Wer vertritt Deutschland beim ESC 2014 in Dänemark? Der wohl bekannteste Vertreter beim deutschen Vorentscheid ist die Band Unheilig. Im Interview mit unserem Portal schiebt der Frontmann der Band die Favoritenrolle aber einer anderen Band zu. Außerdem spricht er über die Gründe für seiner Teilnahme und gibt Tipps, mit welchen Snacks man den Grand Prix am besten genießen kann.
Die bisherigen deutschen Sieger beim ESC sind Nicole mit "Ein bisschen Frieden" und Lena mit "Satellite". Die Songs kennen Sie – und vielleicht haben Sie sich auch ein Beispiel an ihnen genommen. Wie viel von Nicole und Lena stecken nun in dem Grafen?
Der Graf: (lacht) Man kann mich zwar nicht mit Nicole und Lena vergleichen. Ich denke, musikalisch gesehen liegen da noch Welten dazwischen. Aber der Traum ist bei uns allen gleich. Da kann man aber auch noch
Für jeden Künstler ist das ein Riesending. Du kannst einmal in der "Champions League" spielen. Ich habe auch noch nie vor etwa 150 Millionen Menschen gesungen. Mein Wunsch ist aber, beim ESC zu gewinnen. Also als erstes am 13. März den Vorentscheid in Köln und dann nach Kopenhagen fahren und auch da gewinnen. Ich bin außerdem gespannt, ob meine Musik auch international die Menschen berührt.
Sie singen ihr Lied in Ihrer Muttersprache Deutsch. In der Vergangenheit haben meist Songs mit englischen Texten gewonnen. Glauben Sie, dass es in Europa ankommt, dass Sie auf Deutsch singen?
Ich glaube schon, dass es wichtig ist, wenn du ein deutscher Künstler bist, der auch sonst immer auf Deutsch gesungen hat, dass du dann mit einem Song in dieser Sprache teilnimmst. Es wäre unglaubwürdig, wenn ich plötzlich in einer anderen Sprache singen würde. Ich denke schon, dass es ankommt, wenn ich auf Deutsch singe. Es gibt auch keine Taktik. Man kann nicht sagen: Ich mache das Lied nicht in dieser oder jener Sprache oder ich komponiere es extra so, dass ich dann gewinne. Das ist Quatsch.
Unheilig: "Für Erfolg gibt es kein Rezept"
Ein wenig Taktik steckt doch sicher dahinter. Sie haben sich mit "Als wär's das erste Mal" und "Wir sind alle wie eins" für zwei ruhigere Songs entschieden. Warum?
Im Gegensatz zu "So wie du warst" und "Geboren um zu leben" ist schon ein wenig mehr Dampf dahinter. Aber ich habe mir musikalisch gesehen echt keinen großen Kopf gemacht. "Als wär`s das erste Mal" habe ich mit dem Wunsch geschrieben, ein neues Album zu machen. Dann kam mir der Gedanke: Was willst du 2013/2014 machen? Und bei mir war der Wunsch da, international Fuß zu fassen. Dann kam die Idee mit dem ESC. Da dachte ich mir: Okay, wenn ich den mache, dann bitte nur auf Deutsch. Dann habe ich den Song "Wir sind alle wie eins" speziell für den ESC geschrieben. Was ich nach 15 Jahren Erfahrung weiß: Für Erfolg gibt es kein Rezept. Das einzige, was eventuell klappt, ist: Wenn du das, was du machst, ehrlich machst.
Soll der Song "Wir sind alle wie eins" auch ein Zeichen setzen, dass Europa mit einer Stimme sprechen soll?
Klar. Ich sehe Europa aber nicht nur politisch und wirtschaftlich. Es ist ein großer Pool an Kunst und Kultur. Das bedeutet ja seit mittlerweile sechs Jahrzehnten Frieden. Das darf man nicht vergessen. Der Grundgedanke von "Wir sind alle wie eins" ist: Egal, welche Sprache. Egal, wo du lebst. Egal, wo du her kommst. Egal, welche Farbe deine Haut hat. Im Grunde sind wir ein großes Ganzes.
Beim ESC spielten politische Strukturen immer wieder eine Rolle. Gerade in Hinblick auf oft kontroverse Entscheidungen Deutschlands ins Europa: Glauben Sie, dass es ein deutscher Künstler beim ESC schwerer haben wird?
Das glaube ich nicht. Ich sehe den ESC weniger politisch. Du kannst musikalisch eine Brücke bauen. Um die Politik sollen sich andere kümmern. Beim ESC geht es schließlich um kulturelle Darbietungen der verschiedenen Länder. Jedes Land stellt sich musikalisch vor. Ich finde nicht, dass wir uns verstecken müssen, wo wir stehen, was wir sind. Ich finde auch nicht, dass wir schlecht da stehen. Gar nicht. Wir sind auch eine große Stütze. Gerade aufgrund unserer Geschichte können wir froh sein, dass es Europa gibt.
