Aller guten Dinge sind drei, das sagt zumindest der Volksmund. Nicht immer hält sich das Schicksal an diese folkloristische Benimmregel – und auch die Berliner Fashion Week zeigt sich an Tag drei von ausreichender Attraktivität, dass man sich durchaus wünschen würde, sie wäre nicht bereits wieder vorbei.

Eine Kolumne
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Der Mittwoch beginnt zunächst mit einer Enttäuschung. Wer nämlich nicht regelmäßig an den Fashion Weeks in Berlin teilgenommen oder sie zumindest aus der Ferne beobachtet hat, der stellt fest: An Tag drei ist bereits alles wieder vorbei. Wenn man mal ehrlich ist, ist die Fashion Week – zu Deutsch ja immerhin ModeWOCHE – eine Mogelpackung. Oder welche Woche hat nur drei Tage? Das wäre eine Revolution, die unsere Rentenkasse mit Sicherheit nicht so einfach überstehen würde.

Berlin zeigt sich, abgespeckt, corona-konform und natürlich demütiger nach anderthalb Jahren Pandemie, aber dennoch ganz gut in Form. Obwohl große Player wie Riani, Hugo oder Michael Michalsky auf eine Teilnahme verzichtet hatten und stattdessen auf eine weitestgehend coronafreie Herbst/Winter-Saison im Januar hoffen, um wieder auf das Fashion-Week-Rad aufzuspringen, macht das Klassentreffen der Modebranche durchaus Spaß.

Beine bis zum Tresor

Der dritte Tag in Berlin bringt endlich auch einige meiner Lieblingsmodels in die Hauptstadt. Bei Rebekka Ruetz etwa läuft Sandra Hunke. Sie zeigt dabei ziemlich viel Bein. Gut, mit geschätzten 1,53 Metern Beinlänge kann sie es sich natürlich leisten. Viele Experten sagen ja, Sandra Hunkes Beine sind länger als so manches Heizungsrohr. Was nicht etwa eine billige Zote sein soll, sondern ein akkurater Quervergleich auf ihre Parallel-Karriere als Klempnerin. Gut, ihr Pony wirkt etwas zerfleddert, aber das hat Theo Dimitri verbockt, der zweitbeste Hairstylist der Welt nach Britney Spears.

Ansonsten stolziert Sandra Hunke, die in der Anlagenmechaniker-Branche oft als schönste Frau aller Badezimmer Deutschlands bezeichnet wird, federleicht und sexy über den Runway im Kraftwerk Berlin. Das gibt einen relativ hohen Anteil an Herzrasen bei den männlichen Zuschauern in der Front Row.

Zu viele Beats per Minute ist man hier aber gewöhnt, immerhin ist schräg unter dem Laufsteg der Club "Tresor" beheimatet, der als einer der besten Techno-Clubs der Welt gilt. Techno-Clubs, oder wie meine Mutter sagt: Diskos für Leute, die sich gerne mit dem Hammer auf den Kopf schlagen.

Kim Together

Aber genug von Musikexpertinnen aus der Zeit, als man noch Nummer 1 Hits landen konnte, ohne dass man 50 Millionen Streams auf Spotify brauchte. Da reichten ein paar hundert Stützkäufe im Saturn Hamburg und Media Control war entzückt. Naja, andere Geschichte.

Zurück zum Kernthema dieser Tage: Mode. Im Kraftwerk schließt sich ein Fashion Film von Claudia Skoda an, in dem überraschend wenig Autos auftauchen. Dabei heißt es doch sonst immer: Nomen est Omen. Elena Carrière zum Beispiel ist extrem erfolgreich. Und Mike Singer ist Sänger. Andererseits: Peter Bond hat nie 007 gespielt.

Ach ja, Lieblingsmodels. Da bin ich doch glatt wieder vom Thema abgekommen. Ich bin manchmal wirklich eine größere Plaudertasche als Julian F.M. Stöckel. Stichwort die Stöckel: Wo bist Du eigentlich? Schwänzt Du etwa die Fashion Week?

Aber egal, ich hatte ja von Lieblingsmodels gesprochen. Für Marcel Ostertag läuft die wunderbare, einzigartige, sensationelle Kim Hnizdo. Nachdem sie jetzt – Wochen nach ihrem Einzug – endlich auch eine Lampe in ihrer neuen Wohnung hat, kann sie ihre eigene Leuchtkraft wieder in den Dienst der Mode stellen. Jedes Ostertag-Piece sieht an ihr aus wie der kleidgewordene Song "Fix You" von Coldplay. Sie merken vielleicht, ich bin ein bisschen verliebt in Kim Hnizdo – aber wer ist das nicht?

