- Auf der Impfung gegen COVID-19 ruhen große Hoffnungen.
- Die Impfaktion ist aber auch von Pannen, Unsicherheiten und Zweifeln begleitet.
- Wir beantworten hier Fragen von Leserinnen und Lesern, die sich mit ihrem Anliegen an unsere Redaktion wenden.
Um diese Themen geht es unter anderem:
- IMPFSTOFF: Erfahre ich vor der Impfung, welcher Impfstoff verwendet wird? Kann ich mir einen aussuchen?
- MEDIKAMENTE: Wie weit ist die Forschung an Arzneimitteln gegen Corona?
- ZWEITE IMPFUNG: Wann ist sie fällig? Wann greift der Schutz? Muss ich mich danach schonen?
- ZULASSUNG: Was bedeutet "bedingte" Marktzulassung? Nahmen an den Studien auch Vorerkrankte teil? Kann die Impfung die DNA verändern?
- SCHUTZ: Weiß man schon, ob ein Geimpfter andere anstecken kann? Hilft die Impfung trotz Mutationen?
- DURCHFÜHRUNG: Vertragen sich verschiedene Impfstoffe? Muss ich die Impfung selbst bezahlen?
Mit der COVID-19-Impfung hat die größte Impfaktion in der Geschichte der Menschheit begonnen - die bei vielen für Verunsicherung sorgt. Könnte es noch zu unerwarteten Nebenwirkungen kommen? Wie ist der Stand der Forschung: Hält der Schutz an?
Wir beantworten hier die Fragen unserer Leserinnen und Leser rund um den COVID-19-Impfschutz. Am Ende des Textes haben auch Sie die Möglichkeit, uns Ihre Frage zu schicken.
- Wichtiger Hinweis: Behörden und Experten können in diesem Rahmen nur generelle Auskünfte zu Wirksamkeit und Verträglichkeit der Impfstoffe geben, nicht jedoch seriöse Beurteilungen zu individuellen Patientenanfragen.
"Jeder Patient sollte unbedingt Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten", betont auch Heike Haarhoff vom Deutschen Hausärzteverband. Zudem erfolgt vor jeder Impfung eine ausführliche Impfaufklärung. Dort könnten ebenfalls Fragen gestellt werden.
Ist es möglich, sich den Impfstoff auszusuchen?
"Kann ich den Impfstoff von AstraZeneca ablehnen und mir einen anderen aussuchen?"
Prinzipiell kann man sich derzeit keinen Impfstoff aussuchen. Die Verbraucherzentrale zitiert Bundesgesundheitsminister
Für die einzelnen Terminvergaben zur Impfung sind allerdings die Bundesländer zuständig und jedes hat seine eigene Vorgehensweise. In Bayern beispielsweise antwortet das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege auf die Frage, ob man zwischen den unterschiedlichen Impfstoffen wählen kann: "Das hängt davon ab, welche Impfstoffe wie verfügbar sind. Grundsätzlich entscheidet der behandelnde Arzt im Rahmen der Therapiefreiheit über die konkrete Durchführung der Impfung."
Dies gelte für den niedergelassenen Vertragsarzt ebenso wie für den Privatarzt. Auch kann man sich nicht selbst das Impfzentrum aussuchen, denn zuständig dafür sind die Landkreise oder die kreisfreien Städte. Man bekommt also eine Spritze nur dort, wo man auch wohnt. Ähnliches gilt beispielsweise in Baden-Württemberg.
In Berlin dagegen schaut es anders aus. Dort kann man auf der Internetseite der Stadt ein Impfzentrum auswählen. Außerdem ist dort klar ersichtlich, welcher Impfstoff wo verabreicht wird. So kann man sich also indirekt einen Impfstoff aussuchen.
"Wie erfahre ich, wann ich mit dem Impfen dran bin und wie komme ich an einen Termin?"
