• Während wir hierzulande gerade Freiheiten genießen, werden andere Länder hart von der Delta-Variante getroffen.
  • Australien und Südafrika sind wieder im Lockdown, Indonesien kämpft mit katastrophalen Zuständen.
  • Wir werfen einen Blick in europäische Länder und die ganze Welt.

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Auch in Deutschland sterben weiter Menschen an COVID-19, aber die Inzidenzwerte sind so niedrig wie seit vergangenem Sommer nicht mehr. Auf den Landkarten der Corona-Fallzahlen ist Deutschland grün eingezeichnet, die Lage ist ruhiger, viele Menschen genießen dies.

Doch nah und fern schlägt die Delta-Variante zu: Die Mutation des Coronavirus, die zuerst Indien heimgesucht hat, führt nun in Indonesien zu großem Leid und in Australien und Südafrika zu neuen Lockdowns. Spanien wurde wieder als Risikogebiet eingestuft, während in Großbritannien inmitten einer vierten Welle nicht nur die Fußball-EM gefeiert wurde, sondern ab 19. Juli alle Restriktionen fallen sollen und das Land in ein riesiges Experiment verwandeln werden.

Journalistinnen und Journalisten von RiffReporter bieten einen Überblick aus allen Teilen der Welt:

Indonesien: Katastrophale Infektionswelle

"Entschuldigung", postete am 1. Juli das Netzwerk freiwilliger Helfer "Gusdurian" aus der javanischen Metropole Yogyakarta in den sozialen Medien: Man sei nicht mehr in der Lage, weiteren Corona-Patienten zu helfen, die Gesundheitseinrichtungen der Stadt seien kurz vor dem Zusammenbruch. Die Regierung müsse endlich drastischere Maßnahmen ergreifen. Das Land stehe am Rande einer Katastrophe, warnte am selben Tag auch das Internationale Rote Kreuz.

Zwei Nächte später starben allein in Yogyakartas größtem Krankenhaus RS Sardjito 33 Corona-Patienten, weil der medizinische Sauerstoff ausging. Die zweite Corona-Welle trifft den größten Staat Südostasiens mit voller Wucht. Trotz einer breit angelegten Impfkampagne, bei der vor allem der chinesische Impfstoff Sinovac eingesetzt wird, sind erst fünf Prozent der 270 Millionen Einwohner vollständig geimpft – und die Delta-Variante lässt die Kurve der Neuinfektionen steil nach oben schießen.

Expertinnen und Experten sind sich einig, dass die offiziellen Zahlen (am 8. Juli: 38.391 Neuinfektionen und 852 Tote an einem Tag, insgesamt 2,4 Millionen Fälle und 63.760 Tote) nur die Spitze des Eisbergs darstellen, da meist nur getestet wird, wer schon mit Symptomen erkrankt ist.

Die Regierung in Jakarta hatte aus Angst vor einer Ausweitung der coronabedingten Wirtschaftskrise lange versucht, einen neuen Lockdown zu umgehen. Doch seit dem 3. Juli gelten nun weitreichende Einschränkungen auf den Hauptinseln Java und Bali: Homeoffice-Pflicht für alle nicht-systemrelevanten Unternehmen, Gebetshäuser, Shopping Malls, öffentliche Parks und Freizeiteinrichtungen müssen schließen, Restaurants dürfen nur noch außer Haus liefern.

Die Schulen, die am 12. Juli nach mehr als einem Jahr endlich wieder öffnen sollten, bleiben weiterhin geschlossen. Für Flug-, Zug- und Schiffsreisen auch innerhalb des Landes gelten strenge Beschränkungen. Und wer aus dem Ausland einreisen will, muss nicht nur zweimal geimpft und getestet sein – sondern zusätzlich mindestens acht Tage in Quarantäne. (Von Tina Schott)

Lesen Sie auch: Alle aktuellen Informationen rund um die Corona-Pandemie in unserem Live-Blog

Australien: Zwölf Millionen Menschen im Lockdown

Alltag in Australien fühlt sich 18 Monate nach Pandemiebeginn an, als sei man in eine Szene aus dem legendären Film "Und täglich grüßt das Murmeltier" gestolpert, dessen Hauptdarsteller in einer Zeitschleife feststeckt. In Down Under wechseln sich in unschöner Regelmäßigkeit eher sorglose Phasen und das Auftreten neuer Ausbruchsherde ab.