Show im Rosengarten - ohne Rosen

Marcel Ostertag präsentiert seine neue Kollektion bei bestem Wetter im Rosengarten vor der St. Elisabeth Kirche in der Invalidenstraße. Okay, es ist nicht wirklich ein Rosengarten, aber die Vokabel ist so schön und die Temperaturen und die Menschen und die Ostertag-Kollektion. Und es gibt Pflanzen. Vielleicht sogar Rosen. Das muss reichen. Poesie bedeutet auch Vorstellungskraft.

Ostertag jedenfalls schickt eine ganze Reihe von Models mit GNTM-Vergangenheit auf den Open-Air-Runway. Darunter Trixi Giese, Romina Palm, Soulin Omar und Dascha Carriero. Im Publikum jubeln derweil "Promi Big Brother"-Late-Night-Ikone Melissa Khalaj, Verena Kerth und Natascha Ochsenknecht. Sogar Nico Santos ist vor Ort, obwohl die Show gar nicht auf einem Rooftop stattfindet.

Es folgt noch eine Podiumsdiskussion zum Thema "Will Technology Save Us?" (Spoiler: Nicht, wenn sie mit fossiler Energie betrieben wird) und eine beschwingte und von Tanzeinlagen durchzogene Vernissage von Marc Cain.

Promigüteklasse MC

In gewohnter Glamour-Tradition wartet Marc Cain mit einem echten Hollywood-Star auf: Kate Boswoth gibt sich die Ehre. Eine weitere Schauspiel-Legende, die in die Marc Cain Ehrengast-Reihe passt. In der ersten Reihe hatten dort in den vergangenen Jahren in Berlin nämlich beispielsweise schon Katie Holmes oder Sarah Rafferty platzgenommen.

Bosworth kennt man vor allem aus Filmen wie "Superman Returns" oder "Blue Crush", in dem sie vom modischen Aspekt her betrachtet allerdings keine signifikanten Spuren hinterlassen konnte. Das lag aber vor allem daran, dass sie den gesamten Film weitestgehend im Bikini absolvierte.

Wie schon in den Saisons zuvor, in denen es Präsenz-Veranstaltungen gegeben hatte, ist die Promidichte bei Marc Cain am höchsten. Auf dem Roten Teppich begegnen mir beispielsweise Leonie Hanne, Anna-Maria Mühe, Bettina Zimmermann, Janina Uhse oder Mareile Hoeppner.

Auch der Abend bei Marc Cain ist selbstredend nicht mit den rauschenden Laufsteg-Parties der Vergangenheit vergleichbar, macht aber dennoch wahnsinnigen Spaß. Und große Vorfreude und Sehnsucht auf die nächste Fashion Week, die vielleicht mit etwas Glück ja sogar noch mehr Rückkehr zur Normalität bieten wird. Das würde ich uns allen – mal unabhängig von der Fashion Week – sehr wünschen.

Modezirkus verschnauft in Berlin nur kurz

Die offizielle Fashion Week ist vorüber. Hier in Berlin macht der Modezirkus allerdings nur eine kurze Verschnaufpause. Zwei Tage Boxenstop, dann geht es am Samstag bereits weiter mit der AYFW. Die AboutYou Fashion Week ist eine noch recht junge, eher direktkundenorientierte Modeevent-Serie, die in erster Linie auf den Multiplikator Influencer setzt.

Keine unsinnige Idee, wenn man mal bedenkt, dass alleine Lena Meyer-Landrut inzwischen eine höhere Reichweite hat als die größten Tageszeitungen Deutschlands zusammen. Auch Lena Gercke wird mitmischen, dazu Leni Klum. Die drei großen "L" von AboutYou: Lena, Lena, Leni.

Ich würde ja sogar von den drei Shows der neuen L-Klasse berichten – aktuell habe ich allerdings noch keine Einladungen erhalten. Wer weiß, vielleicht ändert sich das ja noch. So oder so bin ich aber auf jeden Fall am Wochenende wieder für Sie da. An dieser Stelle. Mit Ihrer Lieblings-Fashion-Kolumne. Bis dahin: See you on the runway!

Lesen Sie hier: Marie von den Benkens Fashion-Week-Tagebuch - Tag 2: Kilian Kerner und der Sturm der Liebe

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