Ob "Tribute von Panem", "Das dreckige Dutzend" oder "M.A.S.H": Donald Sutherland überzeugte über viele Jahrzehnte in den verschiedensten Rollen. Jetzt ist der kanadische Schauspieler im Alter von 88 Jahren gestorben.

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Bis ins hohe Alter, auch mit schlohweißem Haar, konnte Donald Sutherland noch junge Zuschauer begeistern. Als der skrupellose Präsident Snow in der "Tribute von Panem"-Blockbuster-Reihe trumpfte der kanadische Leinwandstar neben viel jüngeren Kollegen wie Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson und Liam Hemsworth auf.

Seit 2012 verkörperte er in den vier "Panem"-Filmen den Politiker, der wie ein Diktator herrscht. Am Donnerstag starb Sutherland im Alter von 88 Jahren "nach langer Krankheit" in Miami, wie unter anderem die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf seinen Agenten meldete.

"Mit schwerem Herzen sage ich euch, dass mein Vater, Donald Sutherland, gestorben ist. Ich persönlich denke, dass er einer der wichtigsten Schauspieler in der Geschichte des Films ist. Nie von einer Rolle eingeschüchtert, gut, schlecht oder hässlich. Er hat geliebt, was er getan hat, und getan, was er geliebt hat, und um mehr kann man nicht bitten. Ein gut gelebtes Leben", schrieb sein Sohn, der Schauspieler Kiefer Sutherland, auf Instagram.

"Wir haben einen der Großen verloren", schrieb der kanadische Premierminister Justin Trudeau bei der Online-Plattform X. "Donald Sutherland hat ein Level von Brillianz in seine Kunstform gebracht, bei der nur wenige mithalten konnten. Ein herausragender, legendärer Schauspieler - und ein großartiger Kanadier."

Der polnische Regierungschef Donald Tusk kommentierte: "Ruhe in Frieden, Donald Sutherland - der beste aller Donalds."

Der Klimawandel besorgte Sutherland sehr

Macht und Revolte sind zentrale Motive in der düsteren Fantasy-Saga "Panem", in der Jugendliche für Hungerspiele in eine Arena geschickt werden, um einander zu töten. Der ultraliberale Kanadier wollte mit seiner Rolle auch etwas bewirken. "Ich hoffe, dass junge Menschen daraus lernen, dass sie sich unbedingt politisch engagieren müssen. Dass sie sich organisieren müssen", sagte Sutherland 2015 der Deutschen Presse-Agentur bei der Berlin-Premiere.

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Der Zwei-Meter-Mann nahm nie ein Blatt vor den Mund. Als er 2019 beim Filmfest im nordspanischen San Sebastián einen Ehrenpreis für sein Lebenswerk erhielt, beklagte er die "Bullshit"-Haltung von Politikern beim Kampf gegen den Klimawandel: "Ich habe Kinder, ich habe Enkel, und die Welt, die ich ihnen hinterlasse, ist eine, in der sie nicht leben können."

Der fünffache Vater wirkte seit den 1960er Jahren in über 150 Filmen und TV-Produktionen mit. Dank seiner großen Wandlungsfähigkeit ließ er kaum ein Genre aus. Der Kriegsklassiker "Das dreckige Dutzend" (1967) war sein erster internationaler Erfolg. Mit Robert Altmans Militär-Satire "M.A.S.H." kam ein weiterer Hit. An der Seite von Jane Fonda brillierte er 1971 als Privatdetektiv in Alan Pakulas Psychothriller "Klute".

Schlagzeilen machte er durch eine Liebesszene in Nicolas Roegs Horror-Studie "Wenn die Gondeln Trauer tragen" (1973). Sutherland und Julie Christie spielten Eheleute, die um ihre tote Tochter trauern. Eine legendäre Sexszene in dem Film hielten viele für echt, was Sutherland und andere stets dementierten.

Fellini, Bertolucci und Redford waren wichtige Weggefährten

Federico Fellini machte ihn zu "Casanova", Bertolucci zum faschistischen Gutsbesitzer Attila in dem Drama "1900". Robert Redford holte ihn für sein Regiedebüt "Eine ganz normale Familie" vor die Kamera. Mit Charlize Theron knackte er in dem Krimi "The Italian Job - Jagd auf Millionen" Tresore.

Alle wollten mit Sutherland arbeiten, darunter legendäre Regisseure wie Claude Chabrol, Louis Malle, Ken Russell, John Schlesinger und Werner Herzog. Doch als Hollywood-Star sah er sich nicht. "Ich weiß nichts über Hollywood", sagte Sutherland im Herbst 2019 bei seiner Ehrung in San Sebastián. "Ich arbeite nur."

Mit seiner dritten Ehefrau Francine Racette lebte er weitab von der kalifornischen Filmmetropole in seiner kanadischen Heimat, im Osten der Provinz Québec.

In Hollywood wurde er 2011 mit einem Stern auf dem "Walk of Fame" verewigt, gleich neben der Plakette seines Sohnes Kiefer. Doch die höchste Ehre - ein Oscar im Wettbewerb - blieb ihm versagt. Trotz seiner vielen herausragenden Rollen war er nie für einen Oscar nominiert worden. Die Film-Akademie würdigte ihn 2017 schließlich mit einem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk.

Im Rückblick auf seine lange Karriere wurde Sutherland in San Sebastián gefragt, ob er einen Lieblingsfilm habe. Der fünffache Vater wehrte ab, er könne ja auch nicht sagen, ob er ein Lieblingskind habe. "Ich habe keinen Favoriten. Ich habe enge Beziehungen mit allen", sagte er diplomatisch. Und fügte nach kurzer Pause hinzu, "aber ich habe wirklich sehr gerne mit Fellini gearbeitet". (dpa/jst)

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