Wir müssen heute über Fußball reden. Sorry, muss sein. Aus aktuellem Anlass. Denn Christian Streich, Noch-Trainer des SC Freiburg, will demnächst gehen. Das finden viele traurig, aber eigentlich ist es notwendig. Warum Christian Streich wirklich geht und was Paviane und die "Bild"-Zeitung damit zu haben.
Es gibt schlechte Neuigkeiten:
Bill hat in dieser Folge also ein kleines mentales und körperliches Hängerchen, weshalb er nicht für einen intellektuell reibungslosen Ablauf des Podcasts garantieren könne: "Heute ist aber ohne Gewähr, weil mein Gehirn ist so ein bisschen Matsch", erklärt Bill gleich zu Beginn und wir sind gespannt, inwiefern sich dieser Synapsen-Morast in der Folge niederschlägt. "Der Vipe ist super heute", fasst Bruder und Podcast-Partner
Warum Bill sauer auf Tom ist
Nach einer gar nicht mal so interessanten Diskussion, wo denn genau die Lunge und wo die Nieren sind, verrät Tom: "Ich habe ja gerade ein Ganzkörper-MRT gemacht." Wahrscheinlich meint Tom, er habe eine MRT machen lassen, denn ich glaube nicht, dass man ihn das Gerät hat bedienen lassen, während er selbst in selbigem lag. Das ist alleine schon logistisch schwierig.
Aber wir schweifen ab, also bitte konzentrieren Sie sich jetzt! Die Lage ist schließlich ernst, denn Bill ist nicht nur wegen seines unruhigen Schlafes in der First Class angeschlagen, sondern auch wegen seines Bruders. Man sei vor Kurzem zusammen bei einer Geburtstagsfeier gewesen und da habe sich Tom nicht von ihm verabschiedet – offenbar kein Einzelfall: "Tom verpisst sich immer und sagt mir nicht Tschüss", empört sich Bill.
Ein heimlicher Abgang sei prinzipiell okay, aber nur anderen, nicht ihm gegenüber. Doch Tom hat eine ganz nachvollziehbare Erklärung für sein Hinausstehlen. Er habe die Stimmung nicht dämpfen wollen, denn würde er mit großem Getöse gehen, würde die eine Hälfte der Gäste mitkommen und die andere ihn zum Bleiben überreden wollen. Außerdem sei Bill zu diesem Zeitpunkt bereits "angezündet bis oben hin" gewesen und hätte ihn in diesem Zustand nur bloßstellen wollen.
Lesen Sie auch
17 auf einen Streich
Das ist ebenso transparent wie plausibel, verdeutlicht aber gleichzeitig die Brisanz, die im richtigen Kommen und Gehen liegt. Und abgesehen von Partys mit Bill und Tom Kaulitz steht der Profifußball eben wie kaum eine andere Sache für eine solche Brisanz. Ja, an dieser Stelle müssen wir einmal über Fußball reden. Das mag dem einen oder anderen nicht gefallen – aktuell sind das vor allem Fans des FC Bayern München – aber wir sind ja auch nicht zum Spaß hier.
Also: Die Fußball-Bundesliga ist bekannt für ein Kommen und Gehen, vor allem bei den Trainern, und hier ist das Image vom Kommen und Gehen besonders interessant. In der Nicht-Fußball-Welt hat ja das Kommen einen besseren Ruf als das Gehen. Deswegen singen wir zum Beispiel voller Freude "Morgen kommt der Weihnachtsmann" und nicht "Übermorgen geht der Weihnachtsmann." Beim Fußball hingegen freuen sich die meisten über ein Gehen des Trainers – vom Trainer mal abgesehen – denn davon verspricht man sich eine Kehrtwende, einen Neuaufbruch oder zumindest neue Witze in der Kabine.
Eine Ausnahme von dieser Regel bildet die jüngste Ankündigung des Freiburger Trainers Christian Streich, er werde nach dieser Saison gehen. Dieses Gehen wurde von den meisten Menschen als bedauerlich wahrgenommen, auch, weil
Kein Kommen ohne Gehen
Doch abgesehen von der Causa Streich gilt das Kommen als irgendwie cooler als das Gehen. Deshalb kennen wir auch nur den Abschiedsschmerz, nicht aber den Begrüßungsschmerz und ich finde diese Fixierung auf das Kommen einseitig. Wenn beispielsweise jemand, wie im Fall von Tom Kaulitz, geht ohne Bescheid zu sagen, finde ich das wesentlich unproblematischer, als wenn jemand kommt ohne Bescheid zu sagen.
Außerdem: Würde nicht einer gehen, könnte ein anderer nicht kommen. Gerade bei Fußballtrainern ist das ein wichtiger Punkt. Würde nicht ein Trainer einem anderen weichen, stünden heute beim Training sehr viel mehr Leute auf dem Platz und würden Anweisungen durch die Gegend rufen. Für die Spieler wäre das womöglich verwirrend. Verwirrender wäre, glaube ich, nur, würde, ein Trainer gehen, ohne Bescheid zu sagen. Daher ist es vielleicht gut, dass Tom Kaulitz kein Fußballtrainer ist.
Gefahr droht Fußballern diesbezüglich nur von Toms Bruder. Mit der Seriosität eines Tiroler Strandräubers behauptet Bill Kaulitz nämlich in der aktuellen Folge: "Ich könnte Bayern-Trainer sein, sofort." Doch nicht nur das: "Die würden gewinnen ohne Ende", glaubt Bill. Tom, selbst Bayern-Fan, hegt daran große Zweifel, glaubt, sein Bruder würde hier sofort auffliegen. Ich denke, außer Tom freuen sich nicht wenige, wenn Bill Kaulitz nicht als Trainer zum FC Bayern kommt.
Wo Bill Kaulitz nicht stattfinden will
Statt zu kommen ist Bill Kaulitz aber auch gegangen, und zwar zu weit. Zumindest, wenn man der Meinung eines "Bild"-Redakteurs glauben mag. In der vergangenen Folge kritisierte Bill nämlich die Entscheidung des Nürnberger Zoos, wegen Überfüllung 20 Paviane töten zu wollen. Den Zoodirektor bezeichnete Kaulitz im Zuge dessen als "Idioten" und lobte Aktivisten, die sich für das Leben der Tiere einsetzten. So seriös wie die "Bild"-Zeitung es eben kann, berichtete besagter Redakteur über Bills Wortwahl, was wiederum Bill nicht gefällt. Im Speziellen wie im Generellen, denn er wolle "in diesem Blatt gar nicht stattfinden".
Das verstehe ich. Ich will noch nicht mal, dass die "Bild"-Zeitung stattfindet. Mit oder ohne Bill Kaulitz und ganz unabhängig von der Pavian-Geschichte. Wegen des Alarmismus, zum Beispiel. Oder wegen der als Information verkauften Meinung. Oder wegen der permanenten Skandalisierung, des Menschenbildes, der Stimmungsmache, des laxen Umgangs mit journalistischen Grundprinzipien oder der ständigen "Wir sprechen für euch"-Attitüde. Ihnen fallen bestimmt noch andere Gründe ein. Ich würde sogar so weit gehen, dass ich froh wäre, wenn die "Bild"-Zeitung geht. Gerne auch, ohne Tschüss zu sagen.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.