Kurz und hart so wird der Wahlkampf nach Einschätzung der Parteien und politischen Beobachterinnen und Beobachter. Zum Start des Wahlkampfes haben sich sechs Parteien auf ein sogenanntes Fairness-Abkommen geeinigt. Was das im Detail beinhaltet und warum BSW und AfD kein Teil davon sind.

Mehr aktuelle News

Vor einem voraussichtlich harten Bundestagswahlkampf haben sich sechs Parteien auf ein Fairness-Abkommen verständigt. Es sieht unter anderem vor, auf persönliche Herabwürdigungen oder Angriffe auf das persönliche oder berufliche Umfeld von Politikerinnen und Politikern zu verzichten und respektvoll miteinander zu debattieren.

Was steht im Fairness-Abkommen?

Vereinbart wurde das zweiseitige Papier von SPD, CDU, CSU, Grünen, FDP und der Linken, wie SPD und CDU mitteilten. In der "Vereinbarung zu einem fairen Bundestagswahlkampf" versichern die Parteien vor allem, auf persönliche Herabwürdigungen zu verzichten und sich extremistischen Aussagen entgegenzustellen. Es brauche "einen Wahlkampf, der bei aller notwendigen Klarheit, Kontroverse und auch Härte den Grundprinzipien der Fairness treu bleibt", damit die Bürgerinnen und Bürger eine Wahl treffen könnten, heißt es unter anderem.

Zudem bekennen sich die Parteien zum Verzicht auf Desinformation und dem Nutzen falscher Identitäten, wie etwa Fake-Accounts. In der Wahlkampf-Vereinbarung heißt es außerdem, die Parteien seien als Absender einer politischen Botschaft erkennbar. "Entweder durch ein im Wahlwerbemittel klar erkennbares Parteilogo oder durch den Account, mit dem ein Inhalt publiziert wird."

Für den Wahlkampf vor Ort wurde festgeschrieben, dass keine Gewalt gegen Wahlkämpfer etwa beim Aufhängen von Plakaten und gegen Wahlkampfstände angewendet wird. "Plakate politischer Konkurrenten dürfen nicht zerstört, beschädigt, ab- oder umgehängt werden."

Regeln für digitalen Wahlkampf und KI

Auch der digitale Wahlkampf und das Nutzen künstlicher Intelligenz soll fair erfolgen. So heißt es zum Beispiel: "Deepfake-Technologien nutzen wir nicht, um politischen Mitbewerbern Aussagen in den Mund zu legen, die sie nicht tatsächlich getätigt haben." Mithilfe von KI generiertes Bild-, Video- und Tonmaterial soll unmissverständlich und unübersehbar so gekennzeichnet werden. Mit den persönlichen Daten von Nutzerinnen und Nutzern werde verantwortungsvoll umgegangen.

Fairness-Abkommen ohne BSW und AfD

"Mit der AfD und mit Parteien, die nicht auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen, wird es keinerlei Zusammenarbeit geben", haben sich die Parteien geeinigt. Somit ist ein gemeinsames Abkommen mit der AfD per se nicht möglich. Sie wurde daher auch nicht gefragt.

Bei dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) sieht es jedoch anders aus. Laut Generalsekretär Christian Leye lehne das BSW eine Unterzeichnung ab, da das Abkommen als "unehrlich und selbstgerecht" empfunden werde. Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Parteien hätten wiederholt Falschaussagen über das BSW getätigt. Leye verwies dabei auf einen Tweet von CSU-Chef Markus Söder, wonach das BSW von Moskau gesteuert sei.

Braucht es ein Fairness-Abkommen?

Nach dem Ampel-Bruch und den heftigen Wortgefechten rund um die Vertrauensfrage von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) war die Sorge aufgekommen, dass der Wahlkampf besonders hitzig wird. So sagte Scholz im ZDF-"heute journal" über seinen CDU-Herausforderer Friedrich Merz: "Fritze Merz erzählt gern Tünkram". Tünkram ist Plattdeutsch und heißt so viel wie dummes Zeug.

Auch die Union zeigte, dass sie nicht zimperlich mit dem politischen Gegner umgeht. So sagte CSU-Chef Markus Söder als Reaktion auf den Kanzler: "Olaf Scholz ist kein Vorbild mehr für die Demokratie und ist der peinlichste Bundeskanzler, den unser Land je hatte."

Bereits 1980 gab es mal eine Art Fairness-Abkommen zwischen Franz Josef Strauß (CSU) und Helmut Schmidt (SPD). Dadurch sollten vor allem die Wahlkampfkosten begrenzt werden. Auch später, ab den 2000er Jahren, gab es immer mal wieder Diskussionen über solche Abkommen, die sich allerdings häufig mit digitalen Wahlkampfmitteln befassten. Meist sind sie nicht zustande gekommen. (lc)

Verwendete Quellen:

  • Material der dpa
  • "Deutschlandfunk": Worauf sich die Parteien im Fairness-Abkommen geeinigt haben – und warum AfD und BSW nicht dabei sind
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.