Wer und vor allem wann man einen Impftermin bekommt, ist in Deutschland leider immer noch nicht einheitlich geregelt. Es bestehen – trotz großer Kritik – Unterschiede, je nachdem, in welchem Bundesland Sie Ihren Hauptwohnsitz haben. Die entsprechenden Links zu den einzelnen Ländern hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf ihrer Website zusammengestellt.
Zurzeit gibt es jedoch in keinem Bundesland nur den einen Weg, einen Impftermin zu bekommen. Die Spritzen werden derzeit unter anderem sowohl in Krankenhäusern, Impfzentren, Seniorenheimen und mit mobilen Impfteams verteilt. Je nach Bundesland kann man sich entweder telefonisch über die Hotline 116117 oder online über einen zentralen Impfterminservice anmelden.
Manchmal bekommen bestimmte Personengruppen auch eine Einladung per Post zugeschickt. Personen, die zu einer Einrichtung gehören und bei denen ein mobiles Impfteam vorbeikommt, müssen nicht eigens einen Termin vereinbaren.
"Alle reden nur noch von der Impfung. Wie weit ist die Forschung bei COVID-Medikamenten?"
Auch bei Medikamenten wird derzeit zum Thema Corona viel geforscht. Doch einen Durchbruch ähnlich wie beim Impfen konnten die Wissenschaftler bislang noch nicht verkünden.
Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen in Deutschland (vfa), zu dem auch Biontech und CureVac gehören, erklärt auf seiner Homepage, dass bei der Forschung vor allem Arzneimittel im Fokus stehen, "die schon gegen eine andere Krankheit zugelassen oder zumindest in Entwicklung sind". Denn diese umzufunktionieren könne schneller gelingen als völlige Neuentwicklungen.
Bei COVID-19 sind es vor allem antivirale Medikamente, die ursprünglich gegen Ebola, Hepatitis C, Grippe oder SARS entwickelt wurden. Außerdem wird an Herz-Kreislauf-Medikamenten, dämpfenden Immunmodulatoren, die unter anderem gegen Rheumatoide Arthritis oder entzündliche Darmerkrankungen entwickelt worden sind, sowie an Medikamenten für Lungenkranke geforscht.
Allerdings geht es dabei nicht darum, "ob die Medikamente gegen COVID-19 wirksam sind oder nicht, sondern genauer, in welchem Krankheitsstadium sie von Nutzen sind", schreibt der vfa.
Bislang sei "Dexamethason das einzige Medikament, das die Sterblichkeit nachweislich absenkt", sagte Prof. Stefan Kluge vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf jüngst dem "Spiegel". Bei dem noch im Sommer so hochgepriesenen Mittel Remdesivir hätten dagegen große Studien gezeigt, dass es "kaum eine Wirkung auf Schwerkranke hat".
Der damalige US-Präsident
Fragen zur zweiten Impfung: Wann greift der Schutz?
"Ab wann wirkt der Impfstoff? Wann bin ich nach der zweiten Impfung 'safe'?"
Generell gilt: "Safe" sind Sie nach einer Impfung nie. Keine Impfung der Welt bietet einen 100-prozentigen Schutz. Für eine Immunisierung gegen Corona sind mit dem mRNA-Impfstoff von BioNTech und Moderna und dem Vektor-basierten Impfstoff von AstraZeneca immer zwei Dosen notwendig. "Der in den klinischen Prüfungen dargestellte Impfschutz wurde ab dem Zeitpunkt sieben Tage (Comirnaty/Biontech) beziehungsweise 14 Tage (COVID-19-Impfstoff Moderna) nach der zweiten Impfung berechnet", heißt es vom RKI.
"Was ist der optimale Zeitraum zwischen den Impfdosen?"
Wann die zweite Spritze gesetzt werden sollte, ist vom jeweiligen Hersteller abhängig. In Deutschland gibt die Ständige Impfkommission STIKO hierfür Empfehlungen: Der Abstand sollte drei beziehungsweise vier bis sechs Wochen für mRNA-Impfstoffe (BioNTech, Moderna) betragen. "Sollte der empfohlene maximale Abstand zwischen der ersten und zweiten Impfstoffdosis überschritten worden sein, kann die Impfserie dennoch fortgesetzt werden und muss nicht neu begonnen werden."
