Die SPD hat die Bundestagswahl verloren. Trotzdem bleibt die Partei wohl an der Regierung. Und: Sie stellt als kleiner Partner den Vizekanzler. Im Auftrag unserer Redaktion hat das Meinungsforschungsinstitut Civey gefragt: Lars Klingbeil oder Boris Pistorius, wer soll es machen?

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In Berlin beginnen die Sondierungen zwischen Union und SPD über die Bildung einer neuen Bundesregierung. Nur eines ist bislang klar: Wahlsieger Friedrich Merz wird aller Voraussicht nach der nächste Kanzler.

Für die SPD war der Wahltag bitter. Die Noch-Kanzler-Partei hat 16,4 Prozent geholt – ihr schlechtestes Ergebnis in der Geschichte der Bundesrepublik. Und trotzdem: Die SPD wird zum Königsmacher in einer Neuauflage der schwarz-roten Bundesregierung. Ein anderes Bündnis, nämlich Schwarz-Blau – also eine Koalition aus Union und AfD –, wäre zwar rechnerisch möglich, wurde von Friedrich Merz aber ausgeschlossen.

Duell der SPD-Alphatiere: Die Deutschen haben einen klaren Favoriten

Es läuft also auf die Sozialdemokraten hinaus. Die haben damit auch das Zugriffsrecht auf das prestigeträchtige Amt des Vizekanzlers. Die Frage ist: Wer schnappt es sich? Zwei Kontrahenten kommen dafür vor allem in Frage. Zum einen der neue starke Mann der SPD, Partei- und Fraktionschef Lars Klingbeil. Ebenfalls Hoffnung machen darf sich Deutschlands beliebtester Politiker, Verteidigungsminister Boris Pistorius.

Das Meinungsforschungsinstitut Civey hat im Auftrag unserer Redaktion die Deutschen befragt, wen sie als Vizekanzler wollen. Das Ergebnis: eindeutig.

Zwei Drittel (64 Prozent) entscheiden sich für Pistorius. Auf Klingbeil entfallen 15 Prozent. 21 Prozent der Befragten sind unentschieden.

Klarer Sieger: Die Deutschen wollen Verteidigungsminister Boris Pistorius auch als Vizekanzler. SPD-Partei- und Fraktionschef Lars Klingbeil ist abgeschlagen.

Das Umfrage-Ergebnis ist für Pistorius ein vollumfänglicher Vertrauensvorschuss. Denn: Der Verteidigungsminister ist in allen Altersgruppen und in Ost- wie Westdeutschland der bevorzugte Vizekanzler. Er überzeugt auch über Parteigrenzen hinweg: Lediglich bei Wählern der Linken und des BSW ist die Skepsis größer. Hier wünschen sich 29 Prozent (Linke) beziehungsweise 33 Prozent (BSW) Lars Klingbeil als neuen Vizekanzler. Hintergrund für die weniger stark ausgeprägte Zuneigung bei Wählern dieser Parteien dürfte Pistorius' Haltung zur Aufrüstung der Bundeswehr und zur Wehrpflicht sein.

Sieger in Ost und West: Verteidigungsminister Boris Pistorius überzeugt die Deutschen in beiden Landesteilen. Lars Klingbeil ist nur Außenseiter.

Mit Blick auf das Alter der Befragten hat Pistorius den höchsten Zuspruch in der Gruppe der 30- bis 39-Jährigen: Hier wünschen sich 67 Prozent den Verteidigungsminister als Stellvertreter von Kanzler Friedrich Merz. Die "niedrigste" Zustimmung hat Pistorius in der Kohorte der 40- bis 49-Jährigen. Doch auch hier kommt er auf einen starken Wert von 60 Prozent.

In allen Altersgruppen ist Boris Pistorius deutlich beliebter als Lars Klingbeil.

Pistorius klar im Vorteil bei Anhängern von Union und FDP

Ebenfalls interessant: Unterstützerinnen und Unterstützer von Union und FDP wünschen sich Pistorius am stärksten als Vizekanzler. Hier kommt er auf Zustimmungswerte von 83 Prozent (CDU/CSU) und 80 Prozent (FDP). In der Anhängerschaft seiner eigenen Partei kommt der Verteidigungsminister "nur" auf 61 Prozent. Das Fremdeln bei den SPD-Wählerinnen und -Wählern mit Pistorius ist also etwas größer als im bürgerlichen Lager. Trotzdem: Pistorius schneidet auch hier stärker ab als Partei- und Fraktionschef Lars Klingbeil (24 Prozent).

Wähler von Linken und BSW stehen Boris Pistorius deutlich skeptischer gegenüber als Unterstützer anderer Parteien. Die größten Zustimmungswerte hat der Verteidigungsminister im bürgerlichen Lager, also bei Union und FDP.

Hinweise zur Methode

  • Für die repräsentative Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag unserer Redaktion 5.021 Bundesbürgerinnen und -bürger online befragt. Befragungszeitraum war der 26. bis 28. Februar 2025.
  • Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben unter anderem Daten wie Alter, Geschlecht und Wohnort angegeben und wurden registriert und verifiziert. Civey korrigiert Verzerrungen durch ein mehrstufiges Gewichtungsverfahren.
  • Der statistische Fehler der Ergebnisse beträgt jeweils 2,5 Prozentpunkte. Zusätzliche Informationen zur Methode finden Sie auf Civey.com und im Civey-Whitepaper.