Man hat Günther Jauch schon motivierter und inspirierter gesehen. Im neuen RTL-Format "Jauch gegen Sigl" bringt das 65-jährige "Wer wird Millionär?"-Urgestein auch den Moderator fast zum Verzweifeln. "Muss ich Ihnen wirklich durch jede Frage helfen?", so Oliver Pocher zu Günther Jauch, während "Bergdoktor" Hans Sigl und sein Team, darunter Ehefrau Susanne sowie Moderatorin Andrea Kiewel, seelenruhig, aber auch relativ humorbefreit das Rennen machten.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht des Autors dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.

Mehr News über TV-Shows

Das ist ja krass. "5 gegen Jauch" heißt jetzt einfach mal "Jauch gegen Sigl" und hat jetzt beinhart zwei prominente Namen im Titel, mit denen sich vielleicht sogar ein paar neue Zuseher abholen lassen. In der vom Konzept her nicht allzu neuen RTL-Show battelten sich am Montagabend Quiz-Legende Günther Jauch und der aus der Serie "Der Bergdoktor" bestens bekannte österreichische Schauspieler Hans Sigl. Begleitet und kommentiert wurde dieser alte Wein in gar nicht mal so neuen Schläuchen wieder von Oliver Pocher, der schon "5 gegen Jauch" ein paar Jährchen moderiert hatte und erneut für gutes Geld als drittes Zugpferd ins Rennen gehen durfte.

Mehr TV- & Streaming-News finden Sie hier

"Bergdoktor" Hans Sigl mit Ehefrau im Gepäck - und drei Promis

Der Steirer Hans Sigl kam, obwohl der Sendungsname "Jauch gegen Sigl" dies eigentlich vermuten hatte lassen, nicht alleine ins Studio. Der alpine Medikus brachte zur Auftaktfolge seine Ehefrau Susanne Sigl, Comedian Paul Panzer, den Moderator und Journalisten Daniel Bröckerhoff sowie Moderatorin Andrea Kiewel mit.

Mit vereinten Kräften wollte die Truppe rund um den "Bergdoktor" in zehn Fragerunden gegen Jauch, der inzwischen auf dem Quiz-Sektor kaum mehr etwas auslässt, einen Sieg davon tragen. Im großen Finale müssen alle erspielten Punkte gesetzt werden, wodurch sich das Blatt kurz vor dem Ende doch noch einmal entscheidend wenden kann. Gespielt wurde um insgesamt 50.000 Euro, die am Ende auf das Publikum auf der Seite des Siegers verteilt wurden.

"Oliver Pocher, warum glaubst du, dass ich gewinnen werde?", wollte Hans Sigl zu Beginn vom Moderator wissen. "Keine Ahnung, aber du bist der Bergdoktor", antwortete Pocher, der übrigens mit Sigl per du, mit Jauch nach wie vor per Sie ist, ein wenig kryptisch.

"Es gibt nächsten Montag übrigens in jedem Fall eine Revanche", kündigte Pocher schon jetzt an, was Jauch siegessicher mit einem "Die Chance muss ich ihm einfach geben" kommentierte. Der Potsdamer spielte für die Leute mit den roten Masken auf der Tribüne; für den Österreicher zitterten jene mit den blauen Gesichtsmasken.

Warum der "Bergdoktor" beruflich und privat nicht trennt und für die Show seine Gemahlin ins Boot holte? "Ich schätze einfach alles an ihr", zählte Sigl auch auf das Allgemeinwissen seiner Frau Susanne.

Pochers Seitenhieb auf Naidoo und Wendler

Was schnell klar wurde: Da gibt es heute keinen Moment, der einem ein "Ah okay, das gab’s noch nicht so oft"-Erlebnis bescherte. Zudem schienen auch die Protagonisten nicht wirklich sonderlich motiviert zu sein. Relativ leidenschaftslos ackerte man sich durch einen fetten Fragenkatalog.

"Welcher Begriff wurde zum 'Anglizismus des Jahres 2021' gekürt?", lautete etwa eine Frage an Sigls Formation. "Hotspot", "boostern", "Homeschooling" oder "Lockdown"?

"Ich überlege noch, was ein Anglizismus ist", versuchte Paul Panzer dann doch erstmals, so etwas wie Witz ins Spiel zu bringen. Sigls Truppe loggte schließlich "boostern" ein und tat gut daran. "Hätte ich auch genommen", ließ uns Jauch wissen. "Hätten alle genommen - außer Xavier Naidoo und Michael Wendler", entwertete Pocher Jauchs Mikrotriumpf umgehend.

