thomas")
  • Beste Kamera/Bildgestaltung: "Lieber Thomas", "Große Freiheit", "Spencer"
  • Bester Schnitt: "A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe", "Große Freiheit", "Lieber Thomas"
  • Beste Tongestaltung: "In den Uffizien", "Fly", "Axiom", "Niemand ist bei den Kälbern"
  • Beste Filmmusik: "Peterchens Mondfahrt", "Wunderschön", "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush"
  • Bestes Szenenbild: "Lieber Thomas", "Stasikomödie", "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush"
  • Bestes Kostümbild: "Stasikomödie", "Große Freiheit", "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush", "Lieber Thomas"
  • Bestes Maskenbild: "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush", "Große Freiheit", "Lieber Thomas"
  • Beste visuelle Effekte und Animation: "Stasikomödie", "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush", "Die Schule der magischen Tiere"
  • Besucherstärkster Film: "Die Schule der magischen Tiere"
  • Ehrenpreis: Jürgen Jürges
  • Bernd Eichinger Preis: wird dieses Jahr nicht verliehen

Das ist der Favorit beim Deutschen Filmpreis

Mit zwölf Vorschlägen liegt das Biopic "Lieber Thomas" über den Schriftsteller Thomas Brasch auf der Nominierungsliste ganz vorne. Der Film von Regisseur Andreas Kleinert ist unter anderem als bester Spielfilm sowie für Regie und Drehbuch nominiert.

Auch Hauptdarsteller Albrecht Schuch hat Chancen. Das Drama, das komplett in Schwarzweiß gedreht wurde, feierte im Juli 2021 beim Filmfest München Premiere und lief am 11. November 2021 in den deutschen Kinos an.

Besonders oft vorgeschlagen sind auch zwei weitere Produktionen: Andreas Dresens Drama "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush" erzählt von der Mutter des früheren Guantánamo-Häftlings Murat Kurnaz; das Drama "Große Freiheit" von Sebastian Meise handelt von einem homosexuellen Mann, der im Nachkriegsdeutschland ins Gefängnis muss.

Warum ist der Film "Spencer" dabei?

Dass "Spencer" für den Deutschen Filmpreis nominiert ist, klingt erstmal ungewöhnlich. Solche Fälle seien aber schon öfter vorgekommen, sagte Akademiegeschäftsführerin Anne Leppin der Deutschen Presse-Agentur (dpa) und nannte etwa "Cloud Atlas" mit Hollywoodstar Tom Hanks und "Anonymus" von Roland Emmerich. Entscheidend für eine Nominierung seien nicht deutsche Schauspielerinnen und Schauspieler. Stattdessen spiele die Finanzierung eines Films eine große Rolle. Denn die goldene Lola wird am Ende an die Produzentin oder den Produzenten eines Films verliehen.

Für "Spencer" ist das deutsche Produzententeam Jonas Dornbach, Janine Jackowski und Maren Ade nominiert. Dieses große Budget aus Deutschland heraus zu produzieren, sei eine große Leistung, sagte Leppin. Außerdem sei der Film zu großen Teilen in Deutschland gedreht worden. Das mache ihn in ihren Augen zu einem deutschen Film. "Wir sind stolz, dass es den Film gibt."

Dotierungen: Wie viel Geld bekommen die "Lola"-Gewinner?

Der "Deutsche Filmpreis" ist die höchstdotierte Auszeichnung Deutschlands im kulturellen Bereich. Laut Website beträgt das Preisgeld insgesamt 2,955 Millionen Euro und teilt sich in den Kategorien wie folgt auf:

  • Bester Spielfilm:
    • 6 Nominierungen à 250.000 Euro
    • 1x Gold mit plus 500.000 Euro
    • 1x Silber mit plus 420.000 Euro
    • 1x Bronze mit plus 370.000 Euro
  • Bester Kinderfilm:
    • 2 Nominierungen à 125.000 Euro
    • 1x Gold mit plus 250.000 Euro
  • Bester Dokumentarfilm:
    • 3 Nominierungen à 100.000 Euro
    • 1x Gold mit plus 200.000 Euro
  • "Ehrenpreis", "Besucherstärkster Film" und "Bernd Eichinger Preis" sind undotiert
  • alle anderen Kategorien: 1x Gold á 10.000 Euro

Rekorde: Wer hat die meisten Preise erhalten?

Mit jeweils zehn Auszeichnungen, dürfen sich die Filme "Nachts, wenn der Teufel kommt" (1958) und "Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte" (2010) die erfolgreichsten Produktionen in der "Lola"-Geschichte nennen.

Unter den Personen ist Rainer Werner-Fassbinder der am meisten Ausgezeichnete. Dem Schauspieler und Regisseur wurde insgesamt siebenmal der Deutsche Filmpreis verliehen, darunter einmal posthum. Zu seinen bekannten Produktionen gehören "Fontane Effi Briest" (1974), "Die Ehe der Maria Braun" (1979) und "Berlin Alexanderplatz" (1980).

Wechsel bei der Deutschen Filmakademie: Das ist das neue Präsidentenpaar

Neben der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsministerin Claudia Roth, übergibt das neue Filmakademie-Präsidiumspaar Alexandra Maria Lara und Florian Gallenberger die Hauptpreise. Das Duo löste im April 2022 den Schauspieler Ulrich Matthes ab, der zuvor drei Jahre im Amt gewesen war. Der 63-Jährige hatte zuletzt im Mai 2022 das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen.

Alexandra Maria Lara ist eine deutsch-rumänische Schauspielerin und erlangte unter anderem im Jahr 2004 durch ihre Rolle, Hitlers Sekretärin Traudl Junge, in "Der Untergang" größere Bekanntheit. Darüber hinaus spielte die 43-Jährige bereits an der Seite von Benno Fürmann, Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu.

Florian Gallenberger ist ein deutscher Filmregisseur und gewann mit dem Film "Quiero ser" im Jahr 2001 in der Kategorie "Kurzfilm" einen Oscar. Weitere Filme des 50-Jährigen, der zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Filmakademie gehört, sind unter anderem "Colonia Dignidad – Es gibt kein Zurück" (2015) mit Emma Watson und Daniel Brühl sowie "Es ist nur eine Phase, Hase" (2021) mit Christoph Maria Herbst.

"Ich glaube, dass das Standing des deutschen Films in Deutschland viel schlechter ist als im Ausland", sagte Gallenberger der Deutschen Presse-Agentur vorab. "Wenn vom Ausland auf den deutschen Film geschaut wird, dann ist das von Respekt und Bewunderung geprägt. Innerhalb von Deutschland gibt es immer so einen gewissen Vorbehalt."

Verwendete Quellen:

  • Website des Deutschen Filmpreises
  • Website der Deutschen Filmakademie
  • Website der Bundesregierung: "Kulturstaatsministerin Claudia Roth gibt Nominierungen zum Deutschen Filmpreis 2022 bekannt"
  • Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa)
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