Im Sommer-Dschungelcamp ist alles anders: Hier entscheiden nicht die Zuschauerinnen und Zuschauer, wer fliegt, sondern die Camper selbst. Dementsprechend war es wenig überraschend, dass DJane Giulia Siegel an Tag elf ihre Sachen packen musste. Zwischen ihr und ihren Mitcampern gab es immer wieder Zoff.

Ein Interview

Auch sie selbst hat ihren Rauswurf kommen sehen, sagt Giulia Siegel (49) im Gespräch mit unserer Redaktion. Nahezu jeden Tag stritt sie sich mit dem Rest des Camps ums Kochen, um Toilettenpapier, "um Lappalien", wie Siegel sagt.

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Giulia Siegel, wie schlimm war das Dschungelcamp?

Giulia Siegel: An sich ist das Dschungelcamp eine sehr coole, geile Erfahrung gewesen, die Spaß gemacht hat. Wenn man die Sendung im Nachhinein sieht, kann man natürlich erst verarbeiten, was man falsch gemacht hat, was man richtig gemacht hat. Das hat mich emotional schon sehr belastet.

Da Sie es selbst gerade angesprochen haben: Was haben Sie falsch gemacht?

Ich habe zu oft gekocht, das habe ich falsch gemacht. Und wenn ich angebrüllt wurde, bin ich Streitereien aus dem Weg gegangen. Ich hätte mich ihnen stellen müssen.

Giulia Siegel: "Ich würde probieren, es anders zu machen"

Würden Sie es jetzt anders machen, wenn Sie nochmal die Chance hätten?

Ich würde probieren, es anders zu machen. Wenn mich jemand anschreit, würde ich stehen bleiben, nicht um zurückzubrüllen, sondern um zu versuchen, in Ruhe darüber zu reden. Das habe ich probiert, als ich mich bei Kader entschuldigt habe, aber es hat nicht geklappt. Ich würde versuchen, mich nicht in die Ecke drängen zu lassen und mich gegen die Menschen auflehnen.

Welche Menschen meinen Sie speziell?

Das war eine Gruppe, die zusammengehalten hat. Und wenn einer von denen gesagt hat: "Giulia hat das und das und das gemacht", hat die Gruppe das nicht hinterfragt, sondern komplett auf mich eingeprügelt. Ich habe im Dschungel sehr viel geweint, wenn ich abends allein im Dschungeltelefon war, mich gefragt, was ich Schlimmes gemacht habe, dass die Menschen mich so hassen, dass eine Gruppe so auf mich losgeht. Ich bin eigentlich ein sehr starker Mensch, habe mich aber so in die Ecke gedrängt gefühlt, dass ich meine Stärke und meine Positivität komplett verloren habe.

Wer gehörte zu dieser Gruppe?

Das Damenquartett, wie ich es nenne, aus Danni Büchner, Kader Loth, Sarah Knappik und Elena MirasElena aber nur zum Teil, ich mag Elena wahnsinnig gerne. Und Thorsten Legat. Jeden Tag hat es sich geändert, wer der Anführer dieser Gruppe gewesen ist.

Die Dreharbeiten sind einige Monate her. Empfinden Sie das, was Sie erlebt haben, immer noch als belastend?

Direkt nach den Dreharbeiten dachte ich, ich habe die langweiligste Sendung meines Lebens abgeliefert. Ich habe nur gekocht, hatte einen Streit wegen Toilettenpapier und wurde einmal von Kader Loth angebrüllt. Das, was dann gezeigt wurde, hat mich sehr überrollt, denn bei den Streits geht es ja um nichts, die sind völlig inhaltslos: Es geht um Klopapier, es geht um Kochen, um Lappalien. Wenn ich das jetzt aber jeden Tag sehe, ist es ein emotionales Hoch und Tief. Und da die Sendung im Stream und linear ausgestrahlt wird, ist man jeden Tag mit zwei Folgen belastet und muss zwei Dinge verarbeiten und auffangen.

Haben Sie seither nochmal mit Ihren Mitcampern gesprochen?

Ich habe Kontakt zu Georgina Fleur, zu Mola Adebisi, zu Hanka Rackwitz und zu Eric Stehfest.

Mit der Gruppe also nicht?