Nun stehen wieder Schutzmaßnahmen im Vordergrund. Nachdem die Delta-Variante aus einem der notorisch undichten Quarantäne-Hotels in die Bevölkerung entwischt ist, heißt es wieder: Lockdowns, Masken, auch interne Grenzen zwischen den Bundesstaaten dicht – die internationale Grenze zum Rest der Welt ist sowieso zu. Die Zahl der pro Woche erteilten Ausnahmen für Härtefall-Einreisen, etwa für Australierinnen und Australier, die nachhause zurückkehren wollen, wurde halbiert.

Täglich werden seit Ende Juni zwischen 15 und 35 neue Corona-Fälle registriert. Zum ersten Mal in der Pandemie erreichen diese Infektionen auch das Northern Territory, das bislang kaum von COVID-19 betroffen war. Zwölf Millionen Menschen – knapp die Hälfte der Bevölkerung – befinden sich Anfang Juli 2021 im Lockdown. Delta hält, was Virologen seit langem über diese Variante versprochen hatten: Es verbreitet sich schneller. Nur hat das in Australien zuvor niemand so recht ernst genommen, da es im "No COVID"-Land in vielen Regionen seit über einem Jahr kaum Fälle gab.

Die Impfsituation in Australien lässt sich unterdessen nur als Fehlzündung der Regierung beschreiben:

  • Erst neun Prozent der Bevölkerung haben Ende der ersten Juliwoche vollen Impfschutz.
  • Knapp 30 Prozent der Bevölkerung haben eine erste Dosis bekommen.

Der Fokus auf Astrazeneca trug nicht dazu bei, die Impffreude der Bevölkerung zu steigern. Das Vakzin wurde zunächst für niemanden unter 60, dann für niemanden unter 50 Jahren empfohlen, dann plötzlich doch wieder für alle Altersgruppen für passend befunden, als die Regierung merkte: Gar nicht zu impfen ist angesichts von Delta vielleicht doch nicht so zielführend. Der beliebtere Pfizer-Wirkstoff ist nach wie vor knapp. Bis Ende September, so die Regierung, soll sich das ändern. (Von Julica Jungehülsing, Themenmagazin AustralienStories)

USA: Sorglosigkeit trifft Impf-Müdigkeit

Am 4. Juli, dem US-amerikanischen Unabhängigkeitstag, wollte Joe Biden die "Freiheit" vom Coronavirus verkünden. Ganz so ist es am Ende nicht gekommen – die Delta-Variante verbreitet sich auch in den USA. Dennoch zelebrierte der Präsident mit viel Pomp (und erstaunlich vielen maskenlosen Gästen) die Erfolge im Kampf gegen die Pandemie.

"Erinnert euch, wo ihr vor einem Jahr wart", sagte Biden und verwies auf "stille Straßen", die sich in "Paraden voller Menschen, die amerikanische Flaggen wedeln" verwandelt hätten.

Womit er Recht hat: Viele Bundesstaaten haben ihre COVID-Restriktionen auf ein Minimum heruntergefahren. Bars, Restaurants, Kinos und Sportstätten sind offen. Zudem hatten am 4. Juli bereits 55 Prozent der Bevölkerung ihre erste Impfdosis erhalten.

Fast wirkt es so, als würden die Amerikaner und Amerikanerinnen übermütig. Denn trotz aller Erfolge ist etwa Deutschland bei den Erst-Impfungen inzwischen weiter.

Rochelle Walenskjy, die Leiterin der Seuchenschutzbehörde CDC, warnt angesichts von 600.000 Corona-Toten und der sich ausbreitenden Delta-Variante vor Impf-Zurückhaltung: So gebe es über 100 Landkreise, in denen weniger als 30 Prozent der EinwohnerInnen geimpft seien.

Gleichzeitig waren am Feiertagswochenende an den Flughäfen allein 2,2 Millionen Passagiere unterwegs, Millionen reisten zusätzlich per Auto durchs Land. Sorglosigkeit trifft Impfmüdigkeit: Die CDC warnt davor, dass das böse enden könnte. (Von Steve Przybilla, Themenmagazin USA-Reporter)

Kenia: Steigende Infektionszahlen, fehlender Impfstoff

In Kenia war die beste Nachricht der vergangenen Wochen, dass die dänische Regierung dem Land 358.700 Dosen Astrazeneca gespendet hat, um den Impf-Fortschritt zu beschleunigen. Das ist bitter nötig, denn nicht einmal ein Prozent der Bevölkerung hat bereits den vollen Impfschutz. Der Grund: Es ist gibt kaum Impfstoff über die Covax-Initiative, was auch in den anderen afrikanischen Ländern gilt.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO beobachtet auf dem gesamten Kontinent einen raschen Anstieg der Infektionen und bezeichnet die Lage als "extrem beunruhigend". Viele Krankenhäuser sind überfüllt, das Personal über die Grenzen belastet.

