Die Alleingänge von US-Präsident Donald Trump sorgen für Streit unter den sieben reichsten Industrieländern. Zum Gipfel in Biarritz stößt nun auch der neue britische Premierminister Boris Johnson dazu, der ebenfalls für Wirbel sorgen dürfte. Was kann bei dem von Krisen und Konflikten geprägten Treffen herauskommen?
Unter massiven Sicherheitsvorkehrungen kommen die Staats- und Regierungschefs der sieben großen Industrienationen (G7) am Samstag im französischen Badeort Biarritz zusammen.
Trotz großer Differenzen will die G7-Gruppe gemeinsam nach Lösungen für Krisen, Konflikte und andere Probleme suchen: Waldbrände im Amazonas, Konjunkturschwäche, Handelsspannungen, Brexit, Iran, Klimaschutz und Gleichberechtigung.
Gastgeber Emmanuel Macron will vorab in einer Fernsehansprache über die Themen und Ziele des dreitägigen Treffens sprechen.
Angespannte Verhältnisse
Die reichen Industrieländer sind zerstritten - besonders durch die Alleingänge von US-Präsident
Erstmals in der 44-jährigen Geschichte des G7-Clubs ist vorher auch nicht geplant, eine Abschlusserklärung auszuhandeln.
Zur G7 gehören Deutschland, Frankreich, die USA, Großbritannien, Kanada, Italien und Japan. Die Gruppe hat einen Anteil an der Weltwirtschaft von 45 Prozent. Auch ist sie für ein Viertel des energiebedingten Ausstoßes von Treibhausgasen verantwortlich.
Strenge Sicherheitsvorkehrungen
Das Seebad Biarritz ist weiträumig abgesperrt. Überall patrouillieren Polizisten. Um Krawalle wie beim G20-Gipfel in Hamburg zu verhindern, sind 13 000 Sicherheitskräfte mobilisiert.
Proteste sind geplant, es darf aber nur in Nachbarorten demonstriert werden. Schon am Freitagabend kam es in der Region zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten, mit Berichten über Verletzte auf beiden Seiten.
Neuling Boris Johnson
Erstmals ist der britische Premierminister
So wird seine Idee von einem chaotischen Brexit ein Thema, auch wenn es nicht auf der Tagesordnung steht.
Die Rolle Merkels
Angela Merkel trifft am Nachmittag in Biarritz ein. Neben Frankreichs Präsident Macron spielt die Kanzlerin eine wichtige Rolle, um zwischen den Kontrahenten zu vermitteln. In Berlin wurde ein innovativer, aber insgesamt nicht leichter Gipfel erwartet.
Mehr Sicherheit in Afrika
Deutschland und Frankreich wollen mit den G7-Partnern eine Initiative zum Kampf gegen Terrorismus und Instabilität in der Sahelzone südlich der Sahara starten.
Nicht mit Truppen, aber mit Geld und Ausrüstung sollen die betroffenen Länder in der Region unterstützt werden.
Kampf für mehr Gleichberechtigung
Frankreichs Präsident hat sich den Kampf gegen Ungleichheiten in der Welt auf die Fahnen geschrieben - vor allem zwischen Männern und Frauen.
Macron strebt dazu eine "Partnerschaft von Biarritz" an, um in den G7-Ländern Gesetze zur Gleichberechtigung zu verankern.
Streit schlichten im Handelskrieg
Die Eskalation im Handelskrieg der USA mit China belastet die Weltwirtschaft, was die anderen G7-Partner zunehmend besorgt. China antwortete am Freitag mit Gegenzöllen, nachdem Trump die Sonderabgaben auf Waren aus China ausgeweitet hatte.
Der US-Präsident reagierte wiederum mit der Ankündigung weiterer Zollerhöhungen.
Hilfe für den Regenwald
Die verheerenden Amazonas-Waldbrände hat Macron auf die Tagesordnung gehoben. Umweltschützer werfen Brasiliens rechtspopulistischem Präsidenten Jair Bolsonaro vor, den Regenwald durch Brandrodungen für Weideflächen zu zerstören - oder dies zumindest zu dulden.
Die Europäer setzen Bolsonaro unter Druck. Macron will beim Gipfel auch über die Aufforstung des Regenwaldes und deren Finanzierung sprechen.
Dauerstreit um den Klimawandel
Spätestens seit dem Austritt der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ist der Klimawandel ein ständiger Streitpunkt mit Trump.
Aber auch die anderen G7-Partner tun nicht genug, um den Anstieg der globalen Temperatur bei weniger als zwei Grad zu stoppen.
Politischer Druck auf den Iran
Die USA wollen den Iran mit maximalem politischen und wirtschaftlichen Druck zu einem Kurswechsel in der als aggressiv erachteten Außenpolitik zwingen.
Die Wiedereinführung von Sanktionen hat bislang aber nur die Spannungen in der Region weiter angeheizt. (thp/dpa)
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