Die Enthüllungen rund um das "D-Day"-Papier erschüttern die FDP. Parteichef Christian Lindner bleibt dabei: Er habe davon nichts gewusst. Eine Umfrage im Auftrag unserer Redaktion zeigt jetzt: Die Glaubwürdigkeit der FDP ist beschädigt.

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Krisentage bei der FDP: Nach dem Bekanntwerden eines internen Dokuments zum Ampel-Ausstieg kommt die Partei nicht zur Ruhe. Das vergangene Woche veröffentlichten Papier skizziert einen minutiös geplanten Bruch der Koalition – und umschreibt dies mit militärischen Begriffen wie "D-Day" und "offener Feldschlacht".

Parteichef Christian Lindner will davon nichts gewusst haben. Dafür mussten Generalsekretär Bijan Djir-Sarai und Bundesgeschäftsführer Carsten Reymann zurücktreten. Letzterer ist nicht nur ein enger Vertrauter Lindners. Er gilt auch als Verfasser der Exit-Strategie.

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Die FDP hat ein Glaubwürdigkeitsproblem

Wie eine Civey-Umfrage im Auftrag unserer Redaktion zeigt, hat die Glaubwürdigkeit der Liberalen durch die "D-Day"-Pläne Schaden genommen. Eine Mehrheit der Deutschen (53 Prozent) findet, dass die FDP durch die Veröffentlichung unglaubwürdiger geworden ist. 37 Prozent sind anderer Meinung, weitere 10 Prozent sind sich unsicher.

Auffällig ist, dass das Ansehen der Liberalen vor allem bei Anhängern von SPD (92 Prozent sagen: unglaubwürdiger), Grünen (91 Prozent) und Linken (85 Prozent) abgenommen hat. Bei den Sympathisanten von CDU/CSU, FDP und AfD findet hingegen eine Mehrheit, dass die FDP nicht unglaubwürdiger geworden ist. Bei den Anhängern der Liberalen verneinen dies 81 Prozent, bei der AfD 55 Prozent und bei den Unionsparteien 52 Prozent.

Dass die Liberalen Glaubwürdigkeit eingebüßt haben, sieht die absolute Mehrheit der Deutschen mit einer Ausnahme in allen Altersgruppen so. Einzig in der Kohorte der 40 bis 49-Jährigen gibt es hierfür nur eine relative Mehrheit. In dieser Altersgruppe finden 45 Prozent, dass die FDP unglaubwürdiger geworden ist. 42 Prozent finden dies nicht oder sind sich unsicher (13 Prozent).

"D-Day"-Beben in der FDP: Lindner setzt auf Marco Buschmann

Die FDP und ihr Parteichef Lindner setzen nach den "D-Day"-Enthüllungen auf Schadensbegrenzung. Mit Ex-Justizminister Marco Buschmann hat Lindner einen engen Vertrauten als neuen Generalsekretär ins Hans-Dietrich-Genscher-Haus, die Parteizentrale, geholt. Buschmann gilt als fleißig und guter Organisator – beides kann Lindner gebrauchen, wenn es mit dem Wiedereinzug in den Bundestag klappen soll. Zuletzt lagen die Liberalen in Umfragen nahe oder unterhalb von fünf Prozent.

Und eines dürfte klar sein: Die "D-Day"-Pläne machen den Wahlkampf der FDP nicht einfacher, im Gegenteil.

Informationen zur Methode

  • Für die repräsentative Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Civey vom 29. November bis 2. Dezember 2024 die Antworten von 5.007 Teilnehmerinnen und Teilnehmern berücksichtigt. Das Gesamtergebnis ist repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben unter anderem Daten wie Alter, Geschlecht und Wohnort angegeben und wurden registriert und verifiziert. Civey korrigiert Verzerrungen durch ein mehrstufiges Gewichtungsverfahren.
  • Der statistische Fehler der Ergebnisse beträgt 2,5 Prozentpunkte. Zusätzliche Informationen zur Methode finden Sie auf Civey.com und im Civey-Whitepaper.
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