Das Versprechen von Steuererleichterungen gehört zum politischen Einmaleins in Wahlkämpfen. Wissenschaftler haben sich nun genauer angeschaut, wer von Programmen der Parteien wie stark profitieren würde. Das Ergebnis: Bei CDU, FDP und AfD wären es vor allem Gutverdiener.
Einem wissenschaftlichen Gutachten zufolge kommen die von FDP, CDU/CSU und AfD vorgeschlagenen Steuersenkungen vor allem Menschen mit höherem Einkommen zugute.
Das geht aus Berechnungen des Mannheimer Leibniz-Instituts für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hervor, über die die "Süddeutsche Zeitung" als Kooperationspartner des Projekts zuerst berichtete.
Demnach profitieren vor allem Besserverdiener von den Vorschlägen der oben genannten Parteien, während SPD, Grüne, Linke und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) besonders untere und mittlere Einkommen entlasten würden.
Das ZEW-Forscherteam hat für die Analyse die Auswirkungen zentraler Reformvorschläge der Parteien zu Steuern, Mindestlohn und Sozialleistungen auf private Haushalte untersucht und sich dabei auf Daten des Sozio-Ökonomischen Panel (SOEP) gestützt.
"Deutliche Besserstellungen" bei FDP und AfD für Gutverdiener
Der Auswertung zufolge wäre ein Alleinverdiener-Ehepaar mit zwei Kindern und niedrigem Einkommen finanziell bessergestellt, wenn die Wahlprogramme von SPD, Grünen, Linken, BSW oder der Union nach der Bundestagswahl am 23. Februar jeweils umgesetzt würden.
Bei einem Bruttoeinkommen von 40.000 Euro jährlich stünden dieser Familie gerundet jeweils 6.150 (Linke), 1.010 (BSW), 870 (Grüne), 860 (SPD) sowie 300 Euro (Union) mehr zur Verfügung.
Die Programme von AfD und FDP haben laut den Forschern dagegen erst ab den etwas höheren Einkommen von 60.000 Euro "deutliche Besserstellungen" Bei den Programmen von Union, FDP und AfD profitieren Haushalte mit hohem Einkommen den Berechnungen zufolge stärker von geplanten Steuerreformen.
Ein Alleinverdiener-Ehepaar mit zwei Kindern erhielte bei einem beispielhaften Brutto-Jahreseinkommen von 180.000 Euro demnach ein finanzielles Plus von rund 19.190 laut AfD-Programm, 11.990 bei der FDP sowie 5.840 Euro laut Programm von CDU/CSU.
Mit dem SPD-Programm hätte diese Familie demnach 2.200 Euro mehr zur Verfügung. Bei den Grünen wüchse das Einkommen um 100 Euro, beim BSW bliebe es unverändert. Nur das Programm der Linken würde das Einkommen um rund 800 Euro verringern, schreiben die Forscher.
Berücksichtigt wurden für die Analyse die Programme der aktuell im Bundestag vertretenen Parteien sowie des BSW. Finanzielle Auswirkungen im Falle bestimmter Koalitionen haben die Forscher nicht betrachtet. Auch potenzielle ökonomische Folgewirkungen, etwa Job-Verluste durch eine Mindestlohnerhöhung, seien ausgeklammert worden, heißt es. (dpa/bearbeitet von thp)
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