Danni Büchner habe ich einmal bei einer Veranstaltung getroffen. Da saßen wir lange an der Bar. Sie hat sich für ein paar Dinge entschuldigt. Hinterher hat sie mich auch nochmal angerufen. Ich hatte auch schon im Dschungel ein sehr geiles Gespräch auf Augenhöhe mit Danni. Deswegen war ich enttäuscht von dem, was sie nach der Massage gesagt hat. Das habe ich nicht verstanden.

Kam Ihr Exit überraschend für Sie?

Der kam überhaupt nicht überraschend. Mir war von Anfang an klar, erst wird Hanka rausgemobbt, dann geht Winfried Glatzeder – und dann passiert irgendwas. Die Gruppe hat ja auch mehrfach gesagt, wir sind in der Überzahl, und wenn wir mit Ellenbogen hier durchmarschieren, dann schaffen wir es auch bis zum Finale. Ich wusste von Anfang an, wenn ein Exit kommt, fliege ich zu 100 Prozent.

Waren Sie erleichtert?

Ich war nicht erleichtert. Ich fand es traurig, weil andere gerne raus wollten, ich aber rausgewählt wurde. Alle haben sehr gelitten unter dem Hunger. Durch mein Heilfasten hatte ich aber einfach wahnsinnig viel Energie und Kraft und hätte noch drei Wochen ohne Essen im Dschungel bleiben können. Ich habe auch Höhenangst, deswegen bin ich im Vorfeld in einen Klettergarten und eine Kletterhalle gegangen. Ich habe eine Hypnose-Therapie gemacht, weil ich eine krasse Spinnenphobie habe – das hat aber leider nicht so funktioniert (lacht). Ich habe alles über Südafrika gelernt, habe Rechnen geübt. So wie man sich auf ein Bewerbungsgespräch bei einer Firma vorbereitet, habe ich mich auf den Legenden-Dschungel vorbereitet.

"Dann kann ich auch nicht enttäuscht werden"

Gab es auch gute Erfahrungen im Camp?

Die tollste Erfahrung war, dass Georgina es immer wieder geschafft hat, sich gegen sieben Menschen vor mich zu stellen, zu sagen “Stopp! Was Ihr da gerade macht, ist Mobbing!” Diese Kraft von einer einzelnen Person ist Wahnsinn! Sie wurde auch selbst tagelang angegriffen wegen jeder Kleinigkeit, ist aber immer ruhig geblieben. Und ich hatte auch Wahnsinnsgespräche mit Winfried, er ist ein unfassbar interessanter Mensch. Seine Geschichten waren einmalig und sarkastisch und amüsant. Leider wurde das nicht so gezeigt.

Wem gönnen Sie den Sieg nicht?

Ich kenne den Gedankengang nicht, dass ich jemandem etwas nicht gönne. Es gibt immer einen Grund, warum jemand etwas gewinnt – sei es mit Ellbogen oder mit Herzlichkeit. Am meisten gönne ich es natürlich Menschen, die mit dem Geld was anfangen können – alleinerziehende Mütter, starke Menschen, die eine Mischung aus Sport, Ausdauer, Intelligenz und emotionaler Intelligenz mit sich bringen. Thorsten Legat zum Beispiel, der sagt, er hat schon zwölf Porsche und kauft sich von dem Geld den 13. – der hat genug Geld, der braucht das vielleicht nicht. Aber ansonsten gönne ich es jedem.

Würden Sie nochmal reingehen?

Ich würde sofort nochmal reingehen, 100 Prozent. Die Zeit war anstrengend. Emotional. Aber ich habe eine wichtige Sache gelernt: Mein Freund sagt seit Jahren: "Mach dir nicht so viele Gedanken darüber, wie es anderen geht. Du nimmst immer jeden in Schutz." Und auch jetzt habe ich Menschen immer wieder Schutz genommen, weil ich weiß, wie sie ticken oder warum sie wie reagieren. Dadurch wird man enttäuscht. Ich muss aufhören, Menschen immer in Schutz zu nehmen, nur weil ich sie verstehe. Dann kann ich auch nicht enttäuscht werden.

Über die Gesprächspartnerin:

  • Giulia Siegel nahm an der 4. Staffel von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" teil. Nun, 15 Jahre später, hat sie sich auf ihren Legenden-Einsatz vorbereitet, als würde sie zu einem Vorstellungsgespräch gehen.
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