Ein Moment mit Seltenheitswert: Die Kanzlerin entschuldigt sich ohne Umschweife dafür, in der Causa Maaßen zu wenig an das gedacht zu haben, was die Menschen bewege. Jetzt soll es zurück zur Sacharbeit gehen, um die Probleme der Bürger zu lösen. Dazu soll auch ein neuer Arbeitsmodus beitragen.
Kanzlerin
Sie habe sich bei der nun korrigierten Entscheidung über
Merkel will sich jetzt um Sacharbeit kümmern
Zugleich räumte Merkel genau ein Jahr nach der Bundestagswahl ein, ihre schwarz-rote Regierung habe sich nach der lange dauernden Regierungsbildung in den vergangenen Monaten zu viel mit sich selbst beschäftigt.
Jetzt sei es nötig, sich voll auf die Sacharbeit zu konzentrieren. Die Kanzlerin versprach: "Ich werde alles daran setzen, dass das in der nächsten Zeit auch so passiert." Dem sollen künftig auch häufigere und regelmäßige Sitzungen des Koalitionsausschusses dienen.
Merkel, CSU-Chef
Er soll dort nun Sonderberater im Rang eines Abteilungsleiters werden und genauso viel verdienen wie bisher. Seine ursprünglich geplante Beförderung zum Innenstaatssekretär mit höheren Bezügen ist damit vom Tisch.
Merkel räumte ein: "Ich sage ganz deutlich, das Ergebnis vom letzten Dienstag konnte nicht überzeugen." Schon am Freitag habe sie deutlich gemacht, dass es zu einer Neubewertung der Entscheidung von Dienstag kommen müsse.
Über das Wochenende habe man zu dritt - sie, Nahles und Seehofer - sehr viel nachgedacht und sei zu einem neuen Ergebnis gekommen, dass "natürlich auf den Diskussionen des Dienstag" aufbaue.
Merkel will neuen Dissens zwischen Seehofer und Nahles verhindern
Mit diesen Worten versuchte Merkel offensichtlich einen neuen Streit zwischen Seehofer und Nahles zu entschärfen, der um die Frage ausgebrochen war, ob der am Sonntag gefundene Kompromiss schon früher vorgelegt, aber zunächst abgelehnt worden war. Dies hatte Seehofer am Sonntagabend angedeutet, worauf ihm Nahles scharf widersprach.
Merkel nannte den neuen Kompromiss sachgerecht und vermittelbar. Er entspreche außerdem der Fürsorgepflicht für den Beamten Maaßen.
Die Einigung sei sachgerecht, weil es einen klar umrissenen Aufgabenbereich für den künftigen Sonderberater Maaßen gebe, ohne dass die anderen Arbeitsabläufe im Innenministerium beeinträchtigt würden, sagte Merkel. Vermittelbar sei das Ergebnis, weil es eben keine Beförderung sei. Es sei wichtig gewesen, "dass wir eine solche Lösung gefunden haben".
Das schwierige Ergebnis der Bundestagswahl vor genau einem Jahr habe alle vor große Herausforderungen gestellt, sagte Merkel. Dies habe sich auch an der langen Dauer der Regierungsbildung gezeigt. "Umso wichtiger ist es natürlich, dass wir jetzt die Probleme der Menschen lösen."
Einiges habe die Koalition schon geschafft, "aber an vielen Stellen haben wir uns in den letzten Monaten auch zu sehr mit uns selbst beschäftigt. Das muss sich ändern".
Aus diesem Grund hätten sie, Nahles und Seehofer auch ein Treffen des Koalitionsausschusses für nächsten Montag verabredet. Dort sollten drängende Fragen etwa zur Zukunft der Diesel-Technologie, der Nachrüstungen und der Fahrverbote besprochen und endgültige Entscheidungen bei dem Thema getroffen werden.
Merkel will neuen Arbeitsmodus
Merkel schlug einen neuen Arbeitsmodus der Regierung mit regelmäßigen Koalitionsausschüssen vor, bei denen Schwarz-Rot immer wieder darüber Rechenschaft ablege, was man erreicht habe in den "ausgesprochen fordernden Zeiten".
Merkel nannte als Beispiel den Austritt Großbritanniens aus der EU und allgemein die Sorgen vieler Menschen. Auch bei der Pflege und in der Sozialpolitik sei vieles zu tun, wie im Bereich der Digitalisierung.
Maaßen soll nach dem Kompromiss im Innenministerium für europäische und internationale Aufgaben zuständig sein. Frühere Pläne hatten vorgesehen, dass für ihn der bisherige Staatssekretär Gunther Adler weichen muss. Der SPD-Mann solle nun im Grundsatz unverändert seine Zuständigkeit für Bau behalten.
Am Dienstag vergangener Woche hatten sich Merkel, Seehofer und Nahles noch darauf verständigt, dass Maaßen Innenstaatssekretär werden soll. In der SPD hatte die geplante Beförderung eine Welle der Empörung ausgelöst. Auch in CDU und CSU hatte sie für Unverständnis gesorgt. (cai/dpa)
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