Neueste Erkenntnisse zeigen, dass beim Impfstoff von AstraZeneca mindestens zwölf Wochen Abstand positive Auswirkungen auf dessen Wirksamkeit haben. Das zeigt eine Studie der Universität Oxford. Die Wirksamkeit stieg dadurch auf 81 Prozent. Sie lag lediglich bei 55 Prozent, wenn zwischen beiden Dosen nur bis zu sechs Wochen lagen. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission bislang, bei AstraZeneca die zweite Dosis neun bis zwölf Wochen nach der ersten zu verabreichen.
"Ich habe die erste Impfung sehr gut vertragen. Nach meiner zweiten werden stressige Tage in der Arbeit anstehen. Es heißt immer, nach Impfungen sollte man sich schonen. Gilt das auch für die COVID-19-Impfung?"
Nach einer Impfung – egal, ob nach der ersten oder zweiten - "müssen Sie sich nicht besonders schonen", schreibt das Bundesministerium für Gesundheit. Treten nach einer Spritze jedoch Schmerzen oder Fieber auf, können gängige schmerzlindernde oder fiebersenkende Medikamente wie zum Beispiel Paracetamol eingenommen werden. Es ist dann aber immer ratsam, den Hausarzt zu kontaktieren.
Sorgen rund um die Zulassung der Impfstoffe
"Für die Impfstoffe wurde ja eine 'bedingte' Marktzulassung erteilt. Was heißt das? Geht das auf Kosten der Sicherheit?"
Eine "bedingte Zulassung" ist eine schnellere Marktzulassung des Produktes als die reguläre. Sie ist aber an bestimmte Auflagen geknüpft, die besonders genau und engmaschig kontrolliert werden und ist laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) auf ein Jahr befristet. Für Deutschland ist die Europäische Kommission für die Marktzulassung rechtlich verantwortlich.
Eigentlich werden Arzneimittel zuerst in vielen Studien geprüft, bevor sie offiziell zugelassen werden. Doch in bestimmten Situationen kann das Verfahren beschleunigt werden. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn die öffentliche Gesundheit durch eine Krisensituation bedroht wird oder wenn Patienten unter lebensbedrohlichen Krankheiten leiden.
Dann kann ein schnellerer Zugang zu neuen Therapien ermöglicht werden, indem bestimmte Arzneimittel laut dem BfArM eine "bedingte Zulassung" erhalten, "mit der sie noch vor Abschluss der vollständigen klinischen Prüfung auf den Markt gebracht werden können".
Für dieses beschleunigte Verfahren überprüft die Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA laut EU fortlaufend die Daten des Impfstoffentwicklers, "sobald sie verfügbar werden, anstatt abzuwarten, bis alle Versuche abgeschlossen sind". Voraussetzung hierfür ist aber laut BfArM immer, dass gesicherte Erkenntnisse über ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis der Therapien vorliegen.
Dazu muss der Impfstoffentwickler beispielsweise gewisse Studien einleiten oder abschließen, um nachzuweisen, dass das Nutzen-Risiko-Verhältnis positiv ist. So können möglichst rasch offene Fragen zur Qualität, Unbedenklichkeit und Wirksamkeit beantwortet werden.
"Für eine Zulassung muss in Studien mit Zehntausenden Probanden gezeigt werden, dass der Impfstoff wirksam, verträglich und sicher ist. Dies ist auch bei COVID-19-Impfstoffen geschehen", heißt es vom RKI.
So seien keine sicherheitsrelevanten Prüfschritte ausgelassen, sondern Prozesse verschlankt und zeitgleich durchgeführt worden. Zudem muss "nach Einführung einer Impfung die Sicherheit in der Anwendung weiter überwacht werden, damit eventuelle, seltene Nebenwirkungen erfasst werden können."
