• Am 29. März 2020 fiel die letzte Klappe der beliebten ARD-Serie "Lindenstraße".
  • Doch was machen die Stars der Weekly Soap heute und wie haben sie das Jahr seit der letzten Folge verbracht?
  • Wir haben die Ex-Darsteller befragt und unter anderem erfahren, warum die Kult-Soap die perfekte Bühne für das Thema Corona gewesen wäre.

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Tabubrüche, Gesellschaftskritik, Liebesgeschichten und eine "Mutter der Nation" im Zentrum des Geschehens: Das waren einige der wichtigsten Zutaten, aus denen die "Lindenstraße" gemacht wurde. Ende 1985 war die erste Folge in der ARD gelaufen. Damals konnte noch niemand ahnen, dass diese Serie fast 35 Jahre lang den Samstagvorabend von Millionen Menschen prägen sollte.

Am 29. März 2020, vor genau einem Jahr, wurden die Bordsteine der berühmtesten TV-Straße Deutschlands endgültig hochgeklappt. Mit Ausstrahlung der 1.758. Folge verabschiedete sich die Kult-Serie, die bis heute als Vorreiter für spätere Daily und Weekly Soaps sowie Telenovelas gilt, endgültig von der Bildfläche – unter dem Protest unzähliger Fans und vieler Darstellerinnen und Darsteller.

Corona-Pandemie: Warum dieses Thema für die "Lindenstraße" wie gemacht wäre

"Ich muss sagen, meine lieben Mitstreiter fehlen mir schon sehr. Cast und Team", betont Moritz A. Sachs im Interview mit unserer Redaktion ein Jahr nach dem Serien-Aus. Der 42-Jährige war bis zum Schluss ein wesentlicher Bestandteil der "Lindenstraßen"-Familie, mimte in sämtlichen Folgen den Klaus Beimer. Aufgrund der Pandemie sei auch der Abschied etwas abrupt verlaufen. Treffen mit den ehemaligen Kollegen fielen weitgehend aus, sollen laut Sachs jedoch "hoffentlich nachgeholt" werden.

Der Mann, der als Sohn von Helga Beimer (Marie-Luise Marjan) TV-Geschichte geschrieben hat, scheint sich mit dem Ende der Serie zumindest arrangiert zu haben: "Schade bleibt es natürlich, aber alles geht ja bekanntlich mal zu Ende und die Zukunft birgt aus meiner Sicht immer mehr als die Vergangenheit." Allerdings hätte er gerne gesehen, wie die Serie "mit ihrem Aktualitätsanspruch Corona verarbeitet hätte".

Gewagte Storylines und Handlungsplots lagen dem Produzenten-Team um Hans W. Geißendörfer – ebenso wie später seiner Tochter Hana, die in dessen Fußstapfen trat – seit jeher am Herzen. Von Selbstmord über Teenager-Schwangerschaften bis hin zu dem legendären Kuss zwischen Dr. Carsten Flöter (Georg Uecker) und Robert Engel (Martin Armknecht), der den Auftakt zur Thematisierung homosexueller Liebesbeziehungen im deutschen Fernsehen mitbegründet hat: Vor Kontroversen schreckte die "Lindenstraße" nie zurück.

Auch für Serien-Star Marjan, die im vergangenen August ihren 80. Geburtstag gefeiert hatte, wäre das Thema Corona wie gemacht gewesen für die Vorabendserie. "Mutter Beimer würde sicher predigen, wie man lernt, mit dem Virus zu leben und was man für sein Immunsystem tun muss", erklärte die Schauspielerin gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Iffi und Mutter Beimer mit Maske im Café Bayer?

Auch aus Sicht von Rebecca Siemoneit-Barum wäre die "Lindenstraße" die perfekte Bühne, um Corona aufzugreifen, wie die "Iffi"-Darstellerin auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigt: "Ich kann es mir bildlich vorstellen, wie Iffi und Mutter Beimer mit Maske im Café Bayer stehen oder wie sich Klausi und Momo womöglich Querdenker-Demos entgegenstellen.

Es fühlt sich für mich nach wie vor ganz normal an, dieses aktuelle Thema im Kopf mit meiner 'Lindenstraßen'-Familie durchzuspielen." Die frühere "Dschungelcamp"-Teilnehmerin habe sehr viel Resonanz von den Fans bekommen, die diese Serie schmerzlich vermissten und sie gerade jetzt dringend bräuchten.

Das Aus der ARD-Soap hatte Siemoneit-Barum allerdings kommen sehen: "Die Entscheidung war ja im Prinzip schon zwei Jahre zuvor gefallen, als der Vertrag nicht verlängert wurde. Also da wollte man uns schon lange weg haben."

