Die USA drängen im Gaza-Krieg auf eine Zweistaatenlösung. Israels Regierungschef Netanjahu lehnt das ab. Washington sieht dennoch Chancen. Die Lage im Überblick.
US-Präsident Joe
Wieder Demonstration gegen Netanjahu
Unterdessen versammelten sich rund 300 Demonstranten, darunter Dutzende von Familienangehörigen israelischer Geiseln im Gazastreifen, am späten Freitagabend vor einem Haus von
Bericht: Spannungen in Israels Kriegskabinett
Ex-Generalstabschef Gadi Eisenkot, der Israels Kriegskabinett angehört und dessen Sohn im Gaza-Krieg fiel, warf Netanjahu laut einem Bericht der "Washington Post" vom Freitag vor, "Illusionen zu verkaufen", dass die noch mehr als 100 in Gaza festgehaltenen Geiseln durch militärischen Druck befreit werden könnten. "Ich denke, wir müssen feststellen, dass es unmöglich ist, die Geiseln in naher Zukunft lebend zurückzubringen, ohne ein Abkommen zu schließen", sagte Eisenkot demnach jüngst in einer israelischen Fernsehsendung.
In Umfragen hat Netanjahu seit dem 7. Oktober, als Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen ein Massaker in Israel anrichteten und rund 250 Geiseln nach Gaza verschleppten, massiv an Popularität verloren. Kritiker legen dem Rechtspolitiker zur Last, die Vorbereitungen der Sicherheitskräfte auf einen Angriff wie den der Hamas am 7. Oktober vernachlässigt zu haben. Zudem wird Netanjahu, gegen den schon seit längerem ein Korruptionsprozess läuft, vorgeworfen, er zögere das Ende des Krieges im Gazastreifen hinaus, um sich an der Macht zu halten.
Biden telefoniert mit Netanjahu
Am Freitag telefonierte US-Präsident Biden nach Angaben des Weißen Hauses mit Netanjahu. Beobachtern zufolge war es ihr erstes Telefonat nach fast vier Wochen. Biden habe dabei seine Vorstellung eines dauerhaften Friedens und beständiger Sicherheit Israels in der Region erörtert, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. Obwohl Netanjahu seine Bedenken geäußert habe, sei Biden noch immer der festen Überzeugung, dass eine Zweistaatenlösung der richtige Weg sei. Er denke, dass man in der Lage sein werde, eine Lösung zu finden, sagte Biden zu Journalisten in Washington. Es gebe "verschiedene Arten von Zweistaatenlösungen".
EU-Außenbeauftragter: Palästinenserstaat von außen aufzwingen
Nach Worten des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell sollte die internationale Gemeinschaft die Zweistaatenlösung notfalls auch gegen den Willen Israels "von außen aufzwingen". Sonst werde sich "die Spirale des Hasses Generation um Generation" weiterdrehen, sagte Borrell am Freitag bei einer Rede in der Universität von Valladolid in Spanien. Israelis und Palästinenser seien nicht mehr zu einem Kompromiss fähig. Borrell rief die "arabische Welt, Europa, die USA und die gesamten Vereinten Nationen" auf, die Bildung eines Palästinenserstaates auch gegen den Widerstand Israels anzuerkennen.
Zudem warf Borrell Israel vor, den Aufbau der Hamas finanziert zu haben, um die gemäßigtere Palästinensische Autonomiebehörde im Westjordanland zu schwächen und dadurch einen Palästinenserstaat zu verhindern. Netanjahu hat diesen auch von einigen seiner Kritiker bereits erhobenen Vorwurf wiederholt zurückgewiesen. Die USA wollen, dass eine reformierte Palästinensische Autonomiebehörde nach dem Ende des Krieges die Kontrolle im Gazastreifen übernimmt. Netanjahu will dagegen, dass Israel auch nach Kriegsende die Sicherheitskontrolle beibehält und fordert eine Entmilitarisierung des Küstengebiets.
Gaza: Ausgefallene Telekommunikationsdienste vor Wiederherstellung
Nach acht Tagen weitgehend ohne Telefon und Internet sollen die Bewohner des Gazastreifens die Telekommunikationsdienste bald wieder in Anspruch nehmen können. Der Betreiber Paltel kündigte am Freitagabend an, dass er die Versorgung schrittweise wiederherstellen werde.
US-Militär greift erneut Huthi-Miliz an
Die USA griffen unterdessen am Freitag erneut Ziele der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz im Jemen an. Bei den Angriffen seien drei Antischiffsraketen der Huthi getroffen worden, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. Er betonte, dass die Angriffe der Selbstverteidigung dienten und dazu beitragen sollten, die Schifffahrt im Roten Meer sicherer zu machen.
Seit Beginn des Gaza-Krieges greift die Huthi-Miliz dort immer wieder Frachter mit angeblich israelischer Verbindung an. Große Reedereien meiden zunehmend die Route über das Rote Meer, über die normalerweise etwa zehn Prozent des Welthandels laufen. US-Präsident Biden hatte diese Woche deutlich gemacht, dass die USA ihre Militärschläge gegen Huthi-Stellungen fortsetzen würden, solange dies notwendig sei.
Was am Samstag wichtig wird
Unterdessen gehen die heftigen Kämpfe zwischen den israelischen Streitkräften und der Hamas in Gaza weiter. Die humanitäre Lage für die palästinensische Zivilbevölkerung bleibt katastrophal. (dpa/spl) © dpa
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