"Zählten zu den Probanden in den klinischen Studien auch alte Menschen und Menschen mit Vor- oder Grunderkrankungen?"
Ja, bei den ersten beiden Impfstoffen war das der Fall. Nicht nur jüngere, gesunde Menschen bekamen in den Studien den Impfstoff von Biontech und Moderna testweise verabreicht, sondern laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) waren darunter auch ältere Menschen sowie Risikopatienten mit bestimmten Vorerkrankungen und Übergewicht.
Der Verband der forschenden Pharmaunternehmen (Vfa) bestätigt das. Demnach wird die Erprobung eines Impfstoffs in drei Phasen gegliedert:
In der ersten stehen zehn bis 30 gesunde Frauen und Männer zwischen 18 und 55 Jahren im Mittelpunkt. An ihnen wird die Sicherheit und die Verträglichkeit des Impfstoffs überprüft. Außerdem wird seine Fähigkeit getestet, eine Immunabwehrreaktion hervorzurufen.
In der zweiten Phase werden anhand von 50 bis 500 Teilnehmern die Dosierung des Impfstoffs sowie die Verträglichkeit und Immunreaktion genauer überprüft. Auch hier sind die Probanden meist zwischen 18 und 55 Jahren alt.
In der dritten und letzten Phase wird der COVID-19-Impfstoff an mehreren Zehntausend Freiwilligen erprobt. Die Mehrheit ist zwischen 18 bis 55 Jahren alt, in einigen Studien sind auch ältere Personen über 55 Jahren dabei.
"Die Prüfung des Impfstoffs bei Älteren ist besonders wichtig, da sie am stärksten von der Corona-Pandemie betroffen sind und mit als erstes geimpft werden sollten", sagt die Vfa. Einige wenige Phase-III-Studien beziehen auch Minderjährige ein, schwangere Frauen dürfen ausdrücklich nicht daran teilnehmen.
"Es heißt, eine RNA-Impfung könne nicht die DNA des Geimpften verändern (was in Verschwörungstheorien behauptet wird). Ich habe aber gelesen, dass in sehr seltenen Fällen das Virus kleine Schnipsel des Coronavirus-Erbguts in das menschliche Erbgut einbauen kann. Warum also nicht durch die Impfung?"
Bei den beiden zugelassenen Impfstoffen von Biontech und Moderna handelt es sich um sogenannte mRNA-Impfstoffe. Diese Abkürzung steht für messenger-Ribonukleinsäure oder auch Boten-RNA. "Der mRNA-Impfstoff enthält die genetischen Informationen für das Spike-Protein des Coronavirus", sagen die Helios Kliniken.
"Bei einer Impfung werden diese Informationen in die menschliche Zelle eingeschleust, wo sie im Cytosol nachgebaut und dann dem Immunsystem präsentiert werden können. Mit der menschlichen DNA kommt mRNA aber nicht Kontakt, denn diese befindet sich isoliert im Zellkern." Auch eine Integration von der RNA in die DNA ist demnach nicht möglich.
"Denn die menschliche Zelle besitzt keine Möglichkeit, ein mRNA-Stück in ein DNA-Stück umzuschreiben, da dazu die notwendigen Enzyme – also Eiweiße – fehlen. Lediglich DNA kann in mRNA umgewandelt werden." Unsere DNA bleibt damit unangetastet und wird nicht umgeschrieben, sollte ein Impfstoff in den Körper gelangen.
Ähnliches schreibt das Bundesministerium für Bildung und Forschung: mRNA ist ein Botenmolekül, das nicht in die DNA einer Zelle eingebaut werden kann und relativ schnell vom Körper abgebaut wird. "Eine Veränderung des Erbguts, das heißt eine Beeinträchtigung der Keimzellen wie der Eizellen oder der Spermien, kann damit nicht stattfinden."
