• Audi hat am Mittwoch sein neuestes Fahrzeug der Weltöffentlichkeit präsentiert.
  • Auf seinen Social-Media-Kanälen schwärmt Sachsens Ministerpräsident von den Vorzügen des Autos.
  • Die Linkspartei kritisiert die Lobeshymne – und erinnert an ein vergleichbares Video einer anderen CDU-Politikerin.

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Viel Licht, viel Glas, viel Metall. Die Kamera fängt im Hintergrund das neue Elektrofahrzeug von Audi ein, während im Vordergrund ein Mann in den Vierzigern den SUV anpreist. "Der Q4 e-tron ist ein spannendes Fahrzeug mit allen technischen Raffinessen und vor allem mit einem Antrieb, der seinesgleichen sucht."

Doch der Herr im Anzug ist kein Audi-Mitarbeiter und kein engagierter Schauspieler, sondern Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer. Just am selben Tag, an dem das Fahrzeug weltweit offiziell präsentiert wird, verbreitet der CDU-Politiker das Video über seine Social-Media-Kanäle – unter dem Label des Freistaates.

Auf Facebook, Twitter und Instagram lobt Kretschmer den Audi-Mutterkonzern Volkswagen als "Innovationstreiber", der seit einigen Jahren "komplett" auf Elektromobilität setze. "Sechs verschiedene Fahrzeuge, modernste Fahrzeuge der Elektromobilität kommen aus Zwickau. Und zwei davon sind Audis – und was für welche", schwärmt Kretschmer. Siebenmal nennt er die Namen der Autohersteller.

Dass ein Spitzenpolitiker so offensiv für einen Großkonzern wirbt, sorgt bei Sachsens Opposition für Kritik. "Die Produktwerbung sollte beim Autokonzern VW liegen, dafür müssen keine öffentlichen Mittel eingesetzt werden", erklärte Linken-Fraktionschef Rico Gebhardt auf Anfrage unserer Redaktion. "Wenn Herr Kretschmer nicht aufpasst, wird er noch zur Julia Klöckner der Automobilindustrie."

Die Landwirtschaftsministerin war 2019 wegen eines Videos mit dem Nahrungsmittelkonzern Nestlé in die Kritik geraten. Klöckner wurde eine zu große Nähe zu dem Schweizer Unternehmen unterstellt.

Linkspartei wirft Kretschmer vor, Audi "zu hofieren"

Gebhardt, Oppositionsführer im sächsischen Landtag, betont zugleich: "Dass Audi wieder Autos – in dem Falle E-Autos – hier produziert, ist gut für Sachsen."

Auch sei es "richtig und notwendig", dass sich die Staatsregierung für diese Innovation einsetzt, "um gut bezahlte Industriearbeitsplätze im bisherigen Niedriglohnland Sachsen zu schaffen".

Der Linken-Politiker bezweifelt aber, "dass es zu den Aufgaben eines Regierungschefs gehört, einen Automobilkonzern derart zu hofieren wie in dem Video, das der Ministerpräsident auf seiner Facebookseite veröffentlicht hat".

Die sächsische Landesregierung verteidigt die Aufnahmen. Diese seien vom Social-Media-Team der Staatskanzlei bei einer Vorpräsentation angefertigt worden, seitens Audi habe es keine Unterstützung für das Video gegeben, sagte Regierungssprecher Ralph Schreiber im Gespräch mit unserer Redaktion.

Freude darüber, dass Audi zurück in Sachsen ist

Insbesondere freue man sich, dass "Audi zurück in Sachsen" ist. In Zwickau war das Unternehmen 1909 entstanden, große Teile aber nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach Ingolstadt abgewandert. Es sei ein "besonderes Highlight", dass das neue rein elektrisch fahrende Auto in dem ostdeutschen Bundesland gebaut wird. All das wollte man mit dem Video zum Ausdruck bringen, erläuterte Schreiber.

Beistand bekommt die CDU-geführte Regierung vom grünen Koalitionspartner. Sachsen sei eine feste Größe als Industriestandort, an dem auch die E-Auto-Produktion "eine wichtige Rolle spielt", erklärte eine Sprecherin der sächsischen Grünen auf Anfrage unserer Redaktion.

Und weiter: "Jedes Unternehmen, das sich hier ansiedelt und seine Aktivitäten in der Produktion zukunftsfähiger Technologien ausbaut, ist uns im Freistaat willkommen." Mit Blick auf die Klimakrise gelte es, das Bundesland "zukunftsfest zu machen". Dazu gehöre das "Vorantreiben einer echten Mobilitätswende, zu der natürlich auch der Ausbau des ÖPNV gehört."

Und offensichtlich auch die Werbung für einen knapp zwei Tonnen schweren Elektro-SUV mit 170 PS in der Basisversion.

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