In Kenia ist vor allem der Westen des Landes betroffen, der an Uganda grenzt. In beiden Regionen verbreitet sich die hoch ansteckende Delta-Variante schnell. Im Westen Kenias haben politische Großveranstaltungen die Verbreitung des Virus besonders gefördert. Sie wurden im Mai abgehalten, als Mediziner schon vor der schnellen Ausbreitung der Delta-Variante warnten – und von Großveranstaltungen dringend abrieten. Kenia ist – noch? – nicht wieder im Lockdown, aber die nächtliche Ausgangssperre gilt weiterhin, in den Krisenregionen im Westen noch früher als im Rest des Landes. Von Reisen in und aus diesen Regionen rät die Regierung dringend ab. (Von Bettina Rühl, Themenmagazin Afrika-Reporter)

Südafrika: Zurück im Lockdown

Auch Südafrika ist zurück im Lockdown – die nächtliche Ausgangssperre ist wieder verlängert worden, der Alkoholverkauf wurde erneut verboten, um die Notaufnahmen der Krankenhäuser zu entlasten. Die Provinz Gauteng, das wirtschaftliche Zentrum des Landes und Epizentrum der dritten Welle, dürfen Bürger nur aus beruflichen oder dringenden familiären Gründen verlassen. Soziale Zusammenkünfte sind verboten, zu Beerdigungen sind maximal 50 Trauernde zugelassen.

Der Grund für die erneute Einschränkung der Bewegungsfreiheit ist die massive dritte Infektionswelle, in der mittlerweile die Delta-Variante dominiert. Die Zahl der neuen Infektionen übersteigt jene der ersten und zweiten Welle. In einem schwierigen Balanceakt versucht die Regierung, weitere wirtschaftliche Schäden abzuwenden und gleichzeitig der Pandemie Einhalt zu gebieten.

Das Impfprogramm nimmt zwar mittlerweile etwas mehr Fahrt auf, aber noch sind nur knapp vier Millionen Südafrikaner und Südafrikanerinnen geimpft, bei einer Bevölkerung von rund 58 Millionen. Geimpft wird nach Alter und Berufsgruppen, nach medizinischem Personal wurden beispielsweise auch Lehrer geimpft, nach den Über-60-Jährigen derzeit die Über-50-Jährigen.

Weitere Impfdosen sollen in den kommenden Wochen und Monaten nach und nach eintreffen. Angesichts der Lieferengpässe, unter denen der gesamte afrikanische Kontinent leidet, geht die Regierung derzeit davon aus, dass die Impfung aller Erwachsenen erst im März 2022 abgeschlossen sein wird. Keine guten Aussichten am Kap der guten Hoffnung. (Von Leonie March, Themenmagazin Afrika-Reporter)

Brasilien: Bolsonaro wegen Korruption unter Druck

Seit Wochen demonstrieren Zehntausende von Brasilianerinnen und Brasilianern in mehreren Städten und vor dem Kongress. Sie sind wütend. Über 525.000 Tote hat die chaotische Corona-Politik von Jaír Bolsonaro bisher im Land gefordert. Dazu kam nun der Skandal: Beamte des Gesundheitsministeriums hatten offenbar Bestechungsgelder von Impfstoffhändlern abkassiert. Seit dem 2. Juli wird auch gegen mögliche Verwicklungen Bolsonaros ermittelt.

Es geht um einen Deal mit der indischen Firma Bharat Biotech über den Kauf von 20 Millionen Dosen des Impfstoffs Covaxin. Dieser wurde mit einem dubiosen lokalen Zwischenhändler abgemacht und überstieg mit 15 Dollar pro Dosis die normalen Preise. Darüber hinaus war der Impfstoff zu dem Zeitpunkt weder genehmigt noch waren die klinischen Studien abgeschlossen. Der Vertrag weist einige Unregelmäßigkeiten auf.

Die Demonstrationswellen und das Impfkomplott könnten dem Präsidenten gefährlich werden und machen ein Amtsenthebungsverfahren gegen ihn wahrscheinlicher. Trotz der wachsenden Rufe nach einem Impeachment halten Experten dies jedoch für unwahrscheinlich.