Unheilig: "Der Wildcard-Gewinner Elaiza hat die größten Chancen"
Dann kommen wir einmal auf den deutschen ESC-Vorentscheid zu sprechen. Vom Namen her sind Sie auf jeden Fall der bekannteste Künstler. Sehen Sie sich auch als Favorit?
Nein. (lacht) Seit Lena wissen wir alle, dass ein unbekannter Newcomer gewinnen kann. Ich glaube, dass der Wildcard-Gewinner Elaiza die größten Chancen hat. Wir alle kennen das doch: Man will immer für den sogenannten Underdog sein. Für den, der an allen großen vorbeizieht. Wir treten auch gegen Santiano an. Die haben in Deutschland fast eine Million Platten verkauft. The Baseballs sind international schon recht erfolgreich, die haben schon Echos und Goldene Platten. Und man darf Ozeana nicht vergessen. Die hat den WM-Song vor zwei Jahren gesungen. Ich glaube, das Line-Up ist ein sehr, sehr großes.
Sie sind doch ebenfalls ein erfolgreicher Künstler, haben Bambis, Echos und weitere Preise abgeräumt. Wieso tun Sie sich diesen Konkurrenzkampf dann noch an?
Das Leben ist zu kurz, um sich mit Ängsten auseinanderzusetzen. Es ist dafür da, um Träume zu leben. Und der ESC war von klein auf ein Riesending für mich. Als kleiner Junge habe ich ihn mit der Oma und einem Käseigel gesehen.
Mit einem was?
Mit einem Käseigel. Kennen Sie den nicht?
Nein, noch nie davon gehört.
Das ist eine Käseplatte, die aussieht wie ein Igel. Das sind so kleine Canapés. Das war bei uns das typische Ding, was wir uns beim ESC gemacht haben. Entweder, du machst dir einen Käseigel, oder du machst dir einen Mettigel (lacht). Jedenfalls habe ich mir den ESC immer angesehen und habe mir damals schon gedacht, dass ich da irgendwann mitmachen will. Mein Motto ist immer: Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum.
Eurovision Song Contest ist wie "Champions League"
Dann lassen Sie uns kurz mal träumen. Angenommen Sie haben den Vorentscheid gewonnen und sind in Dänemark. Auf was freuen Sie sich am meisten?
Auf den Auftritt. Ganz klar. Ich hatte einen recht langen Weg als Musiker. Wir haben recht klein angefangen und uns durch kleine Clubs gekämpft und uns ein immer größeres Publikum erspielt. Die Menschen in meinem Umfeld sind schon so lange dabei. Für uns alle wäre es ein Riesending, unser Land bei dem größten europaweiten Wettbewerb zu vertreten. Das ist so, als ob du als Fußballspieler mal in der Champions League spielen darfst.
Wie wird Euer Auftritt aussehen?
Beim ESC ist es ganz klar strukturiert, das werden wir auch schon so beim Vorentscheid haben. Wir dürfen sechs Mann auf der Bühne haben. Bei Unheilig wird es so sein, wie es schon immer war. Die Musik muss im Vordergrund stehen. Es darf nicht zu überladen sein und auch nicht soweit kommen, dass das Lied oder die Band untergeordnet werden. Das ist für mich ganz klar. Es muss wie ein Video sein. Du machst dir schließlich auch über das Video Gedanken, redest mit dem Regisseur, schreibst an dem Drehbuch. Damit das Lied eine zweite Ebene kriegt. Der Auftritt soll die Musik unterstreichen.
Unheilig: "Ich will den ESC gewinnen"
Was wäre, wenn Sie dann trotzdem beim ESC in Dänemark Letzter werden?
Dann würde das Leben weiter gehen und ich würde mich bei meiner kommenden Best-of-Tour von den Fans trösten lassen. Man muss damit rechnen, Letzter zu werden, wenn du an einem Wettbewerb teilnimmst, bei dem Menschen entscheiden, ob ihnen deine Musik gefällt oder nicht.
Auf diese Frage haben Sie sich vorbereitet, oder?
Ja, ich werde die oft gefragt. Aber trotzdem ist mein Ziel ganz klar: Ich möchte gerne den Vorentscheid gewinnen und ich will den ESC gewinnen. Das ist meine Herausforderung, die ich mir selbst gestellt habe. Und wenn das nicht klappt, ist es zwar traurig, das Leben geht aber weiter.
Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg. Vielen Dank für das Gespräch.
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