Der Wahlkampf wird heißer: Am 1. September stehen die Landtagswahlen in Thüringen an und CDU-Landeschef Mario Voigt erklärte bei "Markus Lanz" (ZDF), wie er verhindern möchte, dass die AfD als stärkste Kraft aus ihnen hervorgeht. Gleichzeitig offenbarte er, mit welchen Parteien er sich eine Koalition vorstellen könnte und warum er die Grünen für problematisch hält.
Das ist das Thema bei "Markus Lanz"
Die Regierungsbildung nach der kommenden Landtagswahl in Thüringen könnte zu einer großen Herausforderung werden. Laut aktuellen Umfrageergebnissen ist die AfD in dem ostdeutschen Bundesland mit 29 Prozent nach wie vor stärkste Partei. Die CDU liegt mit 20 Prozent auf dem zweiten Platz. Dann folgt die Linke mit 16 Prozent, während das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) immerhin auf 15 Prozent kommt. Am Dienstagabend diskutierte Markus Lanz mit CDU-Landeschef Mario Voigt über mögliche Koalitionsbildungen, auch über eine theoretische Beteiligung der AfD um Spitzenkandidat Björn Höcke.
Das sind die Gäste
Mario Voigt , CDU-Landesvorsitzender in Thüringen: "Höcke ist die extremste Form der AfD."- Martin Machowecz, Journalist: "Wir werden von dieser heutigen Sendung an keine ruhige Minute mehr haben, sondern werden mit Sorge, Panik, Angst und Wut umgehen müssen."
- Sabine Adler, Osteuropa-Expertin: "Die Russen sind wirklich zu großem Leiden bereit für die Gewissheit, einem großen Imperium anzugehören."
- Elmar Theveßen, US-Korrespondent: "Eine Niederlage für die Ukraine würde das Startsignal senden für China und für andere Autokraten."
Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"
Mit Blick auf die aktuellen Umfrageergebnisse wollte
Dennoch erklärte Voigt: "Ich glaube, dass (…) da viel zu gewinnen ist, weil die Menschen den Eindruck haben, es wird nur Politik-taktisch über Koalitionen geredet, aber nicht über die Probleme (…), die in ihrem Leben tatsächlich eine Rolle spielen." Der CDU-Landeschef zeigte sich daher hoffnungsvoll: "Die AfD war im Januar bei 36 Prozent, jetzt ist sie bei 29 Prozent. Das heißt, es lohnt sich, Wahlkampf zu führen."
Markus Lanz ließ sich davon nicht beeindrucken und fragte: "Würden Sie mit
Aber er fände, "dass die Grünen keinen guten Job machen – weder in der Bundesregierung noch in der Landesregierung – und dass sie eigentlich in der Opposition am besten aufgehoben sind." Eine These, die Lanz überraschte: "Das sieht Friedrich Merz mittlerweile erkennbar anders!" Voigt konterte lachend: "Eine Volkspartei kann durchaus eine Breite haben." Im Bund halte er "Robert Habeck und das, was er macht, für übergriffig und für total problematisch. Das ist nicht meine Vorstellung von Politik. Ich möchte den Menschen nicht vorschreiben, wie sie zu leben haben."
Schließt Voigt damit auch eine Koalition mit der AfD aus? "Ja, natürlich." Voigt fügte hinzu, dass er auch eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei ausschließe – "aber aus unterschiedlichen Gründen". Journalist Martin Machowecz stellte daraufhin fest: "Das grenzt ein bisschen an Realitätsverweigerung." Die einzige Hoffnung für Voigt sei laut Machowecz das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW): "Sie müssen jetzt darauf hoffen, dass die richtig stark wird, damit es mit der zu einer Koalition reicht, damit sie irgendwie an Linken und AfD vorbeikommen."
Das ist das Rede-Duell des Abends
Auch, als es um den russischen Angriffskrieg in der Ukraine ging, gerieten Mario Voigt und der ZDF-Moderator aneinander. Lanz zitierte zunächst Voigt: "Ein Großteil der Leute im Osten hat keinen Bock mehr darauf, der verlängerte Arm der Amerikaner zu sein." Der Moderator fragte daraufhin sichtlich irritiert: "Was ist das für ein Vokabular?" Der CDU-Mann versuchte, sich herauszureden und erklärte nüchtern, dass viele Menschen im Osten des Landes das Gefühl haben, "dass sie zum Spielball von bestimmten Interessen werden". Er erwarte schon, "dass wir eigenständige, europäische Interessen und vor allen Dingen auch unsere deutsche Haltung klären".
Lanz konterte prompt: "Das kann man ja tun, ohne der verlängerte Arm von Amerika zu sein." Osteuropa-Expertin Sabine Adler stimmte dem zu und unterstellte Voigt, einen "Widerspruch zwischen europäischen Werten und Haltungen, deutschen Werten und Haltungen und amerikanischen" zu kreieren. Voigt wehrte sich daraufhin: "Ich gebe ja nur wieder, was mir über den Gartenzaun in den Gesprächen wiedergegeben wird." Lanz unterbrach den Politiker streng: "Ich habe aber Sie zitiert, Herr Voigt. Ich rede nicht über Menschen am Gartenzaun."
Der Moderator ließ nicht locker: "Das heißt, wir müssen selber Waffen produzieren?" Mario Voigt antwortete nur: "Wir werden darüber diskutieren, wie die Europäer eine eigenständige Sicherheitsstrategie haben."
Grund genug für Lanz, nachzuhaken, ob Mario Voigt für Taurus-Lieferungen oder den Einsatz von Bodentruppen sei. Der CDU-Landeschef erklärte schwammig, dass er "eine funktionierende Flugabwehr" für "maximal richtig" halte. "Wären Sie für 'Taurus'-Lieferungen?", fragte Lanz erneut. Als Voigt genervt mit "Ich bin immer überrascht, wie viele Militärexperten es mittlerweile gibt" reagierte, konterte Lanz: "Ich zähle jetzt mit. Das war jetzt das vierte Mal keine Antwort." Erst nach mehreren Sticheleien sagte der CDU-Landeschef schließlich: "Ich halte Taurus-Lieferungen für eine legitime Option."
So hat sich Markus Lanz geschlagen
Markus Lanz gelang am Dienstagabend eine emotionsgeladene, aber gleichzeitig auch informative Sendung, in der vor allem die Landtagswahl in Thüringen ins Zentrum der Debatte geriet. Dabei ging dem Moderator am Ende die Zeit aus, weshalb er mit Osteuropa-Expertin Sabine Adler nicht mehr über die aktuelle Situation in Russland nach der Wiederwahl Putins sprechen konnte.
Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"
Bei "Markus Lanz" warnte Mario Voigt davor, AfD-Wähler generell als "rechtsextrem" zu titulieren, denn das mache es der AfD "total einfach und stigmatisiert Leute, die tatsächliche Sorgen haben". Sein "politischer Anspruch" sei es daher in Bezug auf die Landtagswahl in Thüringen, "denen wieder Ausdruck zu verleihen". Lanz reagierte skeptisch: "Da ist wahnsinnig 'Prinzip Hoffnung'." Auch Martin Machowecz warnte: "Das wird ein krasses Jahr." Mario Voigt blieb dennoch optimistisch und erklärte den Grund für sein baldiges TV-Duell mit Björn Höcke: "Wenn die AfD stärkste Kraft in meinem Heimatland ist, (…) dann setze ich mich mit Höcke auseinander." © 1&1 Mail & Media/teleschau
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