Der Platz vor der Münchner Staatsoper ist voll. Rund 12.000 Menschen haben sich unter dem Motto "Platz da?! - Flüchtlinge sind hier willkommen" versammelt. Unter ihnen sind auch viele prominente Gesichter: Politiker, Musiker, Kabarettisten. Sie alle wollen sich stark machen gegen "Pegida", Rassismus und Hetze. Wir haben exklusiv mit einigen von ihnen gesprochen.
In Dresden treffen sich an diesem Abend 17.500 Menschen und singen Weihnachtslieder. Aber sie brüllen auch rechtspopulistische Parolen. Mit jeder angekündigten Demonstration wächst der Zulauf für "Pegida", die gegen die vermeintliche Islamisierung des Abendlandes kämpfen.
Doch auch der Widerstand gegen die Anti-Islam-Bewegung wächst. In München kommen zur gleichen Zeit 12.000 Menschen zusammen. Sie demonstrieren unter dem Motto "Platz da?! - Flüchtlinge sind hier willkommen" friedlich gegen "Pegida" (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes), Rassismus und Hetze - aber vor allem demonstrieren sie für ein Deutschland, das Flüchtlingen Türen öffnet und sie in seiner Mitte willkommen heißt.
Den Veranstaltern ist es gelungen, viele Künstler für die Veranstaltung zu gewinnen. Auch Sportfreunde Stiller treten bei der Veranstaltung auf. Sänger Peter Brugger freut sich, dass so viele Menschen gekommen sind, "ein Zeichen setzen, aufeinander schauen und auch schauen, was in diesem Land passiert. Und damit zeigen, dass wir eine offene Gesellschaft sind", sagt er unserem Portal.
Der Bassist der Band, Rüdiger Linhof macht ganz deutlich, weshalb es ihm ein Anliegen ist, gerade dieser Veranstaltung ein Gesicht zu geben: "Ich bin hier, um dafür einzutreten, dass München weiter eine weltoffene Stadt bleibt. Und um noch einmal klarzustellen, dass die größten Güter, die wir hier im Land haben, Toleranz und Weltoffenheit sind." Erst diese Güter "ermöglichen es uns, frei zu denken", ergänzt er. Bei der "Pegida"-Bewegung sieht Linhof ein ganz spezielles Problem: "Sie leben einfach ihre Ängste, um ihrer Ängste willen." Als frei denkender Mensch hingegen müsse man auch den Mut haben, mit den Ängsten in Diskurs zu treten. Deshalb finde er es "wunderbar, dass die Menschen hier so massenhaft auf die Straße gehen und sich in einer großartigen Art und Weise dieser Problematik und diesen Ängsten stellen."
"München von seiner besten Seite"
Ein roter Faden zieht sich durch die Kundgebung. Man will hier nicht gegen etwas demonstrieren. Diese Art der Aufmerksamkeit will man "Pegida" nicht zukommen lassen. Es geht nicht um das "gegen etwas sein", es geht um das "für". Das macht auch Liedermacher Konstantin Wecker deutlich: "Ich finde es einfach großartig, dass hier ein Zeichen gesetzt wird, gar nicht so sehr gegen 'Pegida', sondern für etwas. Nämlich, dass wir hier in München gerne Flüchtlinge aufnehmen und mit ihnen zusammenleben."
Auch der Oberbürgermeister der Stadt, Dieter Reiter, ist gekommen und spricht zu den Demonstranten. "In München ist kein Platz, um Angst zu schüren. Kein Platz für Hetze und die Verleumdung von Menschen", ruft er unter Beifall der 12.000. "Diese Demo zeigt München von seiner besten Seite."
Eine Aussage, der auch Komiker Michael Mittermeier unumwunden zustimmen kann. Er ist gekommen, "weil es wichtig ist, dass man für Menschlichkeit auf die Bühne geht und nicht gegen Menschen. Das macht doch keinen Sinn. Hetzerei hat noch nie Sinn gemacht. Und ich bin sehr stolz, dass so viele Menschen gekommen sind. Danke, München!"
Die Gegenbewegung wächst
Tatsächlich muss man nicht nur den Münchnern danken. Die Kundgebung in der bayerischen Landeshauptstadt ist, wenn auch die zahlenmäßig stärkste, nur eine von vielen Veranstaltungen in Deutschland an diesem Abend, die sich gegen Angstmache der "Pegida"-Bewegung zur Wehr setzt. Die Semperoper in Dresden beispielsweise schaltet demonstrativ bei Beginn der "Pegida"-Demo die Außenbeleuchtung ab. Mit einem Beamer wird stattdessen der Schriftzug "Refugees welcome" (zu dt. Flüchtlinge willkommen) an die Wand geworfen. Zudem zählt die Stadt 4.500 Gegendemonstranten.
Und auch in Bonn, Kassel und Würzburg gehen Menschen gegen Islamfeindlichkeit auf die Straße. Mehr als 20.000 Menschen kommen an diesem Abend in ganz Deutschland zusammen, um gegen die Islamfeindlichkeit und für die Aufnahme von Flüchtlingen zu demonstrieren. Die Gegenseite hat damit in wenigen Tagen mehr Zuwachs bekommen als "Pegida". Ein hoffnungsvolles Zeichen.
Und während in München am Platz vor der Staatsoper 12.000 Menschen ein friedliches Fest gegen Fremdenfeindlichkeit feiern, findet nur 500 Meter weiter die Kundgebung der "Muegida" (Münchner gegen die Islamisierung des Abendlandes) statt. Gerade einmal 25 sind gekommen.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.