Lesen Sie auch: "Bergdoktor"-Star Hans Sigl hat einen neuen Job an Land gezogen

Pocher kritisiert laschen Jauch

Auch Jauch, der nach gestellten Fragen wiederholt ein demotiviertes "keine Ahnung" ausstieß, war alles andere als in Bestform am Montagabend. So wusste der 65-Jährige etwa nicht, was "in die DMs zu sliden" (in einem sozialen Netzwerk eine Privatnachricht schreiben) und ganz besonders nicht, dass sich Rapper Kanye West kürzlich in Ye umbenannt hatte.

"Ich bin schon froh, wenn ich Kim Jong-un von Kim Kardashian unterscheiden kann", gestand Jauch, dem auch nicht bekannt war, dass die mit über 80 Metern längste Rolltreppe Deutschlands in der Hamburger Elbphilharmonie zu finden ist. "Muss ich Ihnen wirklich durch jede Frage helfen?", kritisierte Pocher Jauchs schleppendes Antworten irgendwann. Und legte nach: "Das ist ja wie Nachhilfeunterricht."

Auch in den vier Zwischenrunden, die die überlange Show auflockern hätten sollen und in denen Jauch und Sigl jeweils sieben Behauptungen verifizieren oder falsifizieren mussten, lief es für den 65-Jährigen lange nicht wirklich gut. "Als Jürgen Klinsmann 1997 einmal ausgewechselt wurde, trat er entnervt in eine Werbe-Bierdose", lautete etwa eine Aussage aus dem Bereich "Sport".

Jauch hatte sie für korrekt befunden, Klinsmann war allerdings einst nicht in eine Werbe-Bierdose, sondern in eine Werbe-Batterie getreten, weshalb es hier für den "Wer wird Millionär?"-Moderator keinen Punkt gab, was ihn tatsächlich ärgerte. "Zeit für eine Werbepause oder ein bisschen Traubenzucker", stichelte der "Bergdoktor".

Jauch reagierte mit Kopfschütteln und meinte in Anspielung auf einen vorgezogenen Werbeblock: "Ich weiß nicht, ob ich dann noch dabei bin - da solltet ihr mit der Werbung lieber noch warten." Doch der zwischenzeitlich bereits Abgeschlagene konnte sich vor dem Finale wieder zurückkämpfen und mit 34 zu 37 Punkten sogar fast gleichziehen.

Team Sigl entscheidet das Finale für sich

Im Finale konnten sich aber Hans Sigl und seine vier Helferleins in drei Runden zu den Themen "Japan", "Film" und "Einwohner" gegen Jauch durchsetzen. Die "japanische Frage" lautete etwa wie folgt:

Der QR-Code wurde 1994 in Japan entwickelt – ursprünglich, um wobei zu helfen?

A: Tamagotchis aktivieren

B: Karaoke untertiteln

C: Toyotas zusammenzubauen

D: Game Boy programmieren

Team Sigl erschien nur die Antwort C logisch. Jauch wiederum hatte einmal mehr keine Ahnung und assoziierte mit dem Jahr 1994 lediglich seine mit dem Tamagotchi spielende Tochter, weshalb er sich für Antwort A entschied. Doch natürlich war es das Kollektiv, das recht hatte.

Der QR-Code wurde einst zur Markierung von Baugruppen und Komponenten für die Logistik in der Automobilproduktion des Toyota-Konzerns entwickelt. Die Zuseher mit den blauen Gesichtsmasken hinter Team Sigl durften sich letztlich über insgesamt 50.000 Euro freuen. Heißt: Jeder einzelne erntete an diesem Abend mehr als 400 Euro.

Revanche mit Thomalla, Boning und Sträter

"Nächste Woche gibt’s eine Revanche. Dann wird Hans Sigl allerdings alleine spielen", verkündete Pocher am Ende eines überlangen und unspektakulären Abends. Jauchs Helfer werden nächstes Mal Schauspielerin Sophia Thomalla, Komiker Wigald Boning, Musikerin Patricia Kelly sowie Autor und Comedian Torsten Sträter sein.

Letzterer mache laut eigener Aussage "astreine Frikadellen". "Wenn das drankommt, bin ich unschlagbar", ließ uns Sträter in einer Vorschau wissen. Das Format "Jauch gegen ..." soll auch nach dem Duell gegen Hans Sigl fortgesetzt werden und immer wieder neue Promis featuren.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.