In der Ukraine ist das Flugabwehrsystem Iris-T SLM längst im Einsatz. Heute erhält auch die Bundeswehr ihr erstes Exemplar. Aber was steckt eigentlich dahinter?
Es war einer der überraschendsten Beiträge Deutschlands für die Verteidigung der Ukraine im Angriffskrieg gegen Russland: das hochmoderne Luftverteidigungssystem Iris-T SLM. Als Kanzler Olaf Scholz (SPD) die Lieferung im Juni 2022 ankündigte, hatte die Bundeswehr das Waffensystem noch nicht einmal für sich selbst bestellt. Nun wird es am Mittwoch auch bei den deutschen Streitkräften in Dienst gestellt.
Flugabwehr mit dreifacher Schallgeschwindigkeit
Iris-T SLM dient dem Schutz von bewohnten Gebieten, Gebäuden und Anlagen. Es bekämpft Drohnen, Flugzeuge, Hubschrauber oder Marschflugkörper in einer Entfernung von bis zu 40 Kilometern und einer Höhe von bis zu 20 Kilometern.
Eine Feuereinheit besteht aus dem Gefechtsstand, einem Radargerät mit 250 Kilometer Reichweite und mehreren Startgeräten zum Verschießen der Lenkflugkörper. Diese sind mit einem Infrarot-Suchkopf ausgestattet und fliegen mit GPS-Satellitennavigation mit dreifacher Schallgeschwindigkeit Richtung Ziel.
Weiterentwicklung einer Kampfjet-Rakete
Die Lenkflugkörper sind eine Weiterentwicklung der bereits beim Kampfjet Eurofighter verwendeten Iris-T-Raketen. "Ein zusätzlicher Raketenmotor sorgt für eine schnelle Beschleunigung nach dem Start und vergrößert die Reichweite um ein Mehrfaches gegenüber der Luft-Luft-Version", erläutert die Bundeswehr.
Sie verweist auf "eine extrem hohe Manövrierfähigkeit, die ein Ausweichen oder Auskurven nahezu unmöglich macht".
Feuertaufe im Ukraine-Krieg
Deutschland hat der Ukraine seit Oktober 2022 vier solche Systeme geliefert und acht weitere zugesagt. Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigte sich wenige Monate später "sehr dankbar" für die Hilfe bei der Abwehr massiver russischer Luftangriffe auf ukrainischer Städte.
"Sie haben eine Menge Leben gerettet", sagte er im Februar 2023 an
Kosten von fast einer Milliarde Euro
Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat im Juni 2023 die Beschaffung von sechs Feuereinheiten und zugehöriger Lenkflugkörper für die Bundeswehr gebilligt. Dafür wurden insgesamt bis zu 950 Millionen Euro aus Mitteln des Sondervermögens für die Bundeswehr bereitgestellt.
Die sechs Systeme sollen nun sukzessive bis Mai 2027 an die Bundeswehr ausgeliefert werden.
Luftabwehr "made in Germany"
Hergestellt wird Iris-T durch den deutschen Rüstungskonzern Diehl Defence mit Sitz im baden-württembergischen Überlingen. Das Radar kommt vom bayerischen Partner Hensoldt, die Gefechtssoftware von Airbus.
Bestandteil von European Sky Shield
Iris T-SLM wird nun am Mittwochnachmittag im Beisein von Kanzler Scholz und Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bei der Flugabwehrraketengruppe 61 in Dienst gestellt. Am Standort Todendorf in Schleswig-Holstein entsteht auch ein Ausbildungszentrum für Iris-T SLM. Dort soll ab 2026 mit Partnernationen der von Scholz ins Leben gerufenen europäischen Luftabwehr-Initiative (European Sky Shield) an dem System trainiert werden. (afp/ bearbeitet von lla)
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