Dass man für Millionengräber gegenwärtig ganz besonders wenig Verständnis aufbringt, zeigte sich auch im Format „Mario Barth deckt auf“. Dort war am Mittwochabend das Level der Erregtheit besonders hoch und Mario Barth wohl noch eine Spur empörter als sonst.
Der erste Beitrag beamte uns nach Nürnberg zu Sternekoch
„Es ist ein Behördenirrsinn der Oberklasse“, der mit der EU-Verordnung „VO (EU) 2018/848“ zu tun habe, so Barth. Sobald ein nachweisliches Bio-Ei in einem Betrieb, der keine Bio-Zertifizierung hat, verarbeitet oder angeboten wird, darf es nicht mehr als Bio-Ei beworben, inszeniert und verkauft werden. Heißt auch: Wenn Alexander Herrmann, dem Bio-Eier absolut wichtig sind, sein pochiertes Ei weiterhin auf der Karte als Bio-Ei deklariert, drohen ihm quasi 30.000 Eier Strafe, wenn man so will.
„Kennst du diese berühmte Verordnung denn gar nicht? Jeder kennt diese Verordnung“, witzelte Barth. Herrmann müsste das Bio-Ei in einem separaten Kühlhaus lagern, um quasi dessen Bio-Status zu konservieren. Oder wie Barth es ausdrückte: „Wenn Bio-Ei und Assi-Ei nebeneinander liegen: böse!“
Ingo Appelt gibt "Mario Barth deckt auf" Andreas Scheuer Saures
Im Auftrag von Barth war auch Comedian
Etwas verwirrt lief Appelt im Ghostbusters-Anzug mit Staubsauger am Rücken durch die Gegend, irgendwas von wegen „Ich bin jetzt Geister- und Zombiejäger“ labernd. Er wolle vor allem die Steuerzombies, die uns mit Millionen von Steuergeldern auf der Tasche liegen würden, jagen. Oder so! Vor allem Ex-Verkehrsminister
Allein der Aufbau der Autobahn GmbH, die sich unter anderem um Planung, Baubetrieb und Erhaltung der deutschen Autobahnen kümmert, wofür davor die Bundesländer verantwortlich zeichneten, hat bereits 336 Mio. Euro Steuergeld verbraten. Zusammengefasst: Die neue Zentralgesellschaft soll die 13.000 Kilometer Autobahnen besser und günstiger verwalten als dies zuvor jahrzehntelang getan wurde.
Wie übel diese Institution und Behörde seinerzeit von Scheuer und Co. vorbereitet wurde, manifestierte sich auch in drei kostenintensiven Umzügen in lediglich zwei Jahren sowie den nun zum Teil länger dauernden Behördenwegen bei gleichzeitig teureren Gebühren. „376 Millionen Euro hat dieser Wahnsinn insgesamt gekostet“, verrät Appelt. Auch Rainer Holznagel, Präsident des Bundes der Steuerzahler, bestätigte im Studio, dass die Umsetzung alles andere als optimal gelaufen sei. Ende 2022 beklagten die Angestellten der neuen Autobahngesellschaft obendrein massiven Personalmangel und Überstunden.
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Das Klappstuhl-Debakel von Haan
Eine schöne Geschichte brachte uns am Mittwochabend Moderatorin
Wer durch den Park Ville d'Eu flaniert und sich vor dem schönen Pavillon spontan zwei Klappstühle ausborgen will, muss „lediglich“ folgendes tun: Von der Aufbewahrungsbox die Website ablesen, eine E-Mail an das Gebäudemanagement inklusive Terminwunsch verfassen und verschicken sowie erstmal warten. Sind zum gewünschten Zeitpunkt noch zwei Stühle frei, kann man sich den Schlüssel auch schon im „nur“ 500 Meter entfernten Rathaus abholen. Sofern es dessen Öffnungszeiten zulassen.
Bevor man mit dem Schlüssel für die Aufbewahrungsbox der Klappstühle wieder 500 Meter zurücklaufen kann, muss man sich im Rathaus aber ausweisen, die Anzahl der Stühle sowie den genauen Zweck der Ausleihe (!), einen Schlüsselrückgabe-Termin vereinbaren und noch eine kleine Haftungsvereinbarung unterschreiben. Kosten des Projekts: 12.836 Euro.
Im Oktober kommentierte schließlich auch die Bürgermeisterin von Haan, Bettina Warnecke, das Debakel: „Als Bürgermeisterin entschuldige mich: Die Idee einzelner Kolleginnen und Kollegen im technischen Dezernat war gut gemeint, sie war aber nicht bis zum Ende durchdacht und es fehlte im handelnden Fachamt das nötige Kostenbewusstsein.“
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„Die größte Scheiße überhaupt“
Gegen Ende der Sendung und nach viel übertrieben lautem Gelächter und unzähligen mauen Pointen stellte Mario Barth noch den roten Fahrradtresen vor, über den sich Radfahrer am U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof in Berlin schon länger wundern dürfen. Laut Bezirksamt Friedrichhain-Kreuzberg soll es sich bei dem zwischen Skalitzer- und Oranienstraße errichteten Tresen um die „Erprobung eines innovativen Elements“ handeln.
Das „innovative Element“ wurde so konstruiert, dass man das Fahrrad quasi unter dem Tresen abstellen und dabei im Sattel sitzen bleiben kann. Dann sitzt man dort wie bestellt und nicht abgeholt und kann beispielsweise den Sinn des Lebens reflektieren, ein Bierchen zwitschern oder sich eben einfach nur von den Passanten blöd anglotzen lassen.
Ein nicht ganz unwesentliches Problem des „innovativen Elements“: Es ist nicht einfach nur hässlich, sondern auch überaus unbequem. Hinzu kommt, dass es auch sauteuer war, weswegen nicht allzu viel für den Fahrradtresen spricht. Laut Barth sollen Planung, Fundament, Einbau und so weiter über 13.000 Euro gekostet haben. „Das braucht kein Mensch“, bringt es der blonde Berliner auf den Punkt. Finger-Erben formuliert es noch ein wenig drastischer. Ihr zufolge sei der Fahrradtresen ja „die größte Scheiße überhaupt“.
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