- Die Impfpolitik des Bundesgesundheitsministers ist am Mittwochabend das zentrale Thema in Sandra Maischbergers Talkrunde.
- Journalistin Melanie Amann wirft Jens Spahn vor, "Nebelkerzen zu werfen".
- Der Politikwissenschaftler Christian Hacke befürchtet: Trump-Anhänger werden den neuen US-Präsidenten jagen.
Nach dem sensationellen Aus des FC Bayern im DFB-Pokal müssen sich
Immerhin hat Maischberger aber mit
Weil zu wenig Impfstoff da ist, muss sich der Bundesgesundheitsminister den Vorwurf anhören, er habe den Impfstart vergeigt.
Das sind die Gäste
Robin Kelly: Die demokratische US-Kongressabgeordnete hat die Erstürmung des Kapitols durch radikale Trump-Anhänger vor einer Woche hautnah miterlebt und ist kurz aus Washington zugeschaltet.
Sie erklärt, warum ihre Partei ein neues Amtsenthebungsverfahren gegen den US-Präsidenten anstrengt, der ohnehin bald aus dem Amt scheidet: "Wir wollen nicht, dass er überhaupt jemals wieder kandidieren kann."
Christian Hacke: Auch der Politikwissenschaftler spricht sich für die Amtsenthebung von Trump aus: "Ein Präsident, der sich so un- und antidemokratisch radikalisiert – da muss das sein."
Melanie Amann: Die Leiterin des Hauptstadtbüro des "Spiegel" wirft Gesundheitsminister Spahn vor, er stelle den langsamen Impfstart zu positiv dar: "Auf mich wirkt er wie eine wandelnde Arzneimittelwerbung: Für Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie das Kleingedruckte."
Urban Priol: Das sei halt typisch
Jens Spahn: Der Bundesgesundheitsminister (CDU) spricht sich gegen die Impfpflicht für Pflegende aus. Das könne das Vertrauen in den Impfstoff beschädigen. Zudem wisse man noch nicht, ob Geimpfte auch weniger infektiös sind. "Solange wir das nicht geklärt haben, sind viele Debatten müßig."
Das ist der Moment des Abends
Eine Frage dürfte gerade viele Menschen umtreiben: Wie lange müssen wir noch im zweiten Lockdown aushalten? Darauf gibt es an diesem Abend eine vage Antwort – wenn auch keine erfreuliche.
Die Kanzlerin hatte schon angedeutet, dass Lockerungen der Kontaktbeschränkungen bis Ostern schwierig sein könnten. Und das ist auch die Botschaft, die die Zuschauenden an diesem Abend zwischen den Zeilen von Jens Spahn lesen.
Er habe von Anfang an gesagt, der Winter werde hart – und der Winter gehe bis Ende März, sagt Spahn. "Wir werden nicht am 1. Februar alle Beschränkungen und Einschränkungen aufheben können. Das ist sehr offenkundig. Sie werden verlängert werden müssen."
Das ist das Rededuell des Abends
Ein wahres Streitgespräch bekommt das Fernsehpublikum leider nicht geboten. Stattdessen versucht Sandra Maischberger persönlich, den Bundesgesundheitsminister aus der Reserve zu locken.
Jens Spahn verteidigt den Weg der Europäischen Union, die im Gegensatz zu Großbritannien dem Corona-Impfstoff keine frühere Notzulassung geben wollte und daher jetzt beim Impfen hinterherhinkt. "Auf die mittlere Sicht, wenn es um Vertrauen in den Impfstoff geht, dann ist eine ordentliche Zulassung der richtige Weg", so Spahn.
Damit will sich Maischberger nicht zufriedengeben. "Frühes Impfen rettet Leben – oder nicht?", fragt sie spitz. Spahn ist daraufhin sichtlich genervt. Seine Botschaft in dieser Sendung sollte offensichtlich sein: Alles läuft gut. Man habe genügend Impfstoff bestellt, es handele sich nur um eine "Anfangsknappheit". Und wo schon geimpft werde, funktioniere es prima.
Diese Darstellung ruft nach Spahns Abgang aus dem Studio noch einmal Journalistin Melanie Amann auf den Plan. Sie bricht mit einer "goldenen Maischberger-Regel" und wirft dem Gast einen kritischen Satz hinterher: Spahn habe nur Nebelkerzen geworfen, ärgert sich Amann: "Wir impfen viel später als andere Länder, wir impfen viel weniger als andere Länder, wir haben nicht genug Impfstoff oder zu wenig Impfstoff bestellt. Und die Situation in den Pflegeheimen ist katastrophal."
Das ist das Ergebnis
Es bleibt eine Sendung mit sehr begrenztem Informationswert: Jens Spahn wiederholt noch einmal das, was er schon am Tag schon im Bundestag gesagt hat. Auch zur Frage, wer an diesem Samstag das Rennen um den CDU-Vorsitz entscheiden könnte, wagt die Kommentatorenrunde keine Antwort.
Die Lage in der Partei sei extrem diffus, findet "Welt"-Journalist Robin Alexander. Kandidat Norbert Röttgen allerdings habe sich seine Chancen verbaut, indem er die FDP für nicht koalitionstauglich erklärt habe. "Ich glaube, dass Norbert Röttgen eine Superkampagne gemacht hat – aber die ist ihm zu Kopf gestiegen."
So bleibt von diesem Abend nur ein banger Blick in die Zukunft: Wegen des Corona-Lockdowns, der uns wohl noch eine Weile erhalten bleibt. Und wegen der Aussichten in den USA: Politikwissenschaftler Christian Hacke glaubt, dass sich dort eine gefährliche politische Situation zusammenbraut.
Der Sturm auf das Capitol sei möglicherweise nur der Anfang. "Für mich ist nicht ausgeschlossen, dass die Dinge sich in den nächsten Monaten sehr viel schlimmer entwickeln werden. Es hat nie eine Präsidentschaft gegeben wie jetzt die zukünftige von Biden, wo er fast jeden Tag von Trump und seinen Anhängern gejagt wird."
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