Filmstars mit hohen Gagen sind die absolute Ausnahme. Die meisten Schauspieler können kaum von ihrem Beruf leben und landen schließlich in der Altersarmut. Wir verraten, was vor der Kamera wirklich verdient wird.

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Hollywood-Stars genießen Ruhm und Reichtum. Dwayne Johnson war laut dem Wirtschaftsmagazin "Forbes" im Jahre 2019 der bestverdienende Schauspieler und kassierte unfassbare 89,4 Millionen US-Dollar. Dahinter folgen Chris Hemsworth (76,4 Mio.) und Robert Downey Jr. (66 Mio.).

Solche Summen lassen sich in Deutschland zwar nicht verdienen. Doch auch unsere Fernsehstars streichen ordentliche Gagen ein. Til Schweiger etwa soll nach Angaben von "Promiflash" rund 300.000 Euro pro abgedrehtem Tatort kassiert haben, Jan Josef Liefers und Axel Prahl jeweils 200.000 Euro.

All das sind beachtliche Gagen für einen einzigen Film. Das Problem ist nur: Diese Schauspieler sind die Ausnahmen.

Heinrich Schafmeister ist seit fast 40 Jahren Schauspieler und spielte große Rollen in Erfolgsfilmen wie "Comedian Harmonists". Als Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Schauspiel (BFFS) kennt er die Einkommenssituation der rund 15.000 Schauspieler in Deutschland – und die ist meist dramatisch.

55 Prozent verdienen weniger als 20.000 Euro im Jahr

"Nur knapp fünf Prozent der Schauspieler können etwas beruhigter schlafen, weil sie im Jahr 100.000 Euro oder mehr verdienen. Etwa 55 Prozent der deutschen Schauspieler und Schauspielerinnen verdienen allerdings weniger als 20.000 Euro im Jahr und können daher nicht von ihrem Beruf leben", verriet er im Gespräch mit unserer Redaktion.

Laut Tarifvertrag des Verbandes beläuft sich die Einstiegsgage für Schauspieler auf mindestens 850 Euro pro Drehtag, bei Produktionen von Netflix auf 1.000 Euro.

Beim ZDF existiert zum Beispiel ein Gagenraster. Das heißt: Der Schauspieler wird je nach Erfahrung einer gewissen Gage zugeordnet - besonders wichtig ist dabei, wie viel der Darsteller bereits beim ZDF gedreht hat.

Das heißt: Junge Schauspieler beginnen mit der Einstiegsgage und arbeiten sich mit zunehmender Anzahl an Film- und Fernsehproduktionen hoch. "Ein Schauspieler mit zehnjähriger Berufserfahrung, der viele Nebenrollen gespielt hat, kommt trotzdem oftmals auf weniger als 2.000 Euro pro Drehtag", weiß Schafmeister.

Nur fünf Drehtage im Jahr – oder weniger

Nun mögen diese Summen auf den ersten Blick attraktiv erscheinen. Berücksichtigt man allerdings, dass sehr viele Schauspieler aufgrund der hohen Konkurrenzsituation oftmals nur fünf Drehtage im Jahr oder weniger haben, sieht die Situation gänzlich anders aus.

Schauspieler müssen also versuchen, aus den wenigen Drehtagen das bestmögliche Einkommen herauszuschlagen. Fernsehsender und Produktionsfirmen versuchen allerdings, die Honorare zu drücken. Daher wurden die sogenannten Sondergagen eingeführt.

Schafmeister erklärt: "Sondergagen bewegen sich unterhalb des normalen Gagenniveaus und werden bei Vorabendserien gezahlt. Bei der ARD verdienen erfahrene Schauspieler dann lediglich 1.500 Euro pro Tag. Bei einer ZDF-Krimiserie wie der SOKO verdienen selbst Stars nicht mehr als 2.500 Euro pro Drehtag."

10.000 Euro Monatsgehalt bei einer Daily Soap

Glücklich darf sich schätzen, wer eine der begehrten Serienhauptrollen ergattert und ein festes Gehalt bezieht – zum Beispiel bei einer Daily Soap wie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" oder "Alles was zählt".

Ein Schauspielagent, der nicht namentlich genannt werden möchte, sagte im Gespräch mit unserer Redaktion: "Wenn man viel Erfahrung mitbringt, kann man bei einer Soap gut und gerne 10.000 Euro im Monat verdienen. Teilweise sogar mehr, oftmals aber auch weniger. Manche Schauspieler bekommen ein festes Monatsgehalt von 3.000 Euro und erhalten zusätzlich eine Extravergütung für die Folgen, in denen sie stattfinden. Anfänger kommen dann auf 4.000 oder 5.000 Euro im Monat, Fortgeschrittene auf 6.000 bis 8.000 Euro."

Der unprofitable Traum vom Kinofilm

Kinofilme mögen der Traum vieler Schauspieler sein, sind allerdings längst nicht so profitabel, wie oftmals angenommen wird. "Früher gab es im Kino mehr zu verdienen als beim Fernsehen. Das ist mit wenigen Ausnahmen schon längst nicht mehr so”, sagt Schafmeister.

Die Ausnahmen sind meist Kinderfilme und Komödien - im Idealfall mit Til Schweiger, Matthias Schweighöfer oder Elyas M'Barek in der Hauptrolle. Allerdings werden solche Filme oftmals bis in die kleinste Nebenrolle prominent besetzt. Das heißt: Der Durchschnittsschauspieler hat kaum eine Chance, eine Rolle zu ergattern.

Kinofilme, die tendenziell nur ein kleines Publikum erreichen, und das trifft auf die meisten deutschen Kinoproduktionen zu, haben nur ein kleines Budget und können den Schauspielern weniger zahlen. 1.000 Euro pro Drehtag sind eher die Regel als die Ausnahme.

Insgesamt entdeckt Schafmeister aber auch positive Tendenzen: "In den vergangenen Jahren war die Anzahl der Film- und Fernsehproduktionen rückläufig. Das hat sich durch die Streaming-Anbieter wie Netflix und Amazon vielleicht etwas gebessert."

420 Euro Rente im Monat

Dennoch werden auch zukünftig nur wenige Schauspieler von ihrem Beruf leben können. Das wirkt sich auch auf die Altersvorsorge aus. "Altersarmut ist das Schicksal der Schauspieler", sagt Schafmeister und bringt Beispiele: "Der renommierte Schauspieler Horst Janson bekommt 420 Euro Rente im Monat, eine Eleonore Weisgerber 820 Euro."

Daher stehen diese und viele andere Schauspieler auch im hohen Alter noch auf der Bühne oder vor der Kamera – weil sie es wollen, und weil sie es müssen.

Verwendete Quellen:

  • Forbes.com: The Highest-Paid Actors 2019: Dwayne Johnson, Bradley Cooper And Chris Hemsworth
  • Promiflash.de: 200.000 Euro pro Folge: So viel verdienen die "Tatort"-Stars
  • Interview mit Heinrich Schafmeister
  • Interview mit einem Schauspielagenten, der namentlich nicht genannt werden möchte
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