- Immer freitags statt Schule fürs Klima protestieren – das ist die Idee hinter "Fridays for Future".
- Was in Schweden mit einem Pappschild vor dem Parlament begann, hat inzwischen globale Ausmaße angenommen.
- Auch in Deutschland haben sich Hunderttausende der Bewegung angeschlossen.
- Gemeinsam wollen sie die Klimapolitik ändern – und haben auch bereits Forderungen an Scholz und sein Kabinett formuliert.
Am Anfang war es nur eine Schülerin, die mit einem Plakat vor dem schwedischen Parlament saß. Anstelle die Schulbank zu drücken, streikte sie fürs Klima. "Skolstreijk for klimatet" stand auf ihrem Pappschild. Wer die damals 15-Jährige war, dürfte den meisten bekannt sein:
Heute ist die Schwedin, die 2018 mit den Klimastreiks begann und auch den Hashtag "#fridaysforfuture" erfand, das wohl populärste Gesicht der Bewegung. Inzwischen haben sich ihr Millionen Schülerinnen und Schüler angeschlossen.
Einsatz für Pariser Klimaabkommen
Der Funke sprang schnell auf Deutschland über: Schon Ende 2018 fand in Bad Segeberg die erste "Fridays For Future"-Demonstration statt, eine Woche später in Kiel. Gingen schon Anfang Februar 2019 Zehntausende mit Slogans wie "Warum lernen ohne Zukunft?" oder "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut" auf Deutschlands Straßen, schlossen sich im März bereits Hunderttausende dem ersten globalen Protesttag an. Nicht nur in Deutschland hat die Graswurzelbewegung Tausende Anhänger gefunden: Weltweit streiken Schülerinnen und Schüler für eine andere Klimapolitik – in Australien und Vanuatu ebenso wie in Indien, Österreich, Italien oder Mexiko.
Gemeinsam haben die jungen Aktivistinnen und Aktivisten ein Ziel: Sie wollen das Pariser Klimaabkommen umgesetzt sehen. In dem UN-Weltklimaabkommen hat sich im Jahr 2015 die Weltgemeinschaft auf Grenzwerte für Luftverschmutzung und Temperaturanstieg geeinigt. Vor allem das darin formuliert 1,5-Grad-Ziel ist aber mit der derzeitigen Klimapolitik nicht erreichbar. "Fridays for Future" will das ändern. Die Klimademonstranten und -demonstrantinnen fordern deshalb nicht nur eine Abschaffung der Subventionen für fossile Energieerzeugung sowie eine Steigerung der Investitionen in erneuerbare Energien, sondern auch einen Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs samt einer Verkehrswende.
Hierzulande gehören ein Kohleausstieg bis 2030, eine hundertprozentige Energieversorgung bis 2035 und Netto-Null-Treibhausgasemissionen ebenfalls bis 2035 zu den wichtigsten Forderungen. Auch an die neue Regierung unter Kanzler
Über 700 Ortsgruppen
Organisiert ist die Bewegung in mehr als 700 Ortsgruppen. Einen gewählten Vorstand gibt es nicht, die einzelnen Ortsgruppen haben aber jeweils Sprecher. Zwar will die Bewegung sich nicht auf einzelne Personen konzentrieren, neben Greta Thunberg wurden durch die Medienberichterstattung in Deutschland aber Luisa Neubauer, Carla Reemtsma und Jakob Blasel besonders bekannt.
Laut einer nicht-repräsentativen Studie des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung sind die Demonstrationsteilnehmer überwiegend weiblich und zum Großteil Gymnasiasten. Mehr als die Hälfte war bei der Befragung jünger als 19 Jahre alt. Zu den Aktionsformen zählen neben klassischen Streiks mit Plakaten mittlerweile auch Klimacamps, die Teilnahme an globalen Aktionen sowie eine eigene Deklaration. Außerdem haben Vertreter von "Fridays for Future" immer wieder TV-Talkshows besucht.
Wie erfolgreich die Klima-Bewegung ist, wird unterschiedlich bewertet. Im April 2019 bezweifelte eine Mehrheit von 61 Prozent im ZDF-Politbarometer den Erfolg des Schülerprotests, zwei von drei Deutschen unterstützen den Protest jedoch. Der konkrete Erfolg von "Fridays for Future" ist schwer messbar, fest steht jedoch: Im Mai 2019 erreichte die Bewegung, dass die Stadt Konstanz als erste Stadt in Deutschland den Klimanotstand ausrief, im selben Monat bekamen Vertreter außerdem die Gelegenheit, ihre Standpunkte auf der Hauptversammlung des Energiekonzerns RWE und des Autobauers VW vorzutragen.
Prominente Unterstützer
Gleichzeitig hat "Fridays for Future" weitere Ableger gefunden: Inzwischen gibt es beispielsweise auch die "Scientists for Future", "Parents for Future" oder die "Artists for Future". Ebenso zählen Prominente wie Schauspieler Bully Herbig, Sängerin Lena Meyer-Landrut und Arzt und Moderator Eckart von Hirschhausen zu den Unterstützern der Bewegung.
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"Fridays for Future" wird von weiteren Organisationen und Bewegungen, wie etwa "Greenpeace" oder "Germanwatch", unterstützt. Auch mit der Bewegung "Ende Gelände", die mit zivilem Ungehorsam im Zusammenhang mit dem Braunkohleausstieg aufgefallen ist, hat sich "Fridays for Future" 2019 solidarisiert. Die deutlich radikalere Bewegung "Extinction Rebellion" sympathisiert ebenfalls mit den Aktivisten von "Fridays for Future" – bezeichnet Greta Thunberg auch als "ihre Greta".
Ausgebremst durch Corona-Krise
Die Coronakrise hat die Bewegung allerdings deutlich ausgebremst. Zwar setzten die Aktivisten und Aktivistinnen ihre Streiks während der Lockdowns im Internet fort und streiken mittlerweile vereinzelt auch wieder in Präsenz – die Lautstärke von 2019, dem Jahr der Klimaproteste, hat "Fridays For Future" gerade aber bei Weitem nicht mehr.
Doch selbst, wenn die Pandemie die Aktivitäten der Bewegung ausgebremst hat, unterstützt hat sie die jungen Aktivisten und Aktivistinnen auf andere Weise: Durch die Lockdowns gab es weltweit positive Effekte für das Klima. 2020 erreichte Deutschland sein Klimaziel – knapp und nur dank Corona.
Verwendete Quellen:
- Webseite von Fridays for Future. Abgerufen am 13.01.2021
- Webseite von Fridays for Future Deutschland. Abgerufen am 13.01.2021
- ZDF: Politbarometer vom 15.03.2019: Zwei Drittel begrüßen "Fridays for Future"
- ZDF: Politbarometer vom 12.04.2019: Mehrheit bezweifelt Erfolg des Schülerprotests
- Otto Brenner Stiftung: Fridays for Future. Die Jugend gegen den Klimawandel. Konturen der weltweiten Protestbewegung
- Spiegel Online: "Das Wichtigste ist, dass die jungen Leute weiter nerven", 21.05.2019
- Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz: Deutsche Klimaschutzpolitik. Abgerufen am 13.01.2021
- Taz.de: "Es braucht radikale Veränderung. " 19.04.2019
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