Denn obgleich Bolsonaros Umfragewerte sinken, verfügt er immer noch über eine solide Basis im Kongress und genießt die Unterstützung von Arthur Lira, dem Präsidenten des Unterhauses, der einem Amtsenthebungsverfahren zustimmen müsste. (Von Ulrike Prinz, Themenmagazin Südamerika-Reporter)

Island: Sommerurlaub für Impfpersonal

Schon seit Mitternacht des 18. Juni gibt es keine Restriktionen mehr in Island, Masken müssen nirgendwo mehr getragen werden, es gibt keine Besucherobergrenze für Veranstaltungen und keinen erforderlichen Mindestabstand in geschlossenen Räumen. COVID-19 macht Urlaub. Seit Ende der Beschränkungen sind in Island nur zehn neue Fälle gemeldet worden (14-Tage Inzidenz 2,7, Stand aller Daten: 9.07.2021).

Wer nicht voll geimpft ist, wird bei Einreise an der Grenze getestet und nach fünf Tagen Quarantäne ein zweites Mal, bevor er oder sie sich frei bewegen kann. Es gibt kaum einen Tag, an dem kein positiver COVID-19-Fall an der Grenze festgestellt wird, die 14-Tage Inzidenz liegt hier bei 7,9. Vollständig geimpfte Einreisende müssen allerdings seit dem 1. Juli keinen Test mehr machen, nicht zuletzt um den Personalaufwand zum Testen an der Grenze bei den stetig steigenden Tourismuszahlen gering zu halten.

Island macht nun eine Sommerpause beim Impfen: Allen Einwohnern über 16 Jahren wurde ein Impfstoff angeboten. Bis Mitte Juli werden noch die zweiten Dosen geimpft, danach ist Schluss mit Impfen bis Ende August. Das Impfpersonal bekommt Sommerurlaub. Dieser ist wahrlich verdient, denn seit Anfang des Jahres wurden 451.936 Impfdosen verabreicht, rund 70 Prozent der Gesamtbevölkerung gelten nun mit zwei Wochen Abstand zur zweiten Dosis als vollständig geimpft.

Pfizer/Biontech hat den größten Anteil an Islands Impfstoffen, aber auch Astrazeneca, Janssen und Moderna wurden verimpft. Die Bevölkerung konnte dabei keinen Impfstoff wählen. Für den Großteil war es reiner Zufall, was geimpft wurde, vornehmlich abhängig von den Lieferungen, die Island erhalten hat. Wer in Island bis jetzt noch keine Impfung bekommen hat, hat seinen Impfstoff abgelehnt oder war verhindert – und muss nun bis zum Herbst warten. (Von Tina Gotthardt, Reykjavik)

Schweiz: Gespannte Urlaubsruhe

Die Schweiz ist ein kleines Binnenland mit einer überdurchschnittlich wohlhabenden Bevölkerung. Zwei Umstände, die die Schweizerinnen und Schweizer zu Reisenden machen. Jährliche Urlaubsreisen ans Meer und in ferne Länder sind für viele ein Bedürfnis, das sie sich etwas kosten lassen. Doch wie im vergangenen Sommer steht auch dieses Jahr Corona im Weg der Reisepläne. Zwar sind nun 38 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft und verfügen über ein amtliches Impfzertifikat. Doch wird dieses auch am Ferienort akzeptiert? Oder braucht es doch noch einen COVID-Test? Muss man gar in Quarantäne? Diese Fragen treiben zu Ferienbeginn viele um.

Auch wenn die epidemiologische Lage eigentlich erfreulich ist, bereitet ein erneuter Anstieg der Infektionszahlen Sorgen. Nachdem der Trend wochenlang nach unten zeigte, hat er die Richtung vor ein paar Tagen wieder geändert. Möglicherweise macht sich wie in anderen Ländern auch in der Schweiz die Delta-Variante des Coronavirus bemerkbar. Inzwischen sind etliche Corona-Maßnahmen aufgehoben oder gelockert worden. Es herrscht eine Stimmung, als wäre das Schlimmste überstanden. In der Folge hat die Bereitschaft, sich zu impfen, etwas abgenommen. Fachleute warnen deshalb davor, dass es bereits im Sommer zu einer neuen Welle kommen könnte.

