- Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich so gut wie nie in Talkshows oder Nachrichten-Sendungen. Ihr Nachfolger Olaf Scholz war zuletzt in diversen Talk-Formaten und sogar bei Joko & Klaas zu Gast.
- Regierungssprecher Steffen Hebestreit sieht dahinter eine Kommunikationsstrategie, die für mehr Transparenz sorgen soll.
- Der ehemalige Berater von Angela Merkel, Werner Weidenfeld, kritisiert hingegen Scholz‘ angebliche Strategie als "aus der Not geboren".
"Zum Regieren brauche ich Bild, BamS und Glotze", so der damalige Bundeskanzler
Seither ist der Medienkonsum nicht weniger geworden – im Gegenteil: Mit Smartphones und Social Media sind Nachrichten heute immer und überall konsumierbar. Trotzdem war Schröders Nachfolgerin
Anders hingegen ihr Nachfolger, Schröders SPD-Parteikollege
Scholz‘ Pressesprecher
"Scholz‘ Fernsehauftritte sind aus der Not geboren"
Politikwissenschaftler Werner Weidenfeld sieht Hebestreits Aussagen kritisch. Er war lange Jahre als Berater von Angela Merkel Seite an Seite mit der Kanzlerin und kennt die Innenansicht aus dem engsten Kreis. "Scholz‘ Fernsehauftritte sind aus der Not geboren", erklärt er gegenüber unserer Redaktion. Ihm zufolge geht Scholz lediglich dann in Fernsehstudios oder erklärt sich vor dem Bundestag, wenn die Rufe nach ihm bereits so laut sind, dass sie nicht mehr zu überhören sind. Dies war zuletzt zu sehen während der Ukraine-Krise: "Erst als die Lage dramatisch wurde, hat er seine Kommunikation angepasst. Da kam seine Rede zur Zeitenwende." Die Rede habe laut Weidenfeld zwar tiefe Markierungen hinterlassen, allerdings frage man sich nach wie vor, was Scholz‘ Rede nun konkret bedeute.
"Der 'Scholzomat' nutzt eine hanseatische Rhetorik vornehmer Zurückhaltung. Das bedeutet, dass er in seiner Kommunikation nur unscharfes Allgemeingut vermittelt", so der Politikwissenschaftler. Bestes Beispiel: Ukraine-Krieg. Zwar wurden nun durch den Bundestag 100 Milliarden Euro Sondervermögen für die Bundeswehr beschlossen, wie die aber genau eingesetzt werden, ist nach wie vor unklar. Ebenso das Thema Waffenlieferungen. Trotz Zeitenwende-Rede zeigt sich die SPD-geführte Regierung nach wie vor zögerlich, was die Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine anbelangt.
Das wäre bei Scholz‘ Vorgängerin anders gewesen, so Weidenfeld. "Angela Merkel hat auf ihre Art markant die Politik erklärt." Sie sei zwar weniger medial präsent in TV-Sendungen gewesen, aber hätte das laut Weidenfeld auch nicht müssen. Es sei niemals unklar gewesen, was Angela Merkel eigentlich will. "Angela Merkel musste ihre Politik nicht so sehr erklären", so der Politikwissenschaftler.
"Die Abwesenheit einer Strategie ist das Kennzeichen der Berliner Politik"
Im Gegensatz zu Scholz‘ Pressesprecher Hebestreit sieht Weidenfeld daher keine effektive Strategie hinter der Kommunikation des Bundeskanzlers. Er geht sogar noch weiter und erklärt: "Die Abwesenheit einer Strategie ist das Kennzeichen der Berliner Politik." Ihm zufolge hat kaum ein Mitglied der aktuellen Regierung eine klare Vorstellung davon, wie die eigene Politik vermittelt werden soll.
Entscheidende Ausnahme: Die Ministerinnen und Minister der Grünen. "Wirtschaftsminister
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Werner Weidenfeld
- Journalist.de: "Du darfst nicht lügen" (02. Mai 2022)
- NDR.de: Medienmagazin Zapp, Olaf Scholz und die Medien: Viele Worte, wenig Inhalt (15. Dezember 2021)
- BR.de: Ein wortkarger Hanseat? Der Kommunikationsstil des Olaf Scholz (20. Februar 2022)
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