Fragen zum Schutz der Impfung
"Eine ganz wichtige Frage scheint ja noch offen: Kann ein Geimpfter sich trotzdem infizieren und andere anstecken?"
Dieser Frage gehen Wissenschaftler auf der ganzen Welt nach, die Antwort wird sehnsüchtig erwartet. Denn es ist bislang unklar, ob die Impfstoffe nur dafür sorgen, dass die Krankheit nicht ausbricht, oder auch vor der Infektion als solcher schützen.
Neue Daten zum Impfstoff von Biontech und Pfizer liefern Grund zur Hoffnung, dass die Impfung dabei helfen kann, die Übertragung des Virus zu unterbrechen. Das Risiko für eine Infektion sinke nach der ersten Dosis wohl um rund 70 Prozent, nach der zweiten um etwa 85 Prozent, jeweils verglichen mit dem Risiko ungeimpfter Menschen. Das teilte die britische Gesundheitsbehörde Public Health England mit (Stand: 22. Februar). Allerdings sind die Daten vorläufig.
Zudem ist ein Manuskript im Umlauf, das hellhörig machte. Es handelt sich um eine bislang unveröffentlichte Publikation von Biontech und Pfizer zusammen mit dem israelischen Gesundheitsministerium, die beide aber nicht offiziell kommentieren wollten. Das Papier war israelischen Journalisten des Internetportals "ynet" zugespielt worden und besagt, der Wirkstoff sei beim Schutz vor Infektionen "hocheffektiv":
Konkret ist die Rede von einer Effektivität von 89,4 Prozent. Allerdings geben die Studienautoren selbst zu bedenken, dass ihre Herangehensweise zu dieser hohen Zahl geführt haben könnte. Auch Impf-Experte Sebastian Ulbert vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) tut sich im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) schwer mit einer Beurteilung. Insofern ist diese Zahl also noch mit Vorsicht zu genießen.
"Endgültige Ergebnisse" wird es auch so schnell nicht geben, da das Coronavirus erst seit einem Jahr bekannt ist. Es ist also noch zu neu. Um zu einem endgültigen Fazit zu kommen, brauchen die Wissenschaftler Zeit und vor allem viele Daten. Hinzu kommt, dass sich das Virus stetig verändert.
Ob sich also Menschen trotz Impfung infizieren können, weiß man deswegen noch nicht. Die Gründe dafür könnten vielfältig sein: "Zum einen reagiert der Körper eventuell anders als gehofft auf den Impfstoff und bildet keine Abwehr", sagt Dominic Fenske, Leiter der Krankenhausapotheke im Helios Klinikum Erfurt. Das sei aber sehr selten.
"Zum anderen können sich bereits Geimpfte angesteckt haben, bevor sich die Immunität vollständig ausgebildet hat." Denn erst nach der zweiten Impfung und dann auch erst nach einer gewissen Zeit – die vom jeweiligen Impfstoff abhängig ist - kann der Körper ausreichend Antikörper gegen das Virus bilden.
Was die Frage der Ansteckung betrifft: Zwar gehen Experten mittlerweile davon aus, dass Geimpfte generell weniger ansteckend sind. Ob das aber auch für SARS-CoV-2 so ist, weiß man noch nicht.
"Weiß man, wie lange der Schutz der COVID-19-Impfung anhält?"
Das Coronavirus ist wie die Grippe (Influenza) ein Virus, das sich immer wieder verändert. Deswegen muss in bestimmten Abständen immer wieder mit einem neuen Impfstoff gearbeitet werden. Doch während man mittlerweile weiß, dass man sich beispielsweise bei der Influenza jedes Jahr aufs Neue eine Spritze beim Arzt abholen muss, ist es bei dem neuen Coronavirus laut dem RKI noch unklar, wie lange der Impfschutz anhält. Dazu liegen noch nicht genügend Daten vor.