Auch politisch hat sich die Bevölkerung mit der Bewältigung der Pandemie beschäftigt. Sie stimmte über das COVID-19-Gesetz ab, das wichtige Fragen dieser Ausnahmesituation regelt. Eine kleine Gruppe, die der Ansicht war, dass die Regierung die Grundrechte zu stark einschränke, wehrte sich dagegen. In der Schweiz genügen 50.000 Unterschriften, um ein Bundesgesetz an die Urne zu bringen. Das Referendum wurde abgelehnt, doch die Gegner erhielten die Unterstützung von immerhin 40 Prozent der Stimmbevölkerung. Und sie lassen sich nicht unterkriegen: Sie wollen nochmals über das Gesetz abstimmen lassen. In den nächsten Tagen wird sich entscheiden, ob sie die dafür nötigen Unterschriften zusammenbringen. (Von Markus Hofmann, Zürich)

Frankreich: Moment der Entspannung, Moment der Wahrheit

"Der Kirschbaumgarten" hieß das Eröffnungsstück des Theaterfestivals von Avignon im Hof des Papstpalasts, Isabelle Huppert spielt die Hauptrolle, nur ein paar Kilometer weiter strampelten die Radler der Tour de France gleich zweimal den Mont Ventoux hinauf, beklatscht von euphorischen Fans. In den Dörfern finden wieder Feste und Flohmärkte statt, in Cannes läuft das Filmfestival: Diese Woche wirkte in Frankreich alles wie vor Corona – auch wenn es diesmal, im Gegensatz zu "normalen Jahren", in Avignon und Cannes noch freie Unterkünfte gibt, und die Menschen auf der Straße noch Masken tragen. Im Rest des Landes darf man sie im Freien nach Monaten wieder abnehmen, worüber sich viele Menschen freuen.

Frankreich will den Sommer genießen, zusammen mit ersten Touristen, die nach gefühlt ewiger Abwesenheit wieder auf Märkten, an Stränden und in Museen auftauchen und Hotels und Campingplätze bevölkern. Damit es auch gut weiterläuft, drängt die Regierung offensiv über die Medien zum Impfen. Die 38 Prozent, die inzwischen vollen Impfschutz haben, sind ihr zu wenig, weshalb man nun sogar am Ferienort halbwegs spontan Termine ausmachen darf – und auch bekommt.

Für Menschen in Pflegeberufen steht eine Impfpflicht im Raum. Denn klar, auch in Frankreich erreicht Delta je nach Region bereits über 50 Prozent, die Infektionszahlen steigen wieder an, Experten und Expertinnen fürchten bereits eine vierte Welle samt einem vierten "confinement". "Wir befinden uns in einem Moment der Wahrheit" zitiert der "Figaro" einen Regierungsberater: "Wir müssen die Menschen dazu bringen, sich ihrer Verantwortung zu stellen." (Von Katja Trippel)

Spanien: Die "Fiesta-Variante" grassiert

Auf der europäischen Corona-Landkarte leuchtet Spanien im Gegensatz zum grünen Deutschland mit seinen niedrigen Inzidenzen nun wieder in den Warnfarben orange, rot und lila.

Ein starker Anstieg der Fallzahlen versetzt das Land in Unruhe. Anfang Juli verkündete der der spanische Epidemiologe Fernando Simón die schlechten Nachrichten. Die 14-Tage-Inzidenz war über das erste Wochenende des Monats um 51 Punkte auf 204 Fälle pro 100.000 Einwohner geklettert. Besonders hart betroffen sind mit 640 Fällen die Jugendlichen – die Gruppe, die noch am wenigsten geimpft ist. Hier kletterte die Inzidenz um 96 Punkte auf 814 Fälle pro 100.000 Einwohner. Seither hat sich die Lage dramatisch zugespitzt, das deutsche Robert-Koch-Institut sprach neue Reisewarnungen für das ganze Land aus. Am 7. und 8. Juli wurden je mehr als 17.000 neue Fälle registriert. Spanien mitsamt Mallorca ist offiziell wieder Risikolgebiet.

Die heftigen Ausbrüche werden auf die "Fiesta-Variante" zurückgeführt. Auf der Partyhochburg Mallorca steckten sich um die 2.000 Studenten an. Doch auch britische Urlauber gelten als Mitverursacher der aktuellen Krise, weshalb Spanien auch in seiner Politik gegenüber Großbritannien zurückrudern musste. War das Land trotz grassierender Delta-Variante zunächst auf der grünen Liste der Einreiseländer gestanden, so müssen von nun an auch die Briten einen negativen Test bei der Einreise vorweisen. (Von Ulrike Prinz, Themenmagazin Südamerika-Reporter)

Dieser Beitrag stammt vom Journalismusportal RiffReporter. Auf riffreporter.de berichten rund 100 unabhängige JournalistInnen gemeinsam zu Aktuellem und Hintergründen. Die RiffReporter wurden für ihr Angebot mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet.

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