Was Sat.1 so alles unter Unterhaltung versteht: Beim Anti-Niveau-Format "Promis unter Palmen" gehörten Beleidigungen bisher zum guten Ton. Damit ist in der jüngsten Folge Schluss. Denn aus bloßen Beleidigungen wurde ein Gruppenmobbing par excellence. Nur ein Kandidat zeigt beim Schmäh-Exzess Größe.

Eine Kritik

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Wenn Sie sich jetzt denken: Krass, die ganzen anderen Palmen-Promis habe ich schon längst wieder vergessen, dann muss das nicht unbedingt an ihrem Gedächtnis liegen. Wie dem auch sei: Die jüngste Folge sollte die illustre Truppe noch einmal durcheinander wirbeln, vor allem aber die Pläne, die sich so mancher gemacht hat. Grund für die ganze Plan-Rochade war ein denkbar simpler: ein Handtuch.

Claudia Obert wollte sich nämlich in der oberen Etage ein bisschen auf dem Boden liegend ausruhen und die Aussicht genießen. Um einen ungestörten Blick zu haben, legte sie deshalb das Handtuch von Carina Spack beiseite, das auf dem Balkongeländer zum Trocknen hing. Als Carina die Handtuchverrückung bemerkt, stellt sie den alten Zustand kurzerhand wieder her – obwohl Claudia Obert beteuert, das Handtuch nach dem Ausruhen wieder zurück auf das Geländer zu hängen.

"Promis unter Palmen" oder: die große Handtuch-Eskalation

Dass sich Carina ihrem Wunsch widersetzt, macht Obert wütend. So wütend, dass sie das Handtuch kurzentschlossen von Balkon wirft und damit eine Kette von Ereignissen in Gang setzt, die selbst die nach unten offene Fremdscham-Skala der Show in die Knie zwingt.

Nach einem dusseligen Spielchen gerieten bereits Bastian Yotta und Claudia Obert aneinander. Daraufhin lässt Yotta folgenden Satz für die Kamera fallen: "Im respektvollen Zusammenleben mit Menschen gibt es eine Regel: Wenn ich etwas zu sagen habe, dann schaue ich der Person in die Augen und führe ein sachliches Gespräch." Wir merken uns an dieser Stelle die Passagen mit "respektvoll", "in die Augen schauen" und "sachliches Gespräch".

Was Yotta genau darunter versteht, zeigt er nämlich kurze Zeit später. Hier ein Zusammenschnitt der Äußerungen, die die Palmen-Promis im Zuge des Handtuch-Gates hinter dem Rücken von Claudia Obert fallen lassen:

• "Die ist doch eine ganz armselige Kreatur", Carina Spack
• "Wir müssen der versoffenen, unerzogenen Kabarettistin mal Manieren beibringen", Bastian Yotta
• "Das ist die unerotischste Frau, die ich jemals gesehen habe", Bastian Yotta
• "Das ist keine Frau, das ist ein Viech", Matthias Mangiapane
• "Die ist doch schizo, die Alte. Bipolar", Bastian Yotta
• "Das ist so eine Hohlbratze, die Alte", Matthias Mangiapane

Bastian Yotta und der Eiterpickel-Vergleich

Nun kann man an dieser Stelle schon den Kopf schütteln, was die Promis und auch Sat.1 so als Unterhaltung verstehen. Irgendwann kann man auch als Sender einschreiten, wenn es genug ist. So aber konnte die traurige Steigerung der Mobbing-Orgie ihren Lauf nehmen. Während Claudia im gemeinsamen Schlafzimmer liegt und schlafen möchte, setzen sich Janine Pink und Carina aufs Nachbarbett und machen mutwillig Lärm, damit Claudia nicht schlafen kann.

Wenig später stößt auch noch der Yotta dazu und zeigt, wie er es so mit dem Anstand hält: "Ich hab' mir grad 'nen Pickel ausgedrückt", erklärt er aus dem Bad kommend und fährt fort: "Weißt du, an was mich das erinnert? Der Eiter erinnert mich doch glatt an jemanden, den ich vor kurzem erst gesehen habe." Zieht man alle Vorgeschichten und die Wirkung des Zusammenschnitts ab, bleibt am Ende ein Bild von einer traurigen Truppe, die nicht nur für Geld alles tut, sondern auch für Rache.

Tobias Wegener, die Ausnahme bei "Promis unter Palmen"

Eine Ausnahme gibt es jedoch: Tobias Wegener beteiligt sich nicht nur nicht am Mobbing, sondern zeigt als einziger Kandidat eine Mischung aus Mitleid und Anstand. Während die anderen Promis Claudia aus dem Schlaf- ins Wohnzimmer ekeln, sucht Tobias den Kontakt zu Obert, die sich weinend ein kleines Bett auf dem Boden gebaut hat: "Eine Frau so fertig zu machen, dass sie anfängt zu heulen, das ist schon krass", wird er später zu Protokoll geben.

Doch irgendwann ist es selbst der streiterprobten Obert zu viel. Am nächsten Morgen packt sie kurzerhand ihre Sachen und verlässt die Villa ohne Verabschiedung. Damit macht sie sich nicht nur das Leben leichter, sondern auch dem Yotta einen Strich durch die Rechnung. Der wollte nämlich als Teamkapitän die Obert in sein Team wählen, um sie somit im provozierten Fall einer Niederlage rausschmeißen zu können.

Désirée Nick kommt zurück

Also müsste Yotta nun strategisch improvisieren, aber da steht auch schon die bereits ausgeschiedene Désirée Nick als Obert-Vertretung vor der Tür. Die war bekanntlich ebenfalls mit mehreren Kandidaten aneinander geraten und will sogleich an alte Zeiten anknüpfen: Als sich Carina nach der Begrüßung noch schnell ihren BH wieder anziehen möchte, entspinnt sich folgender Dialog:

Spack: "Ich hab noch keinen BH an."
Nick: "Das macht doch nix. Was ist denn das Problem?"
Spack: "Ich fühl mich unwohl dann."
Nick: "Ach was. Du lebst doch von deinen Hupen. Da kannste doch auch ohne BH gehen."
Spack: "Ich lebe nicht von meinen Brüsten."
Nick: "Mehr ist ja nicht. Was ist denn sonst noch da?"

Ja, die Nick weiß, wie man ein Image aufrecht erhält und so ersetzt Yotta in seinem Plan einfach Obert durch Nick. Doch auch mit Nick, die sofort Yottas Strategie durchschaut, sollte der Plan nicht aufgehen – zumindest nicht wie geplant. Beim Spiel, bei dem die Promis am heißen Strand hin und her flitzen müssen, bricht die Nick plötzlich zusammen. Die Ersthelferin der Crew kommt, anschließend auch ein Krankenwagen.

Nick wird sofort wieder rausgewählt

Als die Nick mit der Diagnose eines Muskelfaserrisses abends aus dem Krankenhaus zurückkommt, gerät ihre Rückkehr zu "Promis unter Palmen" kürzer als gedacht. Die anderen Kandidaten wählen sie erneut hinaus und mit einer Rede, die sie selbst und wohl exklusiv für intelligent halten mag, verabschiedet sie sich von den anderen.

Und als sich die Nick dann zum Abschied beschwert, dass ihr trotz der Krücken niemand den Koffer zur Tür getragen hat, begeht sie den letzten Irrtum dieses Tages: "Umso mieser die sich mir gegenüber verhalten, desto besser stehe ich am Ende da."

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