Claus Vinçon: "So viele Aktualisierungen hätten wir gar nicht drehen können"

Claus Vinçon, der 22 Jahre als Georg "Käthe" Eschweiler mit von der Partie war, kann das Ende der "Lindenstraße" nach über drei Jahrzehnten hingegen nachvollziehen. Mit Blick auf die Pandemie stellt sich der Schauspieler und Politiker die Frage: "Was hätten wir bloß in der jetzigen Zeit mit Corona gemacht? So viele Aktualisierungen hätten wir gar nicht drehen können."

Irene Fischer alias Anna Ziegler hat ebenfalls ihren Frieden mit der Tatsache gefunden, dass vor einem Jahr die letzte Klappe gefallen ist. "Dass es nichts für immer ist, war mir von Anfang an klar", verrät die 61-Jährige, die mit großer Dankbarkeit an die vielen guten Jahre als Schauspielerin und Autorin der "Lindenstraße" zurückdenke und sich jetzt auf neue Aufgaben freue.

Das machen die Stars der "Lindenstraße" heute

Wie ging es für die Stars der "Lindenstraße" weiter und wie haben sie das Jahr seit der letzten Folge verbracht – insbesondere mit Blick auf die schwierige und für viele Künstler existenziell bedrohliche Corona-Lage?

Irene Fischer berichtet, dass ihr das erste Corona-Jahr eine unerwartete Auszeit beschert habe. "Diese habe ich bestmöglich zu nutzen versucht. Es sind neue Projekte als Drehbuchautorin auf dem Weg, vor allem aber habe ich die freie Zeit oft mit meinen vier Enkeln verbracht und das natürlich sehr genossen", sagt die Frankfurterin. In der Zukunft sehe sie sich eher als Autorin denn als Schauspielerin.

"Klausi"-Darsteller Sachs ist ebenfalls optimistisch, dass "noch einige Abenteuer auf mich warten". Dennoch bedauert er es, dass sämtliche Lesungen zu seinem Buch "Ich war Klaus Beimer" coronabedingt ausgefallen sind: "Das war sehr schade, denn es wäre doch eine schöne Gelegenheit gewesen, auch mit den Zuschauern gemeinsam Abschied zu nehmen."

Zudem hätten sich weitere geplante Projekte vor der Kamera und auf der Bühne zerschlagen oder verschoben. "Stattdessen komme ich meiner anderen Profession nach. Ich arbeite fleißig mal als Regieassistent, mal als erster Aufnahmeleiter hinter der Kamera", lässt der Kölner ausrichten.

Kommunalpolitik und Landesgartenschau: "Lindenstraßen"-Stars abseits des Filmsets

Die Domstadt ist auch der Lebensmittelpunkt von "Käthe"-Darsteller Vinçon, der als Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen in der Bezirksvertretung des Bezirks Köln-Innenstadt sitzt. Die Themen Verkehrswende und Stadtklima liegen dem gebürtigen Hamburger besonders am Herzen: "Die Innenstadt von Köln gehört mit zu den wärmsten Orten der Republik. Daran arbeiten wir: Die Stadt muss lebenswert bleiben."

Trotz seiner verantwortungsvollen Aufgabe hat Vinçon die Schauspielerei nicht aus den Augen verloren. "Wenn man mich fragt, bin ich offen für alles", erläutert er und fügt ergänzend hinzu: "Wenn nicht, genieße ich das Leben als Rentner."

Auch Siemoneit-Barum alias "Iffi" widmet sich aktuell einem Betätigungsfeld, das mit einem Filmset nichts zu tun hat. "Ich habe eine ganz tolle Anstellung gefunden und bin Teil des Organisationsteams, das für das Unterhaltungsprogramm der Landesgartenschau 2022 in Bad Gandersheim zuständig ist", berichtet sie freudestrahlend. Sie will weiterhin als Schauspielerin und Moderatorin arbeiten – betont jedoch auch, dass sie "für diesen 'Covid-Job', wie ich ihn nenne, sehr dankbar bin".

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Die Hoffnung auf ein Revival der Kult-Serie

Zum Abschluss hat die 43-Jährige für die zahlreichen Fans der "Lindenstraße", passend zum ersten Jahrestag der 1.758. und letzten Folge, einen kleinen Hoffnungsschimmer parat: "Aus meiner Sicht stehen die Chancen gut, dass es irgendwann ein Revival oder eine Art Spin-off geben könnte. Ich habe inzwischen das Gefühl, dass noch einmal etwas entstehen könnte, weil die Fanbase vorhanden ist und diese neue 'Fernsehlandschaft online' solch ein Format braucht."

Die Szene, in der sich Iffi und Mutter Beimer wieder im Café Bayer austauschen (ob mit oder ohne Maske), ist noch Zukunftsmusik – könnte aber vielleicht eines Tages Realität werden.

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