Die Wahrscheinlichkeit, an COVID-19 zu erkranken, sei in den klinischen Prüfungen bei den Geimpften um 95 bzw. 94 Prozent geringer als bei den nicht geimpften Personen gewesen. Doch "setzt der Schutz nicht sofort nach der Impfung ein, und einige geimpfte Personen bleiben ungeschützt". Deswegen empfiehlt das RKI, dass die Geimpften auch weiterhin die sogenannten AHA + A + L-Regeln beachten sollten (Abstand, Handhygiene, Alltagsmaske, App und Lüften).
"Bis ich überhaupt dran bin mit Impfen, vergeht bestimmt noch ein halbes Jahr. Das Virus hat also noch viel Zeit zu mutieren. Ist der Impfstoff bis dahin dann überhaupt noch wirksam?"
"Wenn ein Virus mutiert, heißt dies nicht automatisch, dass die genetische Veränderung die Wirksamkeit des Impfstoffs beeinflusst", schreibt das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Homepage. Bei einer Mutation verändert sich das genetische Material des Virus. Ein völlig natürlicher Vorgang, den die Wissenschaft bereits von vielen anderen Viren wie den Influenzaviren kennt. Manchmal geht eine solche Mutation laut dem Bundesgesundheitsministerium schneller vonstatten, manchmal dauert es länger.
Impftstoffe gegen Masern und Röteln etwa bieten noch Jahrzehnte nach ihrer Entwicklung einen langanhaltenden Schutz. Bei der Grippe (Influenza) dagegen ändern sich die Virusstämme so oft und stark, dass man jedes Jahr einen neuen Impfstoff braucht.
Eine Studie, die das renommierte nationale Gesundheitsinstitut der USA (NIH) zusammen mit der Universität von Texas durchgeführt hat, zeigt, dass die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna auch gegen die zuerst in Großbritannien und Südafrika nachgewiesenen Mutationen des Coronavirus wirken. Das geht aus einer Pressemitteilung von Biontech hervor. Allerdings stellten die Unternehmen auch fest, dass Geimpfte gegen die Variante aus Südafrika offenbar eine schwächere Immunantwort aufbauen.
Was den Impfstoff von AstraZeneca angeht, so zeigte eine Studie der Universität Oxford dass es trotz einer Impfung mit dem AstraZeneca-Vakzin im Falle der südafrikanischen Mutation zu Infektionen mit einem milden Verlauf kommen kann.
Die Hersteller beobachten die Entwicklung sehr genau. Laut dem Präsidenten des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Klaus Cichutek, könnten die mRNA-Impfstoffe - darin besteht einer ihrer Vorteile - rasch an Mutationen angepasst werden: Dies könne innerhalb von sechs Wochen geschehen, die Herstellung von Millionen von Dosen würde weitere sechs Wochen dauern.
Außerdem gehen die Wissenschaftler davon aus, dass es keine schwerwiegenden Veränderungen des Virus geben wird, da ansonsten auch die Fähigkeit des Virus, in die Zielzelle einzudringen, beeinflusst werden könnte.
"Ich hatte Corona - kann/soll ich mich trotzdem impfen lassen?"
Zwar liegen noch nicht genügend Belege vor, allerdings geht die BZgA davon aus, dass Personen, die bereits mit SARS-CoV-2 infiziert oder gar an COVID-19 erkrankt waren, "zumindest vorübergehend über einen Schutz vor einer Erkrankung verfügen". Über die Dauer des Schutzes gibt es aber noch zu wenige Daten.
Daher rät die Ständige Impfkommission auch diesen Personen zu einer Impfung. Wann genau der richtige Zeitpunkt dafür ist, kann aber noch nicht gesagt werden. Allerdings empfiehlt die BZgA Personen, die bereits eine Infektion durchgemacht haben, erst einmal zurückzustecken und anderen, gefährdeteren Personen die Impfung zu überlassen. Der Grund: Die Knappheit des Impfstoffs.
Gesichert ist dagegen, dass Personen, die bereits eine Erkrankung durchgemacht haben, den Impfstoff besser vertragen als andere. Die Reaktionen seien weniger stark ausgeprägt gewesen, schreibt die BZgA auf ihrer Homepage. Das geht aus den Zulassungsstudien der beiden mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna hervor. An diesen hatten eben auch Personen teilgenommen, die im Vorfeld eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht hatten.
Fragen zu Nebenwirkungen und Folgen der Impfung
"Wo kann man die Beipackzettel der Impfstoffe (Biontech, Moderna, AstraZeneca) einsehen sowie die Zusammenfassungen der Studienergebnisse, wie sie zur EU-Freigabe vorgelegt worden sind?"
Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA ist für die EU-Freigabe der Medikamente zuständig, deswegen sollte sie auch die erste Anlaufstelle für sämtliche Informationen sein. Auf der Homepage, die auch auf Deutsch umgestellt werden kann, findet man viele Erklärungslinks und Dokumente. Hier die direkten Links zu den einzelnen Impfstoffen:
Sollten noch Fragen bestehen oder weitere Erklärungen nötig sein, ist für Deutschland das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zuständig. Auf der Homepage sind die Informationen klar und auch für Laien gut verständlich aufgeschlüsselt.
"Die Langzeitwirkung dieser Impfung ist doch noch gar nicht bekannt. Wie kann man jetzt schon impfen, wo doch noch verheerende Nebenwirkungen auftreten könnten?"
"Die Erfahrungen mit vielen Impfstoffen über viele Jahre haben gezeigt, dass die meisten Nebenwirkungen kurze Zeit nach der Impfung auftreten", schreibt das RKI auf seiner Internetseite. Außerdem werden Impfstoffe vor der Zulassung in der EU erst einmal genau überprüft: Dazu wurden "umfangreiche Daten von mehreren Tausend Probanden erfasst. Die Bewertung ergab ein gutes Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil über einen Zeitraum von mindestens zwei Monaten nach der zweiten Impfung."
Trotzdem werden aber nach der Zulassung diese Probanden weitere zwei Jahre lang beobachtet. So können neue Erkenntnisse zur Langzeitsicherheit, vor allem in Bezug auf die Nebenwirkungen in den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, gewonnen werden. Auch kann so die Wirksamkeitsdauer der Impfung besser beurteilt werden.
Das PEI bewertet und berichtet über Verdachtsfälle zu Nebenwirkungen bei COVID-19-Impstoffen auf pei.de/coronavirus. Ein Verdacht auf eine Nebenwirkung kann man melden auf nebenwirkungen.bund.de.
Fragen zur Durchführung der Impfung
"Warum kann man sich nicht beim Hausarzt impfen lassen?"
Der erste Grund ist ein ganz banaler: Es gibt derzeit einfach nicht genügend Impfstoff für alle. Zudem müssen die jetzt verfügbaren Dosen stets im Ultra-Tiefkühl-Temperaturbereich bei -75°C gelagert werden. Solch eine Möglichkeit hat aber kaum ein Hausarzt in seiner Praxis.
Des Weiteren, vermeldet das RKI, gibt es den Impfstoff nicht in Einzeldosen. Die Hersteller liefern ihn in sogenannten Mehrdosenbehältnissen. Deswegen gehen derzeit geschulte Impfteams beispielsweise in Senioren-Residenzen, außerdem wird er in den speziell eingerichteten Impfzentren nach Voranmeldung verteilt.
Beides ermöglicht eine schnelle Impfung von möglichst vielen Personen gleichzeitig. In der zweiten Phase sollen die Impfungen auch in den Arztpraxen durchgeführt werden. Vorausgesetzt ist allerdings, dass es genug Impfstoff gibt und man ihn unter Standardbedingungen lagern kann.
"Wenn ich zuerst mit Biontech geimpft werde und nach drei bis vier Wochen mit Moderna, geht sowas oder ist es nicht erlaubt? Vertragen sich diese zwei Impfstoffe?"
Die Ständige Impfkommission STIKO sieht zwar die beiden Impfstoffe von Biontech und Moderna als gleichwertig an, wenn es um die Sicherheit und Wirksamkeit geht. Jedoch empfiehlt sie, eine begonnene Impfserie mit dem gleichen Produkt zu komplettieren. Denn zu einer solchen "Mischung" gibt es noch nicht genügend Daten.
Welcher Impfstoff es dann am Ende sein wird, hängt von der Verfügbarkeit vor Ort ab. Ein Unterschied zwischen den beiden Impfstoffen besteht laut der STIKO trotzdem: Der von Biontech/Pfizer ist schon ab einem Alter von 16 Jahren zugelassen, der von Moderna erst ab 18 Jahren.
"Muss ich die Impfung selbst bezahlen?"
Nein, die Bundesregierung hat beschlossen, dass die Impfung "unabhängig vom Versicherungsstatus" für alle Bürger kostenlos ist. Die Kosten für den Impfstoff übernimmt der Bund, die Länder tragen zusammen mit der gesetzlichen sowie privaten Krankenversicherung die Kosten für die Impfzentren. Kann in der zweiten Phase auch in den Arztpraxen geimpft werden, übernehmen wie sonst auch üblich die gesetzliche und private Krankenversicherung die Leistung.
"Mir fehlt das gute Beispiel: Warum lassen sich unsere Politiker bisher nicht impfen?"
In mehreren Bundesländern haben Kommunalpolitiker sich tatsächlich bereits impfen lassen - und das hat für Kritik gesorgt. Denn die deutschen Politiker sind noch nicht an der Reihe. Sie fallen nicht unter die Personen, die sich in Phase 1 gegen COVID-19 impfen lassen dürfen.
Allerdings haben bereits der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mitgeteilt, dass sie sich die Spritze abholen werden. Nicht nur der eigenen Sicherheit wegen, sondern auch, weil sie eine Vorbildfunktion haben. Je mehr prominente Personen es ihnen gleichtun, desto mehr Aufmerksamkeit bekommt die Impfung. So zumindest der Plan.
Einen ganz ähnlichen Plan verfolgt auch die Vorsitzende des Ethikrates, Alena Buyx. Sie sagte in den "Tagesthemen", dass sie sich durchaus eine Impfkampagne mit älteren Prominenten vorstellen könnte - etwa mit einem Schauspieler oder einer Schauspielerin. Als berühmtestes Beispiel für eine solche Aktion gilt Elvis: Der Musiker hatte sich 1956 öffentlichkeitswirksam vor einem Auftritt gegen Polio (Kinderlähmung) impfen lassen. In den USA folgten ihm Hunderttausende Jugendliche in den kommenden Monaten.
Gegen Corona haben sich im Ausland bereits Queen Elizabeth II. und Prinz Philip den Piks abgeholt, genauso wie die dänische Königin Margrethe II. Das teilten ihre jeweiligen Paläste mit. Auch die neue US-Vizepräsidentin Kamala Harris und US-Präsident Joe Biden haben sich schon impfen lassen.
Verwendete Quellen:
- Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege
- Bundesministerien für Gesundheit, Bildung und Forschung
- Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
- Deutscher Hausärzteverband
- Deutsche Herzstiftung
- Europäische Arzneimittelbehörde "Ema"
- Europäische Kommission
- Impfverordnung der Bundesrepublik
- Interview mit Prof. Baptist Gallwitz von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)
- Paul-Ehrlich-Institut (PEI)
- Robert-Koch-Institut (RKI)
- Verband der forschenden Pharmaunternehmen
- Verbraucherzentrale
- dpa
Sie haben eine allgemeine Frage zur COVID-19-Impfung? Über "Kontakt in die Redaktion" unter diesem Artikel haben Sie die Möglichkeit, uns Ihre Frage zu schicken. Bitte beachten Sie, dass unsere Antworten nicht Arztbesuch ersetzen und wir keine individuellen Empfehlungen für oder gegen eine Impfung aussprechen können.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.