Um gleich alle Missverständnisse auszuräumen: Bei Frank Thelen ist alles in bester Ordnung. Bei einer Windelsensor-App hingegen gar nicht. Dass die Erfindung in der jüngsten Folge von "Die Höhle der Löwen" trotzdem eine Chance bekam, lag an Carsten Maschmeyer.

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Bei der "Höhle der Löwen" einen Investor zu finden, ist gar nicht so einfach. Natürlich muss in erster Linie das Produkt stimmen. Darüber hinaus müssen die Gründer aber mit den Eigenheiten der Investoren zurechtkommen. So zumindest sieht es das Storytelling der Show vor.

Carsten Maschmeyer beispielsweise investiert immer in Gründer, nicht in Gründungen. Wer sich selbst charakterlich eher als schwach einschätzt, hat es bei Maschmeyer also schwer.

Georg Kofler hingegen sieht über Charakterschwächen hinweg, solange er Geld machen und sein Social-Media-Ding durchziehen kann.

Frank Thelen steht stattdessen eher auf Sachen, mit denen man skaten, die man essen oder mit einem Smartphone bedienen kann. Dagmar Wöhrl liebt Gründer, die sie ihrer Familie vorstellen kann und Gemischtwarenladen Ralf Dümmel mag einfach Sachen, die sich verkaufen.

Zwischen all diesen Vorlieben müssen Gründer also bei der Show ihren Platz finden.

"Nicht mein Problem"

In der jüngsten Ausgabe der "Höhle der Löwen" lief es jedoch einmal anders herum. Hier mussten die "Löwen" mit den Eigenarten der Gründer klarkommen.

Dass die ersten Gründer eher ungewöhnlich sind, beweist das Firmenmotto: "Der Urinstein muss weg." Gemeint ist nicht irgendein Urinstein, sondern der von Kaninchen und Co. Die Gründer sind nämlich leidenschaftliche Kaninchenzüchter und haben ein Reinigungsmittel für deren Ställe erfunden.

Ein Kaninchenurinsteinentfernungsmittel ist in der Tat selbst für "Die Höhle der Löwen" ungewöhnlich - und hier hat man schon so Einiges gesehen! Aber mutigen Gründern wie diesen, die auch einmal dorthin gehen, wo's wehtut, verdanken wir Erfindungen wie Kläranlagen, Windeln oder, na gut, auch die Popo-Dusche.

Bei der Entscheidung kommen dann aber wieder die Eigenarten der Investoren zum Tragen. "Urinsteinablagerungen scheinen für Kleintierzüchter ein großes Problem zu sein", erklärt Frank Thelen salbungsvoll und fährt fort: "Aber es ist nicht mein Problem."

Auch für Maschmeyer ist es nicht der "Case", für Dagmar Wöhrl nicht ihr "Business" und Judith Williams denkt morgens beim Aufstehen ungern an Urinstein. Weil auch Ralf Dümmel am Ende kein Angebot machen will, springen doch noch Wöhrl und Williams ein.

"Franks Windel ist nass!"

Mit einem ähnlichen Thema hat sich das nächste Gründerteam beschäftigt und zeigt dabei eine Eigenart, die bei Investoren in der Regel nicht so gut ankommt: die Überbewertung.

Doch der Reihe nach. Curaluna ist ein Windelsensor, der via Smartphone Bescheid gibt, wann bei Kindern oder in der Pflege die Windel gewechselt werden muss.

An sich keine schlechte Idee, finden die Löwen, doch als sie den Sensor mit Windeln und Ersatzflüssigkeit testen sollen, funktioniert die App nicht: "Franks Windel ist nass", behauptet die App. "Das ist Bullshit, ich hab ja gar nichts gemacht", entgegnet daraufhin Thelen.

Auch bei der Windel von Dagmar Wöhrl wurde plötzlich ein Windelwechsel von der App registriert, der so gar nicht stattgefunden hat.

Als das eigentliche Problem für die "Löwen" entpuppt sich aber die Firmenbewertung. 600.000 Euro wollten die Gründer für zehn Prozent der Anteile haben. Und das, obwohl eine Patenterteilung ebenso aussteht wie ein Langzeittest. "Diese Bewertung finde ich derart abenteuerlich und so unrealistisch, dass ich mich da etwas ärgere und geradezu empöre", zeigt sich Georg Kofler erbost.

Frank Thelen wird noch deutlicher: "Es ist wirklich eine Unverschämtheit, mit welcher Bewertung ihr hier reinkommt." Dümmel und Wöhrl sind ebenfalls raus und Carsten Maschmeyer hat "eigentlich keine Lust, mit Ihnen zu reden".

Am Ende macht er es aber doch und investiert erst einmal 50.000 Euro für die Weiterentwicklung. Sobald Patent und Tests stehen, könne man über ein größeres Investment reden.

Ein gutes Geschäft ist ein gutes Geschäft ist ein gutes Geschäft

Gar keine Eigenheiten zeigte dagegen die Gründerin von Ösel Birch, einem Erfrischungsgetränk aus Birkenwasser. Ein Deal sprang aber nicht heraus, ebenso wenig wie für ein Trackingsystem für die Leistungsdaten von Fußballspielern. Stattdessen investierte Ralf Dümmel in ein Tierberuhigungsaudiosystem.

Was hat die jüngste Folge gezeigt? Egal, ob Essensfetisch, Gemischtwarenladen, Familienfaible, Social-Media-Vorlieben, Selbstüberschätzung oder soziale Ressentiments: Keine Eigenarten zu haben, garantiert noch lange kein Investment.

Wenn sich Gründer und Investoren dagegen zusammenreißen, kann - allen Eigenarten zum Trotz - am Ende doch ein Deal herausspringen. Was die Aussicht auf ein gutes Geschäft doch alles möglich macht.

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