Viele Ereignisse oder Dinge, von denen wir geglaubt haben, dass sie schon vor ewigen Zeiten abgeschafft wurden oder ins düstere Mittelalter gehören, hatten noch erstaunlich lange Bestand.
Manche Sachen erscheinen uns wie ein Relikt aus grauer Vorzeit und so unwirklich, dass wir sie nicht bis ins 20. Jahrhundert verorten würden.
"Freakshows": Anderssein als Zirkusattraktion
Körperliche Fehlbildungen, geistige Behinderung, ethnische Herkunft oder Wachstumsstörungen - die Schausteller der "Freakshows" betrieben ein menschenverachtendes Geschäft.
Durch Kolonialismus und Imperialismus war die Neugier auf Exotisches, Fremdes gestiegen und das Geschäft der Freakshows und Völkerschauen boomte. Die Menschen wurden teils wie Tiere in Käfigen ausgestellt oder mussten Kunststücke vorführen.
Wenn sie besondere Talente hatten, wie beispielsweise die musizierenden Muse-Brüder in den USA, waren sie mehr wert und wurden von Zirkus zu Zirkus weiter verkauft. Die Muse-Brüder waren schwarze Albinos, die ihrer Mutter gestohlen und bis 1927 als "schafsköpfige Kannibalen" vermarktet wurden.
Mit der Etablierung der Kinos in den 1930ern und dem wenig später beginnenden Zweiten Weltkrieg, nahm das Interesse an den Freakshows in Europa und den USA ab.
Die letzte Hinrichtung mit der Guillotine
Die Guillotine, oder auch das Fallbeil, verbinden wir automatisch mit der Französischen Revolution. Dort wurde das Gerät eingesetzt, um die Todesstrafe durch Enthauptung schneller und leichter vollstrecken zu können.
Doch Hinrichtungen mit der Guillotine wurden bis weit in das 20. Jahrhundert durchgeführt. Tatsächlich wurde am 10. September 1977 in Marseille der letzte Mensch in Westeuropa mit dem Fallbeil getötet. 2007 nahm Frankreich das Verbot der Todesstrafe in die Verfassung auf.
Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz kam die Klinge zum Einsatz. In der Schweiz wurde das letzte zivile Opfer 1940 und in Deutschland 1949 hingerichtet. In Österreich wurde die Guillotine vor allem vom NS-Regime genutzt.
Frauenstimmrecht in der Schweiz
Die Schweiz war eines der letzten europäischen Länder, in denen Frauen das volle Bürgerrecht erhielten. 1971 trat es nach einer Volksabstimmung in Kraft, die bemerkenswerterweise trotz der rein männlichen Wahlberechtigten positiv ausging.
Doch bis sich das Wahlrecht auf alle Kantone auswirkte, dauerte es fast noch 20 Jahre. Der Kanton Appenzell Innerrhoden musste nach einem Entscheid des Bundesgerichtes 1990 das Stimmrecht ebenfalls einführen. Bis dahin war es am Widerstand der männlichen Stimmberechtigten gescheitert.
In Deutschland und Österreich erhielten Frauen 1918 das Wahlrecht.
Vergewaltigung in der Ehe strafbar
1997. Eine Zahl, die manch einen vielleicht ungläubig blinzeln lässt. Denn erst ab diesem Jahr war es Frauen in Deutschland möglich, rechtlich mit diesem Tatbestand gegen ihren Ehemann vorzugehen.
Bis dahin wurden sexuelle Übergriffe in der Ehe mit dem Straftatbestand der Nötigung abgetan und waren auch im Strafgesetzbuch nicht als Vergewaltigung verankert.
Das Pikante: Die Bundesregierung benötigte 25 lange Jahre, um diese Gesetzesänderung umzusetzen. Erst eine Aufhebung des Fraktionszwangs durch Wolfgang Schäuble führte mit einer deutlichen Mehrheit zum Beschluss.
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