Eine Wurst für mehr Toleranz: Niemand hat im vergangenen Jahr so polarisiert wie Conchita Wurst, die Tom Neuwirth als Antwort auf Diskriminierung erschuf. Am 6.11. feiert La Wurst ihren 26. Geburtstag. Welches Geheimnis steckt eigentlich hinter ihrem Erfolg? Wir haben die Antwort.
Als hätte
Schönere Beine als Gisele Bündchen
Schon ihre Beine auf Zwölf-Zentimeter-Hacken zeugen von Starpotenzial. Damit treibt sie den meisten Mädels Tränen des Neids in die Augen und ringt sicherlich auch dem ein oder anderen Kerl – der dies natürlich niemals zugeben würde – einen anerkennenden Blick ab. Hinzu kommt ein gewaltiges Stimmvolumen, welches von klein auf trainiert wurde.
Conchita Wurst teilt ihre Modelmaße bekanntermaßen mit
Da es mit seiner Boyband anschließend aber nicht so gut lief und Tokio Hotel bereits einen Sänger hatten, musste ein anderer Plan für die Zukunft her. Tom beendete zunächst die Modeschule in Graz, ließ den Traum vom Rampenlicht aber niemals aus den Augen. Und da, wo Bill Kaulitz letzten Endes der modische Mut verlassen hat, ging es für Tom Neuwirth erst richtig los.
Mysteriöse Diva mit Bambi-Augen - und Bart
2011 betrat die dunkelhaarige Diva mit den Bambi-Augen und dem gut getrimmten Bart in der ORF-Castingshow "Die große Chance" zum ersten Mal die TV-Bühne. Sie ist die in elegante Roben gehüllte Antwort auf jene Diskriminierung, die auch ihr Alter Ego Tom aufgrund seiner Homosexualität als Jugendlicher jahrelang erleiden musste. Der Nachname "Wurst" ist dabei nicht zufällig gewählt: "Aussehen, Geschlecht und Herkunft sind nämlich völlig Wurst, wenn es um die Würde und Freiheit des Einzelnen geht", findet Conchita. Juror Sido konnte sie damals allerdings noch nicht überzeugen.
2012 folgten die ersten Gehversuche beim Vorentscheid des Eurovision Song Contest. Doch Österreich war noch nicht bereit für die singende Wurst und schickte sie buchstäblich in die Wüste. Im RTL-Format "Wild Girls" kämpfte sich Conchita 2013 mit deutschen Silikon-Sternchen durch Namibia. Den "Goldenen High Heel" hat sie zwar dort nicht gewonnen, dafür aber die Sympathien der Zuschauer. Während sich die anderen It-Girls prollige Beschimpfungen an die Köpfchen warfen, bis die Schlauchboot-Lippen schlackerten, hielt sich Conchita dem Doppel-D-Gezicke fern und bewies, dass nicht falsche Brüste die Lady machen, sondern manchmal eben auch ein Bart.
2014 ist das Jahr der Wurst
2014 stand dafür ganz im Zeichen von Frau Wurst. Mit "Rise Like A Phoenix" schwingt sich die Herzdame aller Barbiere beim Eurovision Song Contest in Kopenhagen aus dem Schatten ins europäische Rampenlicht und heimste nach Udo Jürgens den zweiten Sieg für Österreich in der ESC-Geschichte ein. Über Nacht war ein Star geboren. Doch neben tosendem Applaus hagelte es auch Kritik – vor allem aus Osteuropa. "Das ist ein Beweis für den Verfall des modernen Europa", kommentierte der polnische Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski Conchitas Sieg und der russische Vizeregierungschef Dimitri Rogosin twitterte, das ESC-Ergebnis zeige "Anhängern einer europäischen Integration, was sie dabei erwartet – ein Mädchen mit Bart".
Das Mädchen mit Bart ließ sich jedoch nicht beirren, sondern steht als Model in Paris vor der Kamera und feilt weiter an seiner Musikkarriere. Die Wurstgemeinde steht dabei voll und ganz hinter ihrer Botschafterin für mehr Akzeptanz.
Zu ihren Fans zählen neben Künstlern wie Elton John mittlerweile auch Politiker, wie der UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, von dem sie erst am Montag in Wien für ihren Kampf gegen Intoleranz geehrt wurde. Anlässlich der Konferenz sagte Conchita: "Ich träume von einer Zukunft, in der wir nicht über sexuelle Orientierungen, Hautfarben oder religiöse Überzeugungen reden müssen". Und weil es doch auch ein gerüttelt Maß an Erdenbürgern gibt, die diesen Traum mit ihr teilen, wünschen wir der derzeit beliebtesten Wurst der Welt an dieser Stelle ein herzliches "Happy Birthday!"
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