- Ein Frachter voller Mais gilt als Zeichen der Hoffnung im Krieg in der Ukraine.
- Russland verspricht, das entsprechende Abkommen mit der Ukraine einzuhalten - und wehrt sich gegen den Vorwurf der USA, einen Atomkrieg anzetteln zu wollen.
Gut fünf Monate nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs ist das erste Schiff mit Getreide an Bord aus der Ukraine am Dienstag auf dem Weg in Richtung Türkei. Der Frachter "Razoni" hat rund 26.000 Tonnen Mais geladen. Das lang geforderte Ende der Getreide-Blockade löste weltweit ein positives Echo aus. Auch die politische Führung in Kiew äußerte sich vorsichtig optimistisch.
Derweil geht der Streit um die russische Kriegsführung weiter. Die USA warfen Russland "nukleares Säbelrasseln" vor, während der Kreml beteuerte, keinen Atomkrieg beginnen zu wollen. In der Ukraine sollen derweil russische Soldaten US-Angaben zufolge ein Atomkraftwerk als Schutzschild für die eigene Artillerie benutzen.
Wolodymyr Selenskyj sieht positives Signal im Ende der Getreide-Blockade
Der ukrainische Präsident
Selenskyj machte deutlich, dass die Umsetzung des Getreideabkommens, das ein Ende der russischen Seeblockade vorsieht, auch für die Ukraine von enormer Bedeutung ist. Am 22. Juli hatten die Ukraine und Russland sich auf ein von der Türkei und den Vereinten Nationen vermitteltes Abkommen zum Getreide-Export geeinigt.
Es gehe laut Selenskyj nicht nur um Milliarden an Deviseneinnahmen. "Ungefähr eine halbe Million Ukrainer sind am Anbau der landwirtschaftlichen Exporterzeugnisse beteiligt, und wenn wir verwandte Industrien hinzufügen, dann sind das noch eine Million Arbeitsplätze zusätzlich", sagte er.
Ein Sprecher des russischen Militärs versicherte am Montagabend, dass Russland seine Verpflichtungen zur Umsetzung des Abkommens einhalten werde. Moskau habe alle Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit des Schiffsverkehrs im Schwarzen Meer zu garantieren. Für die ukrainischen Häfen seien entsprechende Korridore geschaffen worden.
In New York begrüßte Außenministerin
Atomanlage als "Schutzschild" russischer Truppen?
Derweil kam aus New York auch Kritik an Moskau: US-Außenminister Antony Blinken warf Russland vor, seine Atomwaffen für rücksichtlose Kriegsdrohungen einzusetzen. Frühere Äußerungen von Kremlchef
Die Aussagen stünden im Widerspruch zu internationalen Vereinbarungen. "In unserer Welt ist kein Platz für nukleare Abschreckung auf der Grundlage von Gewalt und Einschüchterung oder Erpressung. Wir müssen zusammenstehen, um dies abzulehnen." Auch Baerbock verurteilte Russlands "rücksichtslose nukleare Rhetorik". Mit der Ukraine habe Russland ein Land ohne Atomwaffen angegriffen und damit frühere Zusicherungen "brutal verletzt".
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Blinken sagte bei einem weiteren Auftritt am Rande der Konferenz, die US-Regierung sei auch "zutiefst besorgt" darüber, dass Russland im Krieg gegen die Ukraine mehrere dortige Atomkraftanlagen eingenommen habe. Mit Blick auf das ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja etwa gebe es glaubhafte Berichte, dass Russland die Anlage als eine Art Schutzschild benutze - also aus der Nähe der Anlage auf ukrainische Kräfte schieße. Die Ukrainer könnten nicht zurückschießen, weil es dadurch zu einem schrecklichen atomaren Unfall kommen könnte.
Medien hatten zuvor berichtet, dass sich vor allem russische Artillerie im Gebiet des Kernkraftwerks verschanzt habe und von dort auf ukrainische Stellungen schieße.
Deutsche Artilleriesysteme in der Ukraine
Die Ukrainer freuen sich derweil über eine Verstärkung ihrer eigenen Artilleriesysteme. Am Montag trafen nach Angaben aus Kiew Mehrfachraketenwerfer des Typs Mars II aus Deutschland ein. Verteidigungsminister Olexej Resnikow bedankte sich bei seiner deutschen Kollegin
Lambrecht hatte die Lieferung bereits in der vergangenen Woche annonciert. Demnach gingen drei Mars II Systeme an die Ukraine. An schweren Waffen hat Deutschland zudem die Flugabwehrpanzer Gepard und Artilleriegeschütze vom Typ Panzerhaubitze 2000 an Kiew übergeben.
Kreml widerspricht Sorge um möglichen Atomwaffeneinsatz
Kremlchef Putin trat den seit Kriegsbeginn wachsenden Befürchtungen entgegen, dass Moskau in der Ukraine womöglich Atomwaffen einsetzen könnte. "Wir gehen davon aus, dass es in einem Atomkrieg keine Sieger geben kann und er niemals begonnen werden darf", schrieb Putin in einem am Montag auf der Webseite des Kremls veröffentlichten Grußwort an die Teilnehmer der Konferenz zum Atomwaffensperrvertrag in New York. Russland werde sich an seine Verpflichtungen aus dem Atomwaffensperrvertrag halten.
Die Spannungen mit dem Westen verstärken sich ungeachtet dessen weiter: Das russische Außenministerium setzte am Montag weitere 39 Politiker, Geschäftsleute und Journalisten aus Großbritannien auf seine Schwarze Liste, darunter Ex-Premier David Cameron. Allein in Großbritannien sind nun 255 Personen von den russischen Sanktionen betroffen. Zudem erklärte die russische Führung die gemeinnützige britische Organisation Calvert 22 Foundation, die sich vor allem auf den Kulturaustausch mit Osteuropa spezialisiert hat, zur in Russland unerwünschten Organisation, was faktisch einem Verbot gleichkommt.
Das Parlament in Lettland, der Sejm, will darüber beraten, ob es Russland zum Terrorstaat erklärt. Eine solche Einstufung würde die Spannungen zwischen den beiden Ländern zusätzlich verstärken.
In Russland wird der Tag der Fallschirmjäger begangen. In Moskau finden dazu unter anderem offizielle Militärveranstaltungen auf dem Roten Platz, im Siegespark und im Gorki-Park statt. Weil viele ehemalige Fallschirmjäger den Feiertag traditionell dazu nutzen, sich zu betrinken und Schlägereien zu beginnen, wurde das Polizeiaufgebot in Moskau wie auch in St. Petersburg verstärkt.
Getreidefrachter aus der Ukraine soll die Türkei erreichen
Der erste Getreidefrachter, der die Ukraine seit Kriegsbeginn verlassen hat, soll in Istanbul ankommen, bevor er in den Libanon weiterfährt. Das mit Mais beladene Schiff werde erst am Mittwochmorgen inspiziert werden, erklärte der türkische Admiral Özcan Altunbulak, Chef des Koordinationszentrums für Getreideexporte aus der Ukraine, am Dienstag in Istanbul. Vertreter Russlands, der Ukraine, der Türkei und der UNO würden die Fracht in Augenschein nehmen. (dpa